Wien, 10. März 1899: Die Komponistin und Pianistin Grete von Zieritz wird geboren. Den Klavierunterricht hat sie gehasst, dem Willen der Eltern hat sie sich gern widersetzt – die Komponistin Grete von Zieritz war ein freier Vogel. Das hat sie von sich selbst im hohen Alter gesagt. Ein ganzes Jahrhundert an musikalischen Entwicklungen hat die Komponistin erlebt. Und auch musikalisch gesehen hat sie sich von nichts anderem als ihren eigenen Einfällen leiten lassen.
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Als Grete fünf Jahre alt ist, ziehen sie ungewöhnliche Geräusche auf der Straße ans Fenster. Sie sieht einen Leichenzug vorbeiziehen und hört das Geklapper der schweren Pferdehufe auf dem Straßenpflaster. Daraufhin geht Grete an ihr Instrument, ans Klavier, und improvisiert. Zum allerersten Mal, wie sie sich später erinnert.
Grete von Zieritz lernt als Kind Klavier spielen, gleichzeitig erkennen ihre Lehrer ihr Kompositionstalent und sie bekommt Unterricht. Mit 18 Jahren geht sie für drei Monats nach Berlin, um sich als Pianistin weiter zu vervollkommnen, wie sie sagt. Doch: Berlin ist für sie ein wahres Erlebnis. Sie will bleiben. Und zwar – diese Entscheidung trifft sie auch – nicht nur als Pianistin, sondern als Komponistin. Ganz egal, dass ihr alle sagen, sie könne davon als Frau nicht leben.
Grete von Zieritz schmiedet einen Plan. Ihre umjubelten Auftritte als Pianistin nutzt sie, um das Komponieren zu finanzieren. Sie nimmt Unterricht bei Komponist Franz Schreker. Er bringt ihr bei, gegenüber jeder einzelnen Note ein Verantwortungsgefühl zu haben. Jede Note einer Komposition soll absolut notwendig und unentbehrlich sein.
Diesen Grundsatz wendet Grete von Zieritz durch das ganze 20. Jahrhundert hinweg an. Sie zeigt sich unbeeindruckt von sämtlichen musikalischen Moden und verfolgt selbstbewusst ihr Ziel, ihre tonmalerische Sprache zu entwickeln. Die Bildenden Künstler in ihrer Familie hätten ihr dafür den Weg bereitet, sagt sie. Das Instrument, mit dem sie sich am besten ganz direkt und ohne Umwege ausdrücken kann, ist die Violine. Die kommt zum Beispiel in ihrer musikalischen Autobiographie zum Einsatz.
Mit Ende 60 hat Grete von Zieritz das Bedürfnis, musikalisch auf ihr Leben zurückzublicken. Dabei hatte sie da noch gute 30 Jahre vor sich. Grete von Zieritz ist 102 Jahre alt geworden.
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Grete von Zieritz: Japanische Lieder (1919)
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Sendung: "Allegro" am 10. März 2025 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK