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Franz Liszt reist nach Paris Der junge Star in den Salons

Wien, 20. September 1823. Franz Liszt reist nach Paris, um dort am Konservatorium zu studieren. Er ist ein elfjähriger Junge, als er mit seinem Vater, dem niederen fürstlich-esterhazyschen Beamte Adam Liszt, zur großen Fahrt aufbricht. Nur 16 Monate ist es her, seit sich die im Burgenland beheimatete Familie in Wien niedergelassen hat. Seitdem hat sich Erstaunliches getan: Der "blonde Knabe" hat sich mit seinen Klavierkünsten in die Herzen des Publikums gespielt und gilt als eine der Hauptattraktionen des Wiener Musiklebens.

Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Jetzt, im Herbst 1823, ist es nach Adams Meinung an der Zeit, neue Herausforderungen zu suchen. Das Ziel der Reise, die Vater und Sohn antreten, ist Paris, später soll es nach London weitergehen. Franz wolle zunächst am Pariser Konservatorium seine musikalischen Kenntnisse vervollkommnen, heißt es.

Das Phänomen Wunderkind

Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit sitzt ein allen Musikfreunden vertrauter Geist mit im Reisewagen: Der "Mythos Mozart". Das kindliche Genie und der ehrgeizige Vater, der mit seinem Sohn in Europas Metropolen viel Geld verdient. Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart sind das Vorbild. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein werden Wunderkinder als Sensation vermarktet. Es ist ein Phänomen, aus dem auch Adam Liszt Kapital zu schlagen versucht.

Die feine Gesellschaft öffnet ihre Türen

Die Liszts erreichen Paris am 11. Dezember und werden bitter enttäuscht. Als Nicht-Franzose bleibt Franz der Zugang zum Konservatorium verwehrt. Es finden sich jedoch schnell Alternativen. Die feine Pariser Gesellschaft öffnet dem jungen Pianisten ihre Türen. "Le petit Litz", wie in die Franzosen aussprechen, wird zum Star der Salons.

Liszts erste erhaltene Komposition

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Franz Liszt - Huit Variations (on an Original Theme) Opus 1, S.148 | Bildquelle: The ModicaLiszt (via YouTube)

Franz Liszt - Huit Variations (on an Original Theme) Opus 1, S.148

Stolze Gagen - für den Vater

"Man nennt Franz den in Jünglingsgestalt neu erstandenen Mozart", schreibt Adam nach Hause und berichtet von den stolzen Gagen, die er für die Auftritte seines Sohns kassiert. Vater Liszts Rechnung scheint aufzugehen: Das Talent seines Kindes verhilft ihm zu Wohlstand und sozialer Anerkennung. Wunderkinder sind ein zynisches Geschäft.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 20. September 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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