Erfolg haben ist im Musikgeschäft schwer genug. Erfolg halten aber, das ist die eigentliche Kunst – die das Klavierduo Tal Groethuysen seit Jahrzehnten meisterlich beherrscht. Die Pianistin Yaara Tal feiert am 27. Februar ihren 70. Geburtstag.
Bildquelle: Gustav Eckart
Spricht man ihren Namen allein aus, fühlt er sich seltsam unvollständig an. Denn Yaara Tal gibt es in den meisten Fällen nur im Doppelpack mit Andreas Groethuysen. Seit nunmehr 40 Jahren bilden die beiden ein Klavierduo. Und auch in den Datenbanken und Archiven sind sie zumeist in der Kopplung Tal-Groethyusen gespeichert. Und doch: "Wir sind keine siamesischen Zwillinge. Wir haben sehr unterschiedliche Temperamente. Und von vornherein bringen wir auch völlig unterschiedliches Menschendasein zusammen", sagt Yaara Tal über das Duo. "Unsere Arbeit ist eher, das zu homogenisieren, ohne unsere Individualität völlig aufzugeben."
Wir haben sehr unterschiedliche Temperamente.
Eine Individualität, deren Ausprägung im Falle von Yaara Tal am 27. Februar 1955 beginnt: Sie kommt in Kfar Saba nahe Tel Aviv zur Welt, geboren in eine aus der Tschechoslowakei emigrierte jüdische Familie, die den Holocaust überlebt hat. Zu Hause wird Tschechisch gesprochen, im Kindergarten Hebräisch. Die liebste Sprache wird Yaara jedoch schnell die Musik, befeuert durch das heimische Klavier und zwei ambitionierte Lehrer: Ilona Vincze und Arie Vardi. Schon mit neun Jahren spielt Yaara zum ersten Mal mit Orchester. Und auch, wenn später noch Ausflüge in Richtung Schlagzeug und Kontrabass folgen, macht doch das Instrument mit den 88 Tasten das Rennen: Auch gegen musikferne Interessen wie etwa die Geologie, die Yaara Tal parallel zum Musikstudium in Tel Aviv studiert.
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Andreas Groethuysen und Yaara Tal sind seit vier Jahrzehnten ein Klavierduo - und privat ein Paar. | Bildquelle: Michael Leis
Ein Stipendium ermöglicht schließlich den Wechsel an die Münchner Musikhochschule. Dort studiert Yaara Tal bei Ludwig Hoffmann und trifft dabei auch auf ihren Kommilitonen Andreas Groethuysen, mit dem sie zunächst nur für ein gemeinsames Konzert angefragt wird. Das aber läuft so gut, dass daraus vierzig Jahre werden. Nicht nur beruflich, sondern auch privat sind sie ein Paar. Die beiden eint die Neugier auf unbekanntes Repertoire.
Und das aufzuspüren, reizt Yaara Tal bis heute. Sie als studierte Geologin liebt Probebohrungen im Gestein der Musikgeschichte, wobei sie immer wieder fündig wird. Drei Dutzend CD-Alben, die die beiden aufgenommen haben, zeugen davon. Theodore Gouvy, Charles Koechlin, Franz Xaver Mozart oder Karol Rathaus sind Komponistennamen, die mit Tal-Groethuysens referenzcharakterartigen Interpretationen wieder eine musikalische Stimme bekommen.
Gerade arbeitet die rastlose Pianistin an einem Soloalbum mit unbekannter Kinderliteratur. Kurz zuvor erst war das neue Album des Duos Tal Groethuysen mit selten gespielten Bach-Transkriptionen herausgekommen. Danach gefragt, wie eine solche musikalische Partnerschaft über vier Jahrzehnte funktioniert, weiß Yaara Tal prompt zu antworten: Mit gutem Gespür für sich und den jeweils anderen und mit einem Mentor. "Das ist ein Balanceakt – in der Musik wie im Leben", erklärt sie. "Die Musik ist unsere sublimierte Spielwiese für diese Spannungen an Temperamenten, Bedürfnissen und Weltsichten, die wir auf dem Klavier austragen. Aber wir haben auch einen Boss – und das ist der Komponist und sein Meisterwerk!"
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Duo Tal & Groethuysen — Fantasy in F Minor D 940 by Schubert
Sendung: "Klassik-Stars" am 27. Februar 2025 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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