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Eröffnung Münchener Biennale 2024 "Searching for Zenobia"

Es sind große Fragen, die die italienische Komponistin Lucia Ronchetti in ihrer Oper "Searching for Zenobia" stellt. Mit ihrem Werk wurde die Münchener Biennale für Neues Musiktheater eröffnet. Es erklingen arabische Vokalisen, Percussion und zeitgenössische Streicherklänge. Trotzdem kann das Werk musikalisch nicht überzeugen.

"Searching for Zenobia" bei der Münchener Biennale 2024 | Bildquelle: Judith Buss

Bildquelle: Judith Buss

Zwei Frauen sitzen sich gegenüber. Die eine liest ein Buch. Die andere sitzt auf einer Art Thron, stolz und mächtig. Sie sehen sich an. Die Lesende, Zeina, ist eine moderne Syrerin. Sie erzählt gleich zu Beginn von "Searching for Zenobia" davon, wie ihr Vater ihr die alte Stadt Palmyra zeigte. Und wie ihr Ehemann ebendort zu Tode gefoltert wurde. Die andere ist Zenobia, die antike Herrscherin über Palmyra.

Famlilienschicksal und Entzweiung

"Searching for Zenobia" bei der Münchener Biennale 2024 | Bildquelle: Judith Buss Bildquelle: Judith Buss Auch dramaturgisch hat die italienische Komponistin Lucia Ronchetti dieses Stück auf der Gegenüberstellung dieser beiden Frauen aufgebaut. Zwei Schicksale, die so viel trennt und so viel vereint. Zeina muss mit ihrer Tochter vor dem IS fliehen. Die antike Zenobia erlebte den Angriff der Römer, sie blieb, kämpfte für ihre Heimat. Ein großer Konflikt. Die alte Herrscherin versteht nicht, warum die moderne Frau ihr Land verlässt, um für sich und ihre Tochter ein sicheres Leben zu suchen. Warum sie nicht für ihr Land kämpft. Doch es bleibt nicht bei dieser existentiellen Frage nach Heimat oder Schutz. Anschließend begleitet man Zeina auf ihrer Flucht, sieht die Verlorenheit und die Traumata einer solchen Erfahrung, die sie auch an ihre Tochter weitergibt. Zenobia kann ihre Heimat nicht retten, auch sie verzweifelt. Es ist ein Familienschicksal, eine Geschichte der Entzweiung, des Zerreißens und der Zerstörung.

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Arabische Weisen als Klagelieder

Viele, sehr große und existentielle Themen haben Ronchetti und ihr Librettist Mohammad Al Attar in dieses Musiktheater gepackt. Zeina wird von der Schauspielerin Naima Laube als Sprechrolle gespielt, Zenobia von der Mezzosopranistin Milda Tubelyte dargestellt. Dazwischen vokalisiert Mais Harb arabische Weisen als Klagelieder und verkörpert Zeinas Tochter genauso wie ein übergeordnetes kulturelles Erbe dieser beiden Frauen. Ein Chor wiederum kommentiert wie im antiken Drama die Handlung. Vielstimmig wird hier erzählt, die theatralen Mittel vermischen sich, fallen sich ständig ins Wort: Musik, Gesang und Sprache wechseln sich ab, ein Streichsextett unterfüttert dieses mannigfaltige Erzählen mit im Vergleich dazu beinahe etwas unscheinbarer Musik. Geräuschhaft, in vielen Glissandi, werden hier die Szenen atmosphärisch unterfüttert.

Arien aus Albinois Barockoper "Zenobia"

"Searching for Zenobia" bei der Münchener Biennale 2024 | Bildquelle: Judith Buss Bildquelle: Judith Buss Mächtige Bilder entstehen, etwa wenn Zenobia aus einer Art Ausgrabungsstätte eine antike Rüstung holt und anlegt. Oder wenn Zeina Deutschland anklagt, die Gesellschaft hier würde sich mehr für die Zerstörung des antiken Erbes als für die menschlichen Schicksale in Palmyra interessieren. Eine eigene musikalische Sprache aber bleibt aus. Die vielen Themen, die vielen Zeiten, die vielen Stile unterbrechen sie gegenseitig, nehmen sich die Wirkung. Arien aus Tomaso Albinonis Barockoper "Zenobia" wechseln sich mit arabischer Percussion und dem zeitgenössischen Raunen der Streicher ab. Über allem steht das gesprochene Wort. Es überwiegt als eindeutige Erzählung mit fast dokumentarischem Charakter. Das macht betroffen und lässt erschrecken. Aber es vergibt die Chance, dieser so spannenden, Zeiten und Kulturen umspannenden, widersprüchlichen und tief menschlichen Geschichte eine für sich stehende, künstlerische Sprache zu geben. 

Sendung: "Piazza" ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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