Straubing, 1. September 1751. In einfachsten Verhältnissen kommt ein kleiner Bub zu Welt. Arm an Geld, reich an Ideen. Aus dem niederbayrischen Lauser Johann Joseph Schickeneder wird der Mann – ohne den es die "Zauberflöte" von Mozart nicht geben würde. Und dahinter steckt: Emanuel Schikaneder.
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(Bild: Emanuel Schikaneder in der Rolle des Papageno in der Uraufführung der "Zauberflöte")
Und zwar nicht nur im Federkostüm des bunten Vogelfängers Papageno. Nein. Überhaupt, die ganze Idee zu dieser fantastischen Freimaureroper hatte der Straubinger Selfmademan, Schauspieler, Sänger, Regisseur, Dichter und Theaterdirektor. Aufgewachsen als Halbwaise in Regensburg. Früh muss der Bub mit seinem kindlichen Geigenspiel zum Familienunterhalt beitragen. Der Domkapellmeister bemerkt den auffällig Begabten und unterrichtet ihn.
Johann Joseph besucht das Jesuitengymnasium, singt sogar bei den Regensburger Domspatzen. Dann, mit 22 Jahren bricht der Tausendsassa auf in die Welt. Als Emanuel Schikaneder schließt er sich einer "theatralischen Wandertruppe" an. Auf einer Tournee in Salzburg lernt er Leopold Mozart und dessen nur ein Jahr jüngeren Wunderkindkomponisten Wolfgang Amadeus kennen.
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The Magic Flute – 'Der Vogelfanger bin Ich ja' (Mozart; Roderick Williams)
Ein erstes Beschnuppern, Abtasten. Das Allroundtalent Schikaneders als Schauspieler und Textdichter spricht sich schnell herum. In der Kulturmetropole Wien feiert der Dreißigjährige am Burgtheater und am Kärntnertortheater feiert große Erfolge, so dass er zu träumen beginnt – von einem eigenen Theater. Kaiser Josef II. verbietet den Bau. Nur wenige Jahre später fällt dem schlauen Fuchs und Freimaurer aus Straubing dieser Mozart wieder ein. Was wäre, wenn man gemeinsam ein deutsches Singspiel auf die Bühne brächte? Volksnah und mit der neuesten Technik ausgestattet?
Schikaneder konzipiert, rechnet, erfindet, dichtet. Mozart komponiert. Ihre "Zauberflöte" wird bejubelt und bringt dem innovativen Theaterberserker genug Geld für die eigene Spielstätte – das Theater an der Wien. Bei der Eröffnung ist Mozart längst tot. Und Schikaneder? Bis 1804 leitet er "sein" Theater, bittet sogar Beethoven um die Vertonung eines eigenes Librettos. Dann verblasst der Ruhm allmählich. Das Vermögen schmilzt, die sprühende Schaffenskraft versiegt. 1811 stirbt in einem Wiener Vorort – geistig umnachtet – der allererste Papageno und der niederbayrische Vollblutkünstler.
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Sendung: "Allegro" am 1. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK