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Die Deutsch-Amerikanerin Gloria Coates Glissando-Großmeisterin

Wisconsin, 10. Oktober 1933: Gloria Coates wird geboren. Zufällig strandete sie nach einer Atlantiküberquerung in München. Hier verbrachte sie ihr halbes Leben und wurde zu einer Komponistin, die dem Glissando eine besondere Rolle schenkte.

Bildquelle: Simon Leigh

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"Chiaroscuro", also hell-dunkel, "Indian Sounds" oder "Time Frozen". Solche Titel gibt die amerikanische Komponistin später ihren Symphonien - es werden 16 Stück sein, und das wirft zumindest schon mal zwei Fragen auf: warum solche Titel? (weil ihr assoziative Musik sehr wichtig ist) und warum so viele Symphonien? Ist ja eher unüblich im 20. Jahrhundert – Gloria Coates hatte dafür eine so schlichte wie überraschende Erklärung: "Ich hatte nie vor, eine Symphonie zu schreiben. Aber es hat mit der Intensität dessen zu tun, was ich zu sagen versuche, und mit der Tatsache, dass es 48 verschiedene Instrumentenlinien braucht, um es zu sagen."

Eine ganz eigene Art von Minimalismus

Und das wiederum deutet darauf hin, dass Gloria Coates ein ganz besonderes Ohr hatte. Denn sie hörte bei jedem Ton auch dessen Ober- und (sehr ungewöhnlich) dessen Untertöne. Also quasi einen Cluster. Und daraus hat sie ihre ganz eigene Art von Minimalismus entwickelt, der all die Ober- und Untertoncluster vereinigt: das Glissando. Glissando-Schlangen, Glissando-Apokalypsen, Glissando-Vulkane. Damit wurde Gloria Coates zu einer der wichtigen amerikanisch-deutschen Komponistinnen ihrer Zeit.

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Komponistin Gloria Coates | Bildquelle: Simon Leigh

Gloria Coates: Symphony No.1, "Music on Open Strings" (1973/1974)

In München blieb sie hängen

Schon früh wusste sie, was sie wollte: Mit zwölf Jahren gewann sie einen Kompositionspreis der "National Federation of Music Clubs", studierte Komposition an der Louisiana State University und der Columbia University, und setzte dann (mit Anfang 30) auf einem Frachter nach Europa über (samt kleiner Tochter, einem Dackel und elf Koffern). Nach Deutschland wollte sie, nach Stuttgart, um dort Liedgesang zu studieren. Dazu kam es aber nicht, in München blieb sie hängen. Und wurde dort sogar zu einem Aushängeschild der Musica Viva: als erste Frau, deren Werke in der renommierten Konzertreihe des Bayrischen Rundfunks zur Aufführung gelangten.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. Oktober 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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