Wer kennt sie nicht, die Jungs in ihren Matrosenanzügen? Seit ihrer Gründung vor über 520 Jahren entwickelten sich die Wiener Sängerknaben zum Aushängeschild Österreichs. Das unverwechselbare Outfit kam allerdings erst später.
Bildquelle: picture alliance / Johannes Ehn / picturedesk.com
Das Kalenderblatt zum Anhören
Eine richtige Gründung war das im Jahr 1498 eigentlich noch nicht. Und "Wiener Sängerknaben" hießen die Buben damals auch noch nicht. Denn als Kaiser Maximilian I. seinen Hof von Innsbruck nach Wien verlegte, verfügte er, dass in seiner Hofmusik fortan mindestens sechs Knaben singen sollten, die vor allem für eins zu sorgen hatten: für eine schöne Liturgie.
Und das taten sie denn auch. Jahrhundertelang. Bis zum Ende der Monarchie und sogar noch ein bisschen länger. 1924 wurden die "Wiener Sängerknaben" unter ihrem heutigen Namen als Verein neu gegründet. Seither sind sie ein Markenname, eine Weltfirma, ein Wahrzeichen Österreichs. Und wer war nicht alles Sängerknabe: Josef und Michael Haydn zum Beispiel, die Dirigenten Hans Richter und Felix Mottl sowie Franz Schubert, der als Chorknabe seine ersten Werke komponierte. Auch heute verweisen Diplomaten, Burgschauspieler, Unternehmer und Dirigenten stolz darauf, dass auch sie einmal Sängerknaben gewesen sind.
Wiener Sängerknaben und Conchita Wurst bei der Probe zum Eurovision Song Contest 2015 in Wien. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die rund 250 Buben – in der Volksschule auch Mädchen – lernen und wohnen im schmucken Palais Augarten. Etwa 100 von ihnen singen in einem der vier Konzertchöre. Sie haben an drei Tagen pro Woche zwei Stunden Probe, dazu Einzelstimmbildung und Vorsingtermine. Ihr Schuljahr ist in Trimester eingeteilt: Zwei Trimester lang lernen sie, ein Trimester sind sie auf Tournee. Das Repertoire der Knaben besteht nicht nur aus Tritsch-Tratsch-Polka, Heideröslein und Weihnachtsliedern. 2001 haben sie etwa mit Pierre Boulez Mahlers 3. Symphonie eingespielt: die Aufnahme wurde preisgekrönt.
Bleibt nur noch die Frage: Wozu tragen Sie immer diese unmöglichen Matrosenanzüge? Das hat nun weder mit Kaiser noch mit Klerus zu tun, sondern ist durch und durch bürgerlich. In den 1920er Jahren, als die Wiener Sängerknaben neu gegründet wurden, gehörte es zum guten Ton, dass man seine Söhne in solche Anzüge steckte. Bei den Sängerknaben hat sich daran bis heute nichts geändert, obwohl man sie neuerdings auch hin und wieder in der historischen k.u.k. Kadettenuniform sieht, nach dem Vorbild von 1913, nur ohne Säbel.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Wiener Sängerknaben (Vienna Boys' Choir) | "Laudate Dominum" Wolfgang Amadeus Mozart (2015)
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 30. Juni 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK