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Barbara Hannigan in München Multitasking auf der Bühne

Sie dirigiert und tritt als Sopranistin auf: Multitalent Barbara Hannigan ist am 24. und 25. Januar bei den Münchner Philharmonikern zu Gast. Auf dem Programm stehen selten gespielte Werke, unter anderem von Carl Ruggles und Wallingford Riegger. Im Interview erzählt Hannigan, warum Multitasking zu ihrem Alltag gehört. Und was ihr hilft, Energie zu tanken.

Barbara Hannigan | Bildquelle: Cyrus Allyar

Bildquelle: Cyrus Allyar

BR-KLASSIK: Barbara Hannigan, Sie singen, Sie dirigieren, Sie schauspielern vor der Kamera. Und manchmal alles gleichzeitig. Sind sie die geborene Multitaskerin?

Barbara Hannigan: Ich glaube, alle Menschen sind Multitasker. Wir müssen eben unsere Aufmerksamkeit dort hinlenken, wo wir sie haben wollen. Ich selbst sehe mich immer als Musikerin, sei es beim Singen oder Dirigieren. Ich versuche einfach, im Zentrum der Musik zu sein.

Selbst wenn ich allein zu Hause bin, plane ich meine Tage ganz genau.
Barbara Hannigan

BR-KLASSIK: Sind Sie auch eine Multitaskerin in Ihrem täglichen Leben?

Barbara Hannigan: Im Alltag versuche ich, ziemlich organisiert zu sein, damit ich alles erledigen kann, was mir wirklich wichtig ist. Selbst wenn ich allein zu Hause bin, plane ich meine Tage ganz genau. Ich will sicherstellen, dass ich meine Arbeit erledigen kann, dass ich richtig essen kann, dass ich auch in die Natur hinausgehen und joggen kann. Man könnte das als Multitasking bezeichnen oder man könnte einfach sagen: Es ist das ganz normale Leben.

Barbara Hannigan dirigiert die Münchner Philharmoniker

BR-KLASSIK: Sie dirigieren und singen ein besonderes Programm in München, mit Werken, die bei uns selten zu hören sind.

Barbara Hannigan: Ja, es ist ein sehr besonderes Programm. Ich bin nicht sicher, ob das Werk von Carl Ruggles überhaupt schon mal in München gespielt wurde. Interessanterweise fand die zweite Aufführung dieses Stücks von Ruggles 1932 in Berlin statt, gespielt von den Berliner Philharmonikern. Es ist also ein sehr wichtiges Stück des 20. Jahrhunderts. Ruggles war ein außergewöhnlicher Komponist. Er schrieb nicht viele Stücke, aber die Stücke, die er komponierte, hinterließen einen großen Eindruck. Das Stück, das wir am Freitag und Samstag aufführen, heißt "Sun-Treader". Es ist sozusagen Ruggles Hauptwerk. Ein umfangreiches Stück für ein sehr großes Orchester.

Die Münchner Philharmoniker sind wunderbar!
Barbara Hannigan

BR-KLASSIK: Ist Ruggles "Sun-Treader" harte Kost für das Publikum und das Orchester?

Barbara Hannigan | Bildquelle: © Mussacchio und Ianniellos Barbara Hannigan dirigiert die Münchner Philharmoniker am 24. und 25. Januar. | Bildquelle: © Mussacchio und Ianniellos Barbara Hannigan: Ich denke nicht, dass es für die Zuhörer schwer zu greifen ist. Ruggles Werk hat eine sehr romantische Qualität, eine Art dissonante Polyphonie und es ist in Sonatenform geschrieben. Die Münchner Philharmoniker sind wunderbar. Wir hatten zwei fantastische Probentage mit dem Stück. Ich kann es kaum erwarten, es dem Publikum zu präsentieren! Ich kenne dieses Stück seit meinen Zwanzigern, also schon lange her, aber ich habe es noch nie live gehört. Das ganze Programm besteht aus Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Damals waren US-Amerikaner sehr engagiert, ihre eigene kompositorische Stimme zu finden. Sie wollten einen Klang schaffen, der einzigartig für ihr Land war, obwohl sie natürlich Einflüsse aus Europa hatten. Wir werden das in diesem Programm hören.

Barbara Hannigan bei den Münchner Philharmonikern

24. Januar, 19:30 Uhr
25. Januar, 19:00 Uhr
Isarphilharmonie, München
Ein Kaleidoskop amerikanischer Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Werke von Ives, Crawford Seeger, Riegger, Ruggles, Rodgers, Gershwin
Barbara Hannigan, Sopran und Dirigat
Münchner Philharmoniker
Weitere Informationen zu den Konzerten

BR-KLASSIK sendet den Konzertmitschnitt am 11. Februar 2025 ab 20:03 Uhr im Radio.

BR-KLASSIK: Kann man Ruggles und Wallingford Riegers Stil als typisch amerikanische Komponisten bezeichnen?

Barbara Hannigan: Sie waren typisch für einen bestimmten Zweig amerikanischer Komponisten, die in einem dissonanten Stil geschrieben haben. Carl Ruggles, Charles Ives, Wallingford Riegger, Henry Cowell, Roy Harris gehörten zu dieser Gruppe. Aber es gab zur gleichen Zeit Komponisten, die mehr daran interessiert waren, Jazz, Volkslieder oder auch Musik der indigenen Bevölkerung als Grundlage für ihre Werke zu verwenden.

Barbara Hannigan: Energie tanken in der Bretagne

BR-KLASSIK: Sie sind eine vielbeschäftige Künstlerin. Wann haben Sie eigentlich Zeit, mal nach Hause zu kommen?

Barbara Hannigan: Ich fahre so oft wie möglich in die Bretagne nach Finistère, wo ich jetzt wohne. Ich nehme mir Zeit, allein zu sein, in Ruhe Werke zu studieren, in der Natur zu sein. Das ist mir extrem wichtig. Ich komme aus Kanada und bin neben einem See aufgewachsen, umgeben von Natur. Also brauche ich das in meinem Leben. Klar, ich bin eine vielbeschäftigte Person, aber ich muss auch meine Energie wieder aufladen.

BR-KLASSIK: Von Finistère schaut man über den Atlantik in Richtung Nova Scotia in Kanada, wo Sie geboren wurden. Wie sehr sind Sie mit ihrer Heimat verbunden?

Barbara Hannigan | Bildquelle: Elmer de Haas Barbara Hannigan ist in Nova Scotia, Kanada, aufgewachsen. Inzwischen wohnt sie in der französischen Bretagne. | Bildquelle: Elmer de Haas Barbara Hannigan: Meine Wurzeln sind mir sehr wichtig. Ich komme aus dem Dorf Waverley in Nova Scotia. Das ist ein kleiner Ort mit einer sehr starken Gemeinschaft. Wir hatten wunderbare Musiklehrer dort. Das war noch vor dem Internet, und ich habe damals viel Zeit in der Natur verbracht. Die meisten aus meiner Familie sind immer noch in Nova Scotia, ich habe fast jeden Tag Kontakt zu ihnen. Ich bin also mit Nova Scotia verbunden, auch wenn ich jetzt in Frankreich lebe und mit solch unglaublichen Musikern in Europa arbeite. Ich habe also irgendwie das Beste aus beiden Welten.

Ich nehme mir Zeit, in der Natur zu sein.
Barbara Hannigan

Ab 2026 Chefdirigentin beim Iceland Symphony Orchestra

BR-KLASSIK: Diese Verbindung über den Atlantik in die Heimat werden Sie auch haben, wenn Sie beim Iceland Symphony Orchestra starten…

Barbara Hannigan: Ja, das stimmt. 2026 werde ich beim Iceland Symphony Orchestra als Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin anfangen. Das bringt mich wieder ein bisschen näher an Nordamerika heran. Ich bewege mich dann quasi in diesem sehr interessanten Dreieck zwischen Kanada, Island und Europa.

Sendung: "Leporello" am 23. Januar 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Konzertmitschnitt am 11. Februar 2025 ab 20:03 Uhr auf BR-KLASSIK

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