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Puccinis Geliebte wird Witwe Krise im Privatleben des Komponisten

Torre del Lago, 26. Februar 1903. Als Puccinis "Hauptgeliebte" Elvira plötzlich Witwe wird, steckt der Komponist in der Zwickmühle. Sie heiraten oder weiter die Herzen aller Frauen brechen? Seinem ramponierten Ruf würde eine Ehe nicht schaden, aber andererseits: Elvira kann zum Drachen mutieren. Eigentlich sind sie schon lange ein Paar: Giacomo und Elvira. Einen Sohn haben die beiden auch, aber legitimiert ist ihre Beziehung nicht. Elvira ist immer noch mit einem anderen Mann verheiratet. Als dieser plötzlich stirbt, macht Puccini trotzdem keinen Freudensprung.

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Bei Puccini kommt nämlich gerade eins zum Nächsten: Als "halber Pflegefall" sitzt er nach einem spektakulären Autounfall vorübergehend im Rollstuhl. Wegen der komplett eingegipsten Beine hat Heißdüse Puccini keinerlei Mobilität. Dabei wartet "Madame Butterfly" auf ihn. Er steckt mitten in der Arbeit an der Oper und kommt ausgesprochen gut voran. Nur ist es ihm in dem Zustand nicht möglich am Klavier zu sitzen und zu komponieren. Seine Geliebte Corinna wartet ebenfalls auf ihn. Aber auch da läuft gerade absolut nichts.

Verleger Ricordi hat kein Mitleid mit Puccini

Das wiederum freut Puccinis Verleger Ricordi, in seinen Augen ist diese Frau der reinste Parasit: "Sie macht ihn zu ihrem Spielzeug und unterjocht den in ganz Italien geliebten Künstler. Sie saugt ihm Geist, Blut und Leben aus." Dass Verleger Ricordi dem lädierten Komponisten Puccini kein Mitleid bekundet und dass er ihm dazu noch jegliche Selbstbestimmung im Techtelmechtel mit der angeblichen Vampirfrau Corinna abspricht, sei mal dahingestellt. Puccini jedenfalls trifft die Härte des sonst eher väterlich gestimmten Verlegers sehr.

Der Weg zur Ehe könnte frei sein

Und doch zeigt sich an diesem 26. Februar ein dünner Lichtstreif am Horizont. Narciso Gemignani stirbt. Besser könnte es für den ramponierten Ruf von Puccini nicht laufen. Besagter Gemignani ist nämlich der Ehemann von Puccinis langjähriger Partnerin und Mutter des gemeinsamen Sohnes, also von Elvira. Die wiederum ist sozusagen seine "Hauptgeliebte". Durch Narcisos Tod ist endlich der Weg frei für eine gesetzlich und kirchlich legitimierte Beziehung zu Elvira.

Der Komponist in der Zwickmühle

Also, dass Puccini einen Luftsprung macht, weil der Nebenbuhler das Zeitliche gesegnet hat, wäre übertrieben. Und wäre, davon abgesehen, sowieso unmöglich wegen der Gipsbeine.
Denn tatsächlich befürchtet Puccini, dass Ehegattin Elvira ihm fortan wegen jedem noch so kleinen amourösen Abenteuer die Hölle heiß machen wird. Toleranz und Diskretion in diesem Punkt waren bislang schon nicht ihre Stärken. Puccini steckt in der Zwickmühle: lieber was für den guten Ruf tun und heiraten oder was fürs Freiheitsgefühl?

Puccini schließt das Kapitel Corinna ab

Elvira will ihn, Puccinis Verleger findet es längst an der Zeit, den Zustand der wilden Ehe zu beenden. Und als sich auch noch Puccinis Schwester einmischt und energisch für eine Hochzeit mit Elvira plädiert, wird Puccini gefügig. Er schließt das Kapitel Corinna ab. Ein Anwalt wird beauftragt, ihr eine großzügige Summe zu zahlen, damit sie aus Puccinis Leben verschwindet. Puccini und Elvira heiraten nach Ablauf der 10-monatigen Trauerfrist im Januar 1904.  Das mit seinen Affären endet damit allerdings trotzdem nicht.

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Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 26. Februar 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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