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Strawinskys "Oedipus Rex" Ein Oratorium kommt auf die Bühne

Wien, 23. Februar 1928. An der Staatsoper hebt sich der Vorhang für ein Stück, das man kaum mit Igor Strawinsky in Verbindung bringt. Denn eigentlich klingen die Bühnenwerke des Russen, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts ganz Westeuropa aufmischt, ganz anders: wild, archaisch, rhythmisch aufgepeitscht.

Bildquelle: picture-alliance / RIA Nowosti

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Klassische Harmonien, eine nüchtern-schlichte Stilistik, die mit bekannten Stilmitteln vergangener Epochen lustvoll und gekonnt spielt, dazu ein Thema aus der griechischen Antike – all das ist auf den ersten Blick untypisch für Igor Strawinsky. Doch kaum einer hat sich in seiner Karriere so chamäleonartig gewandelt, sich in so vielen Stilen und Konzeptionen versucht, wie der Russe mit Wohnsitz Frankreich. "Oedipus Rex", gemeinsam mit dem Schriftsteller Jean Cocteau in den 1920er Jahren geschrieben, ist eins der Hauptwerke seiner neoklassizistischen Phase.

Latein hat den Vorzug, Material zu sein, das nicht tot ist, aber versteinert.
Igor Strawinsky

Monumental ohne Trivialität

Zum ersten Mal seit seiner Zeit bei den Balletts Russes schreibt Strawinsky wieder für ein großes Orchester. Und er will den Oedipus-Stoff auf Latein: "Ich war von jeher der Meinung gewesen, dass zu allem, was ans Erhabene rührt, eine besondere Sprache gehört, die nichts mit dem Alltag gemein hat. Schließlich wählte ich das Lateinische. Es hat den Vorzug, Material zu sein, das nicht tot ist, aber versteinert, monumental geworden und aller Trivialitäten entzogen."

Von Wien aus in die musikalische Welt

Ein Jahr vorher wird "Oedipus Rex" konzertant in Paris gegeben und findet kaum Widerhall. Es braucht erst die Regie von Lothar Wallerstein und die Bühnenbilder und Kostüme von Alfred Roller in Wien, damit das Stück in zwei Akten um Oedipus und Jokaste seine volle Wirkung entfalten kann. Sechs Vorstellungen setzt die Wiener Staatsoper 1928 an, die dem neoklassizistischen Werk den Weg in die internationale Musikwelt ebnen: Berlin, Dresden, Jahre später auch Paris, Washington und die Salzburger Festspiele entdecken "Oedipus Rex" für sich. Auch, wenn es nicht DER Strawinsky-Sound ist…

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Igor Stravinskij (1882-1971): "Oedipus rex" (1927) | Bildquelle: GBopera Channel (via YouTube)

Igor Stravinskij (1882-1971): "Oedipus rex" (1927)

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 23. Februar 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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