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Al Di Meola Die Gitarren-Ikone wird 70

Er ist der Ferrari unter den Gitarristen: Unglaublich schnell, optisch ein absoluter Hingucker, mit einem durchsetzungsfähigen Sound: Gitarrist Al Di Meola sieht man sein 70 Jahre nicht an, aber das Leben des Star-Gitarristen hat auch Schattenseiten.

Al Di Meola | Bildquelle: Ralf Dombrowski

Bildquelle: Ralf Dombrowski

Er fährt Rolltreppe. Lässig, mit cooler Sonnenbrille. Am Stachus. Er schlendert, die Gitarre auf dem Rücken, eine junge Dame dreht sich nach ihm um, klar, sie erkennt ihn. Er zwinkert jemand zu, am Brunnen sitzend, die Gitarre in der Hand. Schiebt (!) sein Fahrrad durch die Kaufingerstraße. Der Weltstar mit den Hochgeschwindigkeitsfingern, Al Di Meola.

München ist für Al Di Meola ein "großes Dorf"

2014 entstand dieses Video anlässlich eines Gastspiels des Weltstars in München. 2024 war Al Di Meola wieder da. An einem seiner Lieblingsorte, im Bayerischen Hof. Hier kann er entspannen. München ist für ihn wie ein "big village", ein großes Dorf. Er fühlt sich sehr sicher hier, die Geschäfte haben alle offen und den Menschen scheint es gut zugehen.

Geboren 1954 in Jersey City

In Jersey City, wo Alfred Laurence Di Meola am 22. Juli 1954 als Sohn italienischer Einwanderer zur Welt kam, im US-Bundesstaat New Jersey nördlich von New York gelegen, sei das anders. Nicht zuletzt deshalb lebte Al Di Meola mit seiner deutschen Frau Stephanie auch drei Jahr lang in München.

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Al Di Meola - Bayerischer Hof in Munich, Germany | Bildquelle: Al Di Meola (via YouTube)

Al Di Meola - Bayerischer Hof in Munich, Germany

Ein Weltwunder an der Akustischen Gitarre

70 Jahre wird der Musiker alt und obwohl er gehetzt und müde zum Interview kommt, sieht man ihm sein Alter nicht an. Dabei hat der Gitarrist unzählige Konzerte absolviert, weltweite Tourneen gespielt, mit seinen virtuos-überbordenden Tonkaskaden treue Fans gewonnen und viele seiner Kompositionen sind Hits geworden. Sein herausragendster ist wohl "Mediterranean Sundance", das schon auf dem Album "Elegant Gypsy" aus dem Jahr 1977 zu hören ist, aber in der Live-Version 1980 im Duo mit Flamenco-Gitarrist Paco de Lucía unsterblich wurde.

Das war auch eine Initialzündung für Di Meolas Karriere in mit der akustischen Konzert-Gitarre in Europa: "Das Gitarren-Trio mit John McLauglhin und Paco de Lucía war wie eine Explosion in Europa und es hat für mich die Tür zu einer abenteuerlicheren Musik geöffnet, die ich nur mit der Akustikgitarre machen konnte. Dann wurde ich noch stark von Astor Piazzolla beeinflusst und die Menschen liebten meine Mischung aus Latin, Jazz und Tango."

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Mediterranean Sundance Friday Night in San Francisco (full)

Melodie und Harmonie kann man lernen, Rhythmus nicht.
Al Di Meola

In seinen Versionen wurden die Tangos des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla noch treibender und leidenschaftlicher, Beatles-Songs gab Di Meola einen lateinamerikanischen Drive. Seine Art die akustische Konzertgitarre als perkussives Instrument einzusetzen war bahnbrechend. "Melodie und Harmonie kann man lernen, Rhythmus nicht. Meine Kompositionen beginnen immer mit einem Riff, einer rhythmischen Idee, das ist der Grundstock. Eine Melodie findet sich dann ganz einfach", erklärte Al Di Meola 2009 im Interview in Burghausen.

Al Di Meola goes Electric

Auch auf seinem aktuellen Album "Twentyfour" ist die Akustikgitarre sehr präsent, live hat sich aber etwas verändert, da ist Al Di Meola gerade wieder ziemlich elektrisch unterwegs mit seinem "Electric Quintet". Dafür gibt es einschneidende Gründe: "Ich hatte im September 2023 einen Herzinfarkt und dann dachte ich es sei eine gute Idee, mir meine alten Alben nochmal anzuhören. Es ist viel mehr Substanz in dieser alten Musik, als ich dachte, ich war ein Kind, dass Musik geschrieben hat. Ich hatte das Gefühl, ich habe mich als Künstler viel weiterentwickelt, das stimmt auch, aber dann habe ich bemerkt, was die Menschen in dieser alten Musik sehen und was sie für sie bedeutet. Mit dieser Intention spiele ich die Musik live."

Tinnitus ist die Hölle auf Erden

Gitarrist Al Di Meola | Bildquelle: Ehud Lazin Al Di Meola aktuell an der E-Gitarre zu erleben. | Bildquelle: Ehud Lazin Dabei hatte Al Di Meola gemischte Gefühle, als er wieder zur E-Gitarre griff. Ein Teil fühlte, dass er bei diesem Instrument zuhause war, denn er kam ursprünglich von der E-Gitarre, ein anderer Teil war verängstigt. Er hatte Furcht vor der Verstärker-Box, über die die E-Gitarre gespielt wird. Al Di Meola leidet seit Jahrzehnten unter einem Tinnitus. "Ich lebe mit Schreien in meinen Ohren, es ist die Hölle." Auf der Bühne geht es, aber in leisen Räumen ist es kaum auszuhalten für den Musiker.

Licht und Schatten sind nah beieinander bei Al Di Meola, der glamouröse Weltstar, der die große Pose liebt und als unangefochtener Held auf der Bühne von seinen Mitspielenden begleitet wird. Stiller wird es nicht um Al Di Meola, auch mit 70 Jahren nicht, denn musikalisch ist er eher wieder lauter und rockiger geworden.

Sendung: "Leporello" am 22. Juli ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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