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100 Jahre Disney Warum lieben wir Disneys Sound so sehr?

Viele von uns sind mit seinen Filmen aufgewachsen: Walt Disney. Nicht nur seine Titelhelden haben wir tief in unser Herz geschlossen, sondern auch die Filmmusik. Aber wie hat sich die Musik über ein Jahrhundert hinweg entwickelt? Und warum sind wir immer noch Fans dieses besonderen Sounds?

MICKEY'S BIRTHDAY PARTY, from left, Minnie Mouse (voiced by Thelma Boardman), Mickey Mouse (voiced by Walt Disney), 1942. ©Walt Disney Pictures/courtesy Everett Collection | Bildquelle: picture alliance / Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection

Bildquelle: picture alliance / Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection

Die alte Videokassette von Disney’s "Bambi", die noch bei meinen Eltern zu Hause im Fernsehschrank liegt, die könnte ich heute gar nicht mehr abspielen. Der Videorekorder ist längst auf dem Müll gelandet – nicht aber meine Kindheitserinnerungen an diesen Film, den ich unzählige Male an verregneten Nachmittagen angeschaut habe. Das vertraute Klicken, wenn die Kassette in den Videorekorder gleitet, die ersten Trompetentöne des "Bambi"-Soundtracks, die mir heute noch Gänsehaut über den Rücken laufen lassen. Disney ohne Musik? Das geht eigentlich gar nicht – vor allem, weil die Musik immer den Nerv der Zeit trifft. 

Die Maus und die Musik 

animator Ward Kimball works on a drawing of The Mad Hatter as producer Walt Disney looks on, 1951 | Bildquelle: picture alliance / Everett Collection | Courtesy Everett Collection Bildquelle: picture alliance / Everett Collection | Courtesy Everett Collection Am Anfang waren da Walt Elias Disney und sein Bruder Roy, die am 16. Oktober 1923 die Walt Disney Company gründeten. Nach ersten Werbefilmen und Cartoons hüpfte schließlich 1928 zum ersten Mal Mickey Mouse über die Leinwand. Hier spielte die Musik schon eine entscheidende Rolle. 

Den Soundtrack der ersten Mickey Mouse Cartoons verdanken wir Komponist Carl Stalling: Er regte dazu an, die Handlung noch mehr mit Geräuschen und Musik zu kommentieren – das Mickey Mousing war geboren. Sprich: Wenn Mickey beispielsweise eine Treppe hinaufläuft, wandert auch die Musik eine Tonleiter nach oben.  

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Mickey Mouse - The Haunted House (1929) | Bildquelle: Laser Time (via YouTube)

Mickey Mouse - The Haunted House (1929)

Singende Zwerge und tanzende Fische 

Nach den Mickey Mouse Cartoons produzierte die Walt Disney Company wie am Fließband: 1937 kam mit Disney’s "Schneewittchen und die sieben Zwerge" der erste abendfüllende Zeichentrickfilm in die Kinos. Da zu dieser Zeit auch das Musical-Business in den USA aufblühte, entschied sich Walt Disney dazu, seine Prinzessin und ihre Zwerge singen zu lassen. Prägend für die Musik dieses Disney-Klassikers war Frank Churchill, der in Folge auch für "Dumbo" und "Bambi" komponierte. Filmmusik, die mit großem Orchester- und Choreinsatz triumphierte. Der Musical-Hype hatte aber gerade erst an Fahrt aufgenommen, weshalb sich die Walt Disney Company auch nach dem Tod ihres Gründervaters noch mehr dafür entschied, den Cartoon-Helden Musical-Hymnen auf den Leib zu schreiben. Diese Taktik wurde in "Arielle die Meerjungfrau" von 1989 ausprobiert, in der ersten Zusammenarbeit mit Filmkomponist Alan Menken. Dessen Kollegen hatten ihm zunächst von diesem Angebot abgeraten: Mit Zeichentrickfilmen könne man doch keinen Hit landen! Sie sollten im Unrecht bleiben, denn die Geschichte der kleinen Meerjungfrau wurde zum Welterfolg und bescherte Alan Menken weitere Aufträge im Hause Disney: "Aladdin", "Pocahontas" und "Die Schöne und Biest" stammen ebenfalls aus seiner Feder und verhalfen ihm zu insgesamt acht Oscars. 

Das Erfolgsrezept von Disney: Die Macht der Musik

Doch warum sind wir auch 100 Jahre nach der Gründung der Walt Disney Company immer noch Fans? Für Marco Hertenstein, selbst Filmkomponist und Dozent für Filmmusikgeschichte an der Hochschule für Musik und Theater München, liegt die Antwort klar auf der Hand: Disney ist musikalisches Geschichten erzählen für Kinder, aber auch für Erwachsene. "Das ist ein Erfolgsgeheimnis von Disney: Dass Walt Disney erkannt hat, welche Macht die Musik hat und welche Macht die Bilder haben. Das hat er dann kombiniert", meint Marco Hertenstein. Die Erfindung des Tonfilms zu Beginn der 1920er spielte Walt Disney somit in die Karten und machte ihn zu einem Filmpionier. Dass auch neuere Soundtracks zu den Animationsfilmen von Disney Pixar noch eine breite Masse ansprechen, läge mittlerweile auch an der Nähe zur Popmusik, aber auch an aktuelleren Themen, die dort auch musikalisch behandelt werden, so Hertenstein. Während Schneewittchen in den 40ern das Publikum noch mit ihrem Lied über ihren Traumprinzen mitnahm, begeistert heute etwa die Eiskönigin Elsa mit ihrer Emanzipations- und Befreiungshymne "Let it Go". 

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FROZEN | Let It Go Sing-along | Official Disney UK | Bildquelle: Disney UK (via YouTube)

FROZEN | Let It Go Sing-along | Official Disney UK

Für den Münchner Komponisten Marco Hertenstein liegen die Wurzeln für Disneys Erfolg aber auch in der Klassik: "In den untermalenden Soundtrackparts werden die Themen der Songs aufgegriffen und ähnlich wie bei Beethoven und Brahms motivisch, thematisch aufgearbeitet und somit noch enger mit der Handlung verwoben." 

Sendung: Allegro am Montag, 15. Oktober 2023, ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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