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24. März 1948 – Schostakowitsch beendet sein 1. Violinkonzert Sieben Jahre Warten auf die Uraufführung

Moskau, 24. März 1948. Dmitrij Schostakowitsch vollendet sein erstes Violinkonzert. Gespielt wird es aber erst einmal nicht! Schostakowitsch steht nämlich auf einer der berüchtigten Listen "unliebsamer Personen", geführt von der Partei. "Im Presseorgan der ZK der KPdSU wurden bereits die antinationalen und formalistischen Tendenzen in der Musik Dmitrij Schostakowitschs scharf kritisiert. Dahinter verbergen sich Gefahren für die Entwicklung der sowjetischen Musik!" So heißt es offiziell.

Bildquelle: picture alliance / CTK | Alexandr Hampl

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Bild: David Oistrach (re.) und Jewgenij Mrawinskij (li.) bestritten die Uraufführung von Schostakowitschs (Mitte) Violinkonzert Nr. 1.

Der Moskauer Komponistenverband, dem auch Schostakowitsch angehört, springt nicht in die Bresche für sein international gefeiertes Mitglied. Im Gegenteil, in einer Rede des Vorsitzenden Chrennikow bleibt kein gutes Haar an Schostakowitschs Musik: "Er bedient sich einer abstrakten Sprache, der häufigen Darstellung von Gefühlen. Die sind jedoch der sowjetischen realistischen Kunst fremd. Seine Musik sind expressionistische Krämpfe, neurotische Erscheinungen und eine Flucht in anormale, abstoßende und pathologische Regionen!"

Vorgefertigte Stellungnahme für die Partei

Eine schlechte Basis, um sein Erstes Violinkonzert der Öffentlichkeit vorzustellen! Schostakowitsch bleibt nichts anderes übrig, als kleinlaut eine – selbstverständlich vorgefertigte – Stellungnahme abzugeben: "Auch, wenn es mir schwerfiel, die Verurteilung meiner Musik anzuhören, weiß ich, dass die Partei recht hat. Dass es die Partei gut mit mir meint!"

David Oistrach als Retter in der Not

Sieben Jahre wird es, trotz dieser inszenierten "Asche auf mein Haupt"-Nummer dauern, bis das Violinkonzert gespielt wird. Vollbracht hat dies letztlich der Geiger David Oistrach. Einem amerikanischen Impresario schwärmte er von Schostakowitschs unbekanntem Violinkonzert vor. Und der wollte es unverzüglich ins Programm nehmen. Da gab die Partei, als Auswirkung der allgemeinen Tauwetterperiode, klein bei. Rasch kam es im Oktober 1955 zu einer sowjetischen Uraufführung mit David Oistrach als Solisten. Jewgenij Mrawinski stand am Pult.

Neue Opusnummer

Selbstverständlich musste, damit auch der Komponistenverband zufrieden war, das Konzert dringend eine neue Opus-Zahl erhalten. An dieser Zahl op. 99 auf der Partitur sollte man ablesen, dass Dmitrij Schostakowitsch die guten Vorsätze seiner Stellungnahme aus dem Jahr 1948 in einer Umarbeitung des Konzerts beherzigt hatte. Tatsächlich veränderte Schostakowitsch in den sieben Jahren des Wartens keine Note.

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Shostakovich  - Violin Concerto No  1   Hilary Hahn/Mariss Jansons  BPO | Bildquelle: Vasken Fermanian (via YouTube)

Shostakovich - Violin Concerto No 1 Hilary Hahn/Mariss Jansons BPO

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Sendung: "Allegro" am 24. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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