Als Anton Bruckner 1886 seine Symphonie Nr. 7 zur Aufführung brachte, wurde sie verrissen. Dabei sollte gerade die Siebte ihrem Schöpfer großen Erfolg bescheren und großartige Interpretationen hervorbringen. BR-KLASSIK hat für Sie die interessantesten Aufnahmen dieses Werkes zusammengestellt.
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Obwohl die Bruckner‘sche Tempoangabe Allegro moderato vorsieht, nimmt Sergiu Celibidache den Beginn des 1. Satzes mit den Münchner Philharmonikern erwartungsgemäß langsam. Er badet geradezu in den Bruckner'schen Klangmysterien und hält auch bei dieser Symphonie den Langsamkeitsrekord. Dabei behält die Musik aber dennoch meist ihre Spannung und vor allem ist die klangliche Homogenität herausragend.
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Bruckner - Symphony No 7 - Celibidache, Munich Philharmonic (1989)
Herbert von Karajan bleibt in seiner Interpretation mit den Wiener Philharmonikern trotz großartiger klanglicher Qualitäten ein wenig gleichförmig und unverbindlich. Vieles klingt brillant, aber auch etwas kühl und es fehlt an Ausdruckstiefe. Die dynamischen Differenzierungen gelingen dagegen sehr gut.
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Anton Bruckner – Symphony No.7 in E major – Herbert von Karajan, Wiener Philharmoniker, 1989
Wilhelm Furtwängler wählt ein zügiges Tempo mit den Berliner Philharmonikern. Für ihn sind die dynamischen Steigerungen, also das Crescendo, das Bruckner an vielen Stellen verlangt, allerdings gleichbedeutend mit einem accelerando, also mit einem schneller werdenden Tempo. Dadurch will er allem Anschein nach noch mehr Dramatik und Wirkung erzielen. Die Fortissimo-Steigerung im dritten Satz klingt wie ein Gewitter, beinahe beängstigend. Ob das wirklich im Sinne Bruckners ist?
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Bruckner - Symphony No.7 "Adagio" / New Mastering (Century's recording: Wilhelm Furtwängler 1942)
Feierlich und langsam ist der Eindruck bei Günter Wand und dem Kölner Sinfonieorchester. Ruhe, Gelassenheit und Konzentration sind die vorherrschenden Eigenschaften dieser Aufnahme. Die Steigerungspassagen gelingen überzeugend und nicht zu martialisch.
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Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 mit Günter Wand (1999) | NDR Elbphilharmonie Orchester
Transparenter und gleichzeitig innig im Ausdruck gelingt Herbert Blomstedt und den Bamberger Symphonikern diese Symphonie. Die Abstufungen zwischen piano und pianissimo sind deutlicher zu hören als bei anderen. Klar und durchsichtig, ohne Romantizismen, gestaltet Blomstedt die Dramaturgie des Werks.
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Bruckner: Symphony No. 7 - Bamberg Symphonic Orchestra/Blomstedt (2016)
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Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 24. September 2024 ab 20.03 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (4)
Sonntag, 01.September, 11:42 Uhr
Andreas H.
Die wahrhaftig beste Aufnahme...
... ist und bleibt meines Erachtens die mit Carlo Maria Giuliani und den Wiener Philharmonikern, im Juni 1986 im Wiener Musikvereinssaal aufgenommen. Für Bruckner braucht man vor allem tolle Streicher und hervorragendes Blech - bei den Wienern phantastisch und ganz "blitzsauber", von Anfang bis Ende ein Genuss. Von gleicher, herausragender Qualität sind auch die Aufnahmen der Sinfonien 8 und 9 mit Giulini und den Wienern (8. von 1985, 9. von 1988). Alle drei Aufnahmen sind "sagenhaft" gut!!! Carlo Maria Giulini schafft unglaubliche, große Spannungsbögen - in allen Sätzen.
Freitag, 30.August, 11:58 Uhr
Marcus
Lieblingsaufnahme Bruckner 7.
Bei den "best of Bruckner Symphonien" wird leider oft der grossartige Bruckner Dirigent
Takashi Asahina vergessen - seine Aufnahme der 7. mit den Osaka Philharmonikern
aus den Jahr 1979 ist für mich die Beste
Sein gesamter Bruckner ist wunderbar und lohnt entdeckt zu werden
Donnerstag, 29.August, 21:41 Uhr
Michael S.
Bruckner 7.
Hier sind einige wirklich hervorragende Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern. Makaber ist, dass etliche wirklich alte Dirigenten bald nach der jeweiligen letzten Aufnahme verstorben sind.
George Szell, 196, VPO
Karl Böhm, 1977, VPO
Herbert v. Karajan 1989, VPO
Carlo Maria Giulini 1987, VPO (geradezu heiligmäßig)
Bernhard Haitink 2020, VPO
Nur im Radio: Zubin Mehta, 2024 VPO
Donnerstag, 29.August, 07:43 Uhr
Gerd
Meine Lieblingsaufnahme
Lorin Maazel dirigiert die Berliner Philharmoniker im Jahr 1989 (EMI/Warner).
Die Berliner am Ende der Karajan-Ära mit einzigartigen Klang und ein herausragendes Dirigat von einem Könner, der hier seine oft gezeigte emotinale Kälte bzw. sein Phlegma überwindet.