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Schuberts spätes G-Dur-Streichquartett Musik wie eine Naturgewalt

Wien, 8. Dezember 1850: Franz Schuberts großes G-Dur-Streichquartett wird uraufgeführt. Der Komponist ist da schon über 20 Jahre tot. Aber dieses Quartett klingt trotzdem noch wie Zukunftsmusik – lange wird es dauern, bis es in seiner Radikalität verstanden wird.

Bildquelle: picture alliance / dpa | Andrzej Grygiel

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Ein Wahnsinnsquartett. Lang, eine dreiviertel Stunde. Aufbrausend, schillernd, ein einziger Sog. "Das Stück hat einzelne hervorragend schöne Stellen", schreibt ein Kritiker damals. "Anspruch auf ein wirkliches Kunstwerk kann es aber nicht machen; es ist in seiner ganzen modulatorischen Anordnung wild, bunt, formlos. Fortwährend mit Dur und Moll auf derselben Tonstufe zu wechseln, kommt hier bis zum Überdrusse vor". Tja. Leider hat der Rezensent nicht verstanden, dass es in dieser Musik genau darum geht. Beethoven: entwickelt sich. Schubert: passiert. Wie eine Naturgewalt. Er hat das damals schon zu spüren bekommen.

Schlagartig kommt die Inspiration

Rückblende. 1826. Kein gutes Jahr ist das für Schubert. Kein Geld, wie immer. Und er hat eine Schaffenskrise. Unglücklich – und gleichzeitigt sehr aufgeregt – geht er ins Konzert: Der große Beethoven hat eine Uraufführung: sein Quartett op. 130. Und Schubert ist, salopp gesagt, geplättet. Schlagartig ist die Inspiration zurück. Und wie! In elf Tagen schreibt er die Partitur eines neuen Streichquartetts, das wie ein Gegenentwurf zu Beethoven ist. In der Wohnung des Schubertfreundes und Komponisten Franz Lachner ist 1827 die Uraufführung. Privat und in kleinem Rahmen. Das war's.

Zu groß und zu fremd

Schubert schickt die Noten an einen Verlag, der aber lehnt dankend ab. "Ihre Werke sind für einen Verleger alle so anziehend, dass die Wahl schwer ist," schreibt der Verleger schleimig zurück. Lieber will er Lieder haben. Zu groß ist die Musik, zu fremd.

Symphonische Wucht für Streichquartett

Erst im Dezember 1850 die öffentliche Uraufführung, da ist Schubert schon über 20 Jahre tot. Kein Verständnis. Es dauert noch einmal 100 Jahre, bis Schuberts radikalstes Werk verstanden wird, diese orchestralen Klangballungen in ihrer symphonischen Wucht.

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Schubert | String Quartet No. 15 in G Major D. 887 - Esmé Quartet | Bildquelle: Südtirol in concert (via YouTube)

Schubert | String Quartet No. 15 in G Major D. 887 - Esmé Quartet

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Sendung: "Allegro" am 08. Dezember 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Freitag, 08.Dezember, 16:01 Uhr

Francesco Croese

Danke

Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel über ein außergewöhnliches Werk wie Schuberts letztes Quartett!

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