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Neues Forum Alma Rosé Engagiert gegen Antisemitismus

Judenfeindliche Anspielungen finden sich auch in der Musikszene: in Songs oder im Rap. Karin Germerdonk will junge Menschen für antisemitische Äußerungen sensibilisieren - und hat dafür ein Forum gegründet.

Bildquelle: Forum Alma Rosé

Antisemitismus in der Musik

Interview mit Karin Germerdonk

"Es ist der aufkommende Antisemitismus, der mich einfach aufregt", sagt Karin Germerdonk im Gespräch mit BR-KLASSIK. Die promovierte Musikhistorikerin beobachtet schon länger mit Unbehagen, wie judenfeindliche Anspielungen bewusst über Musik transportiert werden. Etwa über das Genre Gangsta-Rap, das gerade bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Häufig werden in den Texten auch sexistische Rollenbilder, Homophobie und autoritäre Gesellschaftsvorstellungen bedient. Dafür will Karin Germerdonk gerade junge Menschen sensibilisieren - und hat gemeinsam mit ihrer Partnerin, der Historikerin und Politologin Ulla Stelzer, das Forum Alma Rosé ins Leben gerufen.

Innerer Widerstand durch Musik: Alma Rosé

Stolperstein für Alma Rosé in Salzburg | Bildquelle: BR Ein Stolperstein in Salzburg erinnert an die jüdische Musikerin Alma Rosé. | Bildquelle: BR Die Lebensgeschichte der Namenspatin des Forums geht Karin Germerdonk besonders nah. Alma Rosé war eine hervorragende Geigerin und wuchs in einem jüdischen Haushalt auf. 1943 wurde sie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und gründete dort trotz der unmenschlichen Bedingungen ein Mädchenorchester. "Sie wusste, dass sie und die anderen Musikerinnen nur überleben können, wenn sie Bestleistungen bringen", erzählt Germerdonk. "Alma Rosé war mit ihrer Musik in ihrer eigenen Welt und dadurch dem Wachpersonal eigentlich nicht greifbar. Eine Form von Widerstand, die einzigartig ist." Dank der engagierten Geigerin haben einige Frauen des Orchesters das Konzentrationslager überlebt, darunter die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch. Alma Rosé hingegen starb im April 1944.

Initiativen gegen Rechts sichtbar machen

Das Forum möchte die Musik und Literatur derjenigen thematisieren, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden - wie Alma Rosé. Geplant ist beispielsweise eine Tour quer durch Deutschland "auf der Suche nach den Wirkungsstätten der Nationalsozialisten und vor allem auf der Suche nach den Spuren ihrer Opfer", so Karin Germerdonk. Gleichzeitig will das Forum Alma Rosé aufzeigen, welche weiteren Vereine und Initiativen sich heute gegen die Neonazis, gegen Rechtsradikalismus oder gegen die AfD stellen. Ein weiterer Plan ist ein Wettbewerb zur Vertonung jüdischer Literatur, der sich speziell an junge Menschen richtet. Die Ergebnisse sollen dann als Performance im Internet zu sehen sein.

Sendung: "Allegro" am 6. September 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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