Los Angeles, 16. Oktober 1923. Die Walt Disney Company wird von zwei Brüdern gegründet. Roy ist der Mann fürs Geld, Walter der mit Zeichenstift und Ideen. Was in Onkels Garage begann, ist heute ein Milliardenunternehmen: mit Vergnügungsparks, Streaming-Plattform, Merchandise-Artikeln und vor allem fantasievollen Filmen.
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"Company" hört sich ganz schön großspurig an für ein Zwei -Mann-Unternehmen in einer verrümpelten, kalifornischen Garage. Walter und Roy heißen die Brüder. Roy kennt sich in Geschäftsdingen aus. Und Walter, kurz Walt, will erfinden, was sich zu Geld machen lässt. Einige Qualitäten bringt er ja mit: Walt ist Zeichner, Krankenwagenfahrer, Zeitungsausträger, Tierliebhaber, macht Werbefilme, ist Menschenbeobachter, Märchenfan, er ist AUCH ein bisschen besessen und vor allem ein großer Träumer. Oder sagen wir, weil es als Gründer eines mittlerweile milliardenschweren Unternehmens einfach besser klingt: Walter Elias Disney ist ein Visionär. Und er will fantasiereiche, unterhaltsame Trickfilme produzieren. Damals eine komplett neue Gattung.
Mehr als 600 individuelle Charaktere hat diese "Disney Werkstatt", diese Company, hervorgebracht. Tendenz steigend: Schneewittchen, die drei kleinen Schweinchen, Pluto, Dumbo, Bambi, Cinderella, König der Löwen, die Eiskönigin und, und, und! Am Anfang der ganzen "Arielles" und "Aladdins" stand jedoch … ein Hase. "Oswald, the lucky Rabbit". Als es zum Clinch mit dem Filmverleiher kommt, kupiert Walt dem Hasen kurzerhand die Ohren, nur auf dem Papier, versteht sich. Und heraus kommt: eine Maus.
Eine kuriose Maus mit Lendenschurz und heldenhaftem Mut! Weil jeder irgendwie Angst hat vor einer Maus, auch Walt. Er erinnert sich: "Ich saß im Zug und musste mir irgendwas einfallen lassen. Und da war diese Maus in meinem Kopf, ganz weit hinten. Eine Maus ist schon irgendwie sympathisch, ja. Und trotzdem fürchtet sich jeder vor ihr, mich eingeschlossen!" Mortimer soll sie heißen, aber Walts Frau findet den Namen furchtbar und schlägt "Mickey" vor.
Alles begann mit einer Maus.
Walt Disney | Bildquelle: Wikimedia Commons Seine erste große Rolle im Tonfilm hat "Mickey Mouse" 1928 in "Steamboat Willie". Da steuert Mickey einen Dampfer: Er schwingt die Hüften und pfeift mit aufgeblasenen Backen, denn schon hier zeigt sich das Rezept: Pralle Geräusche und viel Musik dürfen in keinem Disney Film fehlen! Das Publikum liebt Mickey. Die Kritiker ebenfalls. Walt schwebt im siebten Himmel und stellt ein kreatives Team an Zeichnern zusammen. Er selbst hat den Bleistift an den Nagel gehängt und konzentriert sich aufs Erfinden: Mit prometheischer Lust produziert er 1937 den ersten abendfüllenden Animationsfilm: "Schneewittchen und die sieben Zwerge".
Walt stellt außerdem der Maus Mickey viele Gesellinnen und Gesellen an die Seite. So auch Pechvogel Donald Duck. Den Oscar bekommt die Ente als Anti-Hitler-Propagandafigur im Jahr 1943. Walt dreht einen Trickfilm mit "tricky" Inhalt: "The Fuehrer's Face". Darin schlummert Donald Duck im Stars-and-Stripes Pyjama und hat einen fiesen Alptraum voll deutscher Blasmusik, Nazis, Hakenkreuzen und blank polierten Munitionsköpfen.
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Donald Duck - Der Fuehrer's face | eng sub
Ein umgänglicher Typ war Walt Disney wohl nicht immer, aber das sind seine Helden ja auch nicht. Und das macht sie genau deshalb so menschlich, egal ob Ente, Rehkitz oder Wolf. Jedenfalls hat Walt Disney alle Mäuse, die er je verdient hat, einer Maus zu verdanken.
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Sendung: "Allegro" am 16. Oktober 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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