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Tierisch gute Oper "Das Schlaue Füchslein" von Janáček wird uraufgeführt

Brünn, 6. November 1924. Die Oper "Das Schlaue Füchslein" von Leoš Janáček wird in Brünn uraufgeführt. Die längste Zeit seines Lebens galt er als Brünner Eigenbrötler mit einer Schwäche für mährische und slowakische Folklore. Erst in einem Alter, da sich andere ins Rentenalter zurückziehen, startete Janáček seine internationale Karriere als Komponist und machte mit seiner charakteristischen Klangsprache Furore. Die war so "tierisch gut", dass sie auch von Libellen, Eulen und Füchsen verstanden wurde.

Bildquelle: picture-alliance / Leemage

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Seine Haushälterin saß in der Küche und lachte bei der Zeitungslektüre so laut über die Zeichnung eines verliebten Fuchspaares, dass Janáček der Sache auf den Grund gehen wollte. So stieß der Komponist auf die illustrierte Fortsetzungsgeschichte über die Erlebnisse eines Försters und anderer Dorfhonoratioren sowie einer Schar von trippelnden und fliegenden Waldestieren, die den Menschen in ihren Verhaltensweisen verblüffend ähnlich sind.

Comic-Strip mit emanzipierter Fuchsdame

Die Heldin dieses frühen "Comic-Strips" ist die Füchsin Bystrouska, eine emanzipierte Fuchsdame. Als kleines Füchslein wird sie vom Förster gefangen, erweist sich aber als wenig "haustiertauglich" und flieht nach einem Massaker im Hühnerstall zurück in den Wald. Dort besetzt sie die komfortable Wohnung des Dachses und vermählt sich mit dem vornehmen Fuchs Goldrücken, mit dem sie eine zahlreiche Nachkommenschaft zeugt.

Mehr als bloße Satire

Janáček sah in der Geschichte mehr als bloße Satire. Er erkannte darin die Verflechtung von Mensch- und Tierwelt mit ihrem gemeinsamen Aufgehen im Kreislauf von Werden und Vergehen. In seiner pantheistischen Umformung der amüsanten Tierfabel fällt die Füchsin am Ende einem Wilderer zum Opfer. In der letzten Szene begegnet der alte Förster wiederum einem kleinen Füchslein – der "Mutter wie aus dem Aug‘ gefallen" - und begreift das Wunder der ewig jungen Natur. Impressionistischer Klangfarbenreichtum, schnell wechselnde Taktarten, slawischer Volkstonfall und kleingliedrige Motive sind die Hauptmerkmale dieser ungewöhnlichen Opernpartitur, die im Jahr ihrer erfolgreichen Uraufführung einen klaren Schritt in die musikalische Moderne bedeutete. Das "Schlaue Füchslein" könne eben nur "Kaninchen fressen, keine Arien und Romanzen" singen – meinte Janáček über die wohl einzige Oper, in der ein Frosch das letzte Wort hat.

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 6. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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