BR-KLASSIK

Inhalt

73. Internationaler Musikwettbewerb der ARD Auftakt im Fach "Gesang"

Der ARD-Musikwettbewerb gilt als einer der aufwendigsten Wettbewerbe für die Vorbereitung, denn einerseits erstreckt sich die Teilnahme im besten Fall über nicht weniger als vier Runden und zum anderen muss ein höchst anspruchsvolles Spektrum im Repertoire abgedeckt werden: Drei Arien, drei Epochen, dazu die drei Gattungen Oper, Oratorium und Lied müssen in der Stückliste des Fachs "Gesang" enthalten sein.

Kategorie Gesang / Voice | Bildquelle: Daniel Delang/ARD-Musikwettbewerb 2018

Bildquelle: Daniel Delang/ARD-Musikwettbewerb 2018

1,5 bis 2 Zentimeter im Hals. Länger ist sie nicht, die menschliche Stimmlippe. Wenn sie gut ausgebildet ist, kann die Stimme aber über ein ganzes Symphonieorchester in einem voll besetzten Saal mit über tausend Menschen im Publikum tragen. Unverstärkt. Dieses Jahr treten beim ARD-Musikwettbewerb 59 junge Sängerinnen und Sänger an, um mit ihren Stimmen den Beweis zu erbringen, zu den Besten ihres Fachs zu gehören. 2018 hat der Bassbariton Milan Siljanov ziemlich abgeräumt: Neben einem hervorragenden 2. Preis gewann er auch den Publikumspreis. Er blickt zurück: "Ich war bekannt unter den Kollegen, dass ich notorisch unvorbereitet zu Wettbewerben gegangen bin. Ich immer das Gefühl: Ins Finale schaffe ich es sowieso nicht. Dementsprechend war das Repertoire für die letzten zwei Runden immer das schwächste. Mit jedem Schritt, den ich weiter gemacht habe im ARD-Wettbewerb, dachte ich mir: Oh Gott, das Finale rückt immer näher".

Zwei Preise und viele Konzerte

Der Bass-Bariton Milan Siljanov aus der Schweiz bekommt neben dem zweiten Preis außerdem den Publikumspreis im Finale im Fach Gesang - ARD Musikwettbewerb 2018 | Bildquelle: © Daniel Delang Der Bassbariton Milan Siljanov beim ARD Musikwettbewerb 2018 | Bildquelle: © Daniel Delang Es kam dann doch viel besser, als Milan Siljanov es vermutet hätte. Nicht nur schafft schaffte er es ins Finale, sondern er bekam dort auch noch zwei Preise zugesprochen. Heute ist der Schweizer Bassbariton Mitglied im Ensemble der Bayerischen Staatsoper, und obwohl er während des Wettbewerbs 2018 schon im Münchner Opernstudio war, gab ihm der zweite Preis nochmals einen gehörigen Karriereschub. Er wurde für bedeutende Konzertreihen und Festivals gebucht und hat sich über die Opernwelt hinaus einen Namen als Konzertsänger gemacht. Wenn Milan Siljanov auf die zehn Tage damals zurückblickt, kommen Erinnerungen hoch: "Die Jury hatte schon den ganzen Tag Sänger hinter sich. Ich habe gehofft, dass sie mich nicht langweilig finden, weil die müde sind. Die nächsten zehn Tage waren wirklich aufreibend, aufregend, nervtötend".

Das Wettbewerbsfach "Gesang"

Den Zeitplan für das Fach und alle aktuellen Informationen finden Sie hier.

Starke Nerven sind von Vorteil

Nervosität spielt eine entscheidende Rolle. Wie sehr man seine Nerven unter Kontrolle bekommt, kann den Unterschied machen, wer bei zwei gleich guten Kandidaten weiterkommt, wenn nämlich jemand gehemmter wirkt als der andere. Neben der emotionalen Komponente besteht auch ein konkreter gesangstechnischer Zusammenhang zwischen Stimme und Nervensystem: Wenig überraschend ist Angst auch beim Singen kein guter Ratgeber. Die Gesangspädagogin Susanne Eisch, selbst jahrelang auf verschiedenen Opernbühnen tätig und Begründerin der Gesangsmethode "Potential Oriented Vocal Training", erklärt auch warum: "Wenn Sänger*innen beim Singen Angst haben, wirkt sich dies auf die Stimmfunktion schädlich aus. Das liegt daran, dass die Äste des 'Nervus vagus' für die Enervierung des gesamten Kehl- und Schluckapparates zuständig sind. Dieser 'vagus' wiederum ist eben auch zentral für die Regulierung unseres Nervensystems. Das bedeutet: Wenn wir zu viel Stress haben, schaltet praktisch der Strom auf der Leitung ab, mit der der Kehlapparat bewegt wird. Wir haben keinen Strom und die Maschine fährt nicht. So einfach kann man das im Prinzip zusammenfassen."

ARD-Musikwettbewerb 2024

Vom 3. bis 20. September 2024 treffen sich in München beim 73. Internationalen Musikwettbewerb der ARD wieder junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt. Der Wettbewerb umfasst heuer die Fächer Bläserquintett, Gesang, Oboe und Violoncello. Lesen Sie hier unseren Überblicksartikel.

Viele Sänger schwören als Gegenmittel gegen Nervosität auf eine feste Routine an Stimmübungen, Körperarbeit und bei der Tagesgestaltung bis hin zur Lebensmittelauswahl vor einem Auftritt. Milan Siljanov achtet auf Faktoren wie einen guten Schlaf und einen kontrollierten, aber eben auch nicht überkontrollierten Ablauf: "Ich hab da eigentlich nicht so eine religiöse Routine, wo ich immer das Gleiche machen muss. Ich bin einer der Sänger, der auch Schokolade essen kann vor einem Auftritt. Es ist jedenfalls nicht so, dass mir schwarze oder Milchschokolade die Stimme kaputt macht."

Genießen statt nur abliefern

Für die jungen Kandidaten, die sich dieses Jahr beim ARD-Musikwettbewerb vorstellen, hat Milan Siljanov folgenden Ratschlag: "Was ich in all den Jahren gelernt habe, ist, dass ich vielleicht den Moment auf der Bühne viel mehr genießen sollte. Wir sind immer damit beschäftigt, das zu zeigen, was wir intensiv vorbereitet haben. Manchmal geht das aber in so eine extreme Richtung und wir sind dann nicht mehr frei auf der Bühne. Dies kann dann im Zweifelsfall den Anschlag geben, ob man weiterkommt oder nicht."

Sendung: "Allegro" am 3. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Bitte geben Sie höchstens 1000 Zeichen ein. (noch Zeichen)
Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar vor der Veröffentlichung erst noch redaktionell geprüft wird. Hinweise zum Kommentieren finden Sie in den Kommentar-Richtlinien.

Spamschutz*

Bitte geben Sie das Ergebnis der folgenden Aufgabe als Zahl ein:

Zwei plus zwei ergibt?
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

    AV-Player