Der portugiesische Tänzer António Casalinho ist mit 21 Jahren bereits Erster Solist am Bayerischen Staatsballett. Das Tanzen versetze ihn in eine Art Trance und lasse die echte Welt verblassen, so der Tänzer im Interview mit BR-KLASSIK. Für die reale Welt hat er einen Wunsch.
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"Ich war immer ein sehr aktives Kind mit viel Energie. Ich konnte nie aufhören zu reden, zu rennen, die Bäume hoch und runter zu klettern…", erzählt Tänzer António Casalinho. Klavier, Schwimmen und Kampfkunst zählen zu seinen Hobbys. Mit acht Jahren findet er einen Weg, seiner unbändigen Energie eine Richtung zu geben: Er beginnt Ballett zu tanzen.
Schulfreunde inspirierten ihn dazu und nahmen ihn mit zum Unterricht. Casalinho will zunächst einfach Spaß haben. Seine Lehrerinnen und Lehrer erkennen allerdings früh sein riesiges Talent und eröffnen ihm, dass er Tänzer werden und damit viel Geld verdienen könne.
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Im Ballettkonservatorium seiner Heimatstadt Leiria in Portugal begegnet er seiner Tanzpartnerin Margarita Fernandes. Ihre Mutter leitet die Schule, in der die beiden aufwachsen, lernen und ihren Abschluss machen. Inzwischen, 13 Jahre nach der ersten Begegnung und viel Kindheitsgezanke später, sind die beiden Partner – Tanzpartner und Lebenspartner.
"Wir waren immer eine große Hilfe füreinander. Wenn wir zusammen auf die Bühne gehen und tanzen, haben wir eine Vertrautheit, weil wir uns so gut kennen", erzählt Casalinho im BR-KLASSIK-Interview. Auch privat versuchen sie sich gegenseitig anzutreiben und aus Situationen das Beste herauszuholen. "Unsere Verbindung ist wirklich einer der Gründe, dass wir jetzt beide eine Karriere am Bayerischen Staatsballett haben", sagt Casalinho.
Mit 21 Jahren befördert der Direktor des Bayerischen Staatsballetts Casalinho zum Ersten Solisten. Ein großer Erfolg. Abseits der Bühne wirkt der Tänzer jungenhaft, bringt Leichtigkeit mit. Das wird zum Beispiel spürbar, wenn er erzählt, wie er nach seinem Auszug erst einmal das Kochen lernen musste. Oder wie er Margarita zum Videospielen gebracht hat. Er verrät: "Sie will nicht gegen mich spielen, weil sie weiß, dass sie verlieren würde."
Bildquelle: Nicholas Mackay Sobald es um den Tanz geht, überkommt ihn eine Ernsthaftigkeit. Er schwärmt von tiefgründigen Charakteren und Balletten, in denen Musik und Choreografie aus einem Guss kommen. Sein Traum: Die Rolle des Des Grieux in "Manon" übernehmen. Eine Leidenschaft, die er an sein Publikum weitergeben möchte: "Dieses Gefühl, etwas von sich selber zu teilen, erfüllt mich so sehr. Ich tanze für mich selber, aber gleichzeitig für alle anderen." Casalinho spricht von Magie: "Sobald ich die Bühne betrete, bin ich in einer Art bewussten Trance." Die extreme Konzentration lasse manchmal die echte Welt verblassen.
Auch wenn er der echten Welt im Tanz gerne entflieht, liebt António seine Realität in München – seine Freunde und seinen Job. Gleichzeitig vermisst er seine Familie, die Besuche bei den Großeltern und auch seine Katze.
Er ist großer Tierliebhaber, möchte bald zwei Katzen adoptieren. In der Fürsorge für Tiere sieht António eine Parallele zu dem, wonach er im Tanz sucht: Einen Weg, die Liebe in seinem Herzen nach außen zu tragen. "Ich habe sehr viel Liebe zu geben und liebe es auszudrücken, was ich fühle. Das ist gewissermaßen auch das, wonach ich suche, wenn ich tanze", so Casalinho. Als Teenager sei er eher zurückhaltend gewesen und habe seine Gefühle kaum gezeigt – jetzt lebe er das Gegenteil davon. Er erzählt: "Insbesondere, wenn ich positive Emotionen spüre, will ich das unbedingt teilen."
Ich liebe es auszudrücken, was ich fühle. Das ist gewissermaßen auch das, wonach ich suche, wenn ich tanze.
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Sendung: "Allegro" am 8. Januar 2025 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 08.Januar, 13:27 Uhr
Axel Peppermüller
Antonio Casalinho
Habe ihn schon öfters gesehen und er ist ein S u p e r Tänzer.
Hat eine ungeheuerliche positive Austrahlung und auch an Persönlichkeit mangelt es ihm
nicht.
Für mich ein Stern im Münchner Ballett verbunden mit der Hoffnung das er noch lange
Mitglied des Ballett der Münchner bleiben würde