München, 11. Dezember 1906: "Das Christ-Elflein" von Hans Pfitzner wird uraufgeführt. In den 20er Jahren war dieses Werk eine ernstzunehmende Konkurrenz für Engelbert Humperdincks Weihnachtsklassiker "Hänsel und Gretel". Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Pfitzners Kinderoper allerdings in der Versenkung verschwunden. An der Musik liegt das nicht.
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"Ich bin ein böser Kerl, und in meinen Adern fließt nicht gerade Limonade." Pfitzner hatte es an der Galle – im wörtlichen und im übertragenen Sinn: "Ich bin, solange ich lebe, Componist, und nicht Heiliger." Stramm deutschnational war er, ein Polemiker, der sich mit allen und jedem anlegte – und immer beleidigt war, dass seine Musik nicht genügend gewürdigt wurde. Vielleicht hatte er zumindest damit nicht einmal Unrecht. Es könnte sogar sein, dass man Pfitzners Musik in Schutz nehmen muss vor dem Menschen Pfitzner. Bester Beweis: Seine Weihnachtsoper "Das Christ-Elflein".
Überraschend eingängig klingt das. Die Musik erinnert an Mendelssohn und Carl Maria von Weber. Hier zeigt sich Pfitzner von ungewohnt charmanter Seite. Die Handlung ist jedoch gewöhnungsbedürftig: Der deutsche Wald wird viel beraunt, das Christkind höchstpersönlich tritt auf – und sogar ein singender Tannenbaum. Die Geschichte hat einen ernsten Unterton: Ein kleines Elfenkind will wissen, warum die Menschen Weihnachten feiern. Es kommt in eine Familie mit einem todkranken Mädchen. Aus Mitleid geht das Elflein anstelle des kranken Mädchens in den Himmel – und das Kind wird wieder gesund.
Alle könnten glücklich und zufrieden sein, nur der singende Tannenbaum ist wütend: Er hasst Weihnachten, weil seine Schwestern und Brüder abgeholzt werden. Doch Knecht Rupprecht kann ihn beruhigen: Auch Weihnachtsbäume, jedenfalls deutsche Weihnachtsbäume, kommen in den Himmel. Denn die Tanne ist "des Heilands liebster deutscher Baum".
Ich bin ein böser Kerl, und in meinen Adern fließt nicht gerade Limonade.
Pfitzner war eben ein glühender Patriot, auch an Weihnachten, auch beim Schreiben einer Kinderoper. Einen Seitenhieb auf Palme, Ölbaum und andere undeutsche Baumsorten konnte er sich nicht verkneifen. Die Freude an seiner ebenso eigenartigen wie inspirierten Musik muss man sich davon nicht verderben lassen. Denn wie sagte Pfitzner? "Ich bin, solange ich lebe, Componist, und nicht Heiliger."
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Pfitzner: Das Christelflein op. 43 - Ouverture - Hans Pfitzner, direttore
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Sendung: "Allegro" am 11. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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