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Franz Schubert Grand Duo für Klavierduo C-Dur, D 812

Schuberts Grand Duo C-Dur D 812 ähnelt in Aufbau und Dimension beinahe einer Symphonie. Das GrauSchumacher Piano Duo hat das Starke Stück schon lange im Repertoire. BR-KLASSIK hat mit den beiden Pianisten gesprochen.

Bildquelle: picture alliance / © Fine Art Images/Heritage Imag

Das starke Stück

Schuberts Grand Duo D 812 für Klavierduo

Noch heute rätselt man, ob Schuberts Sonate C-Dur D 812 für Klavierduo nicht eigentlich als Symphonie gedacht war. Robert Schumann meinte schon damals: "Wer so viel schreibt wie Schubert, macht mit Titeln am Ende nicht viel Federlesens, und so überschrieb er sein Werk in der Eile vielleicht Sonate, während es als Symphonie in seinem Kopfe fertig stand." Joseph Joachim war einer der ersten, der das Werk für Orchester bearbeitet hat, später haben auch Felix Weingartner, Fritz Oeser oder Raymond Leppard diese Klaviersonate für Orchester eingerichtet.

Ein originäres Klavierwerk

Andreas Grau vom GrauSchumacher Piano Duo überzeugen die vielen Orchesterfassungen nicht, denn für Schubert sei es nicht ungewöhnlich, dass er Werke dieses Ausmaßes schrieb und beim Komponieren die Orchesterinstrumente mitdachte. Für ihn ist das Werk ein originäres Klavierwerk, ein großartiges und wichtiges Klavierwerk für vierhändiges Klavier.

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Der Kopfsatz umfasst über 300 Takte

Geheimnisvoll beginnt der erste Satz des Grand Duo. Andreas Grau sagt dazu: "Er fängt eigentlich nicht mit einem Thema an, dass man als solches gleich erkennen würde. Man kann noch nicht einmal eine Tonart richtig erkennen, es könnte ja alles Mögliche sein und das Interessante ist: Man kann nicht sagen, wie es weitergeht." Nicht nur der Beginn ist besonders, auch der weitere Verlauf mit seinen Modulationen, Steigerungen, der extremen Dynamik und abrupten Stillständen lassen das Publikum oft im Unklaren. Über 300 Takte umfasst der erste Satz, eine emotionale und intellektuelle Herausforderung für Interpret:innen und Publikum, gerade weil Schubert schon zu Beginn beide Themen verarbeitet. Um eine schlüssige Interpretation zu finden, braucht man Erfahrung, sagt Götz Schumacher: "Das ist meiner Meinung nach für alle Interpreten bei Schubert die Schwierigkeit: Die Form zu finden, zu erkennen, wie Schubert diesen Satz aufgebaut hat."

Drei unterschiedliche Charaktere im Andante

Andreas Grau und Götz Schumacher | Bildquelle: Dietmar Scholz GrauSchumacher Piano Duo | Bildquelle: Dietmar Scholz Ganz anders der zweite Satz, ein Andante, das formal betrachtet aus drei Abschnitten besteht. "Es beginnt alles ganz unscheinbar mit einem Andante Schubert'scher Art", sagt Götz Schumacher. "Es ist so selbstverständlich, so fließend, so ungetrübt – und man weiß, dass es bei Schubert nicht lange gut gehen kann. Aber wo er dann plötzlich landet, das ist so ein Extrem, bei dem man erstmal noch gar nicht weiß: Wie schafft er den Sprung dahin nach nur 20 Takten?" Die Herausforderung dieses Satzes besteht darin, die drei unterschiedlichen Charaktere der Abschnitte in einen sinnvollen Bezug zueinander zu setzen.

Nähe zu Beethoven

Im dritten Satz, dem Scherzo, ist die Nähe zu Beethoven unüberhörbar, dazu starke Dynamik und viel Bewegungsenergie. Plötzlich kommt das Trio und man befindet sich in einer völlig anderen Welt. "Im Primo läuft eine Melodie immer in ganzen Takten durch. Die hat einen so endlosen Charakter, dass man sie gar nicht wirklich einteilen kann", charakterisiert Andreas Grau diese Musik. "Und ganz gleichmäßig geht das eine ganze Seite lang, das ganze Trio hindurch in immer diesem gleichen Charakter. Und unten bei Götz im Bass läuft ein vorausgenommener Schlag, der immer auf die Drei kommt. Der kommt stets zu früh und sorgt für eine Unruhe – unheimlich, irgendwie mysteriös. Es entwickelt sich zunehmend eine Art Fanatismus, weil das überhaupt nicht aufhört."

Gewollte Fröhlichkeit am Schluss

Am Ende steht ein typischer Schlusssatz mit Kehrauscharakter. Ein Satz, der oberflächlicher wirkt als die anderen drei Sätze und sowohl Musikwissenschaftler als auch Interpreten in zwei Lager spaltet. "Für mich ist dieser Satz vom interpretatorischen Ansatz her eigentlich am schwersten zu verstehen, weil man nicht weiß, welche Funktion er letztendlich hat", findet Andreas Grau. "Er wirkt natürlich ganz toll, weil er pianistisch spektakulär ist und die Durchführung auch sehr aufregende Momente bietet. Trotzdem muss man aufpassen, dass der Satz nicht ein bisschen leerläuft – im Sinne von virtuosem Geklingel. Das ist die Gefahr, die sich uns Interpreten stellt: eben dieses zu vermeiden." Eine gewollte Fröhlichkeit, in der auch Verzweiflung steckt, meint der Pianist: "Man hat den Eindruck, nach diesen drei Sätzen wollte Schubert dann etwas Positives am Schluss schreiben – und er kam trotzdem nicht ganz über diese Verzweiflung hinweg."

Musik-Info

Franz Schubert:
Grand Duo C-Dur, D 812


Klavierduo GrauSchumacher
Label: NEOS

Sendung: "Das starke Stück" am 23. Januar 2024, 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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