Der Boléro ist wohl Maurice Ravels bekanntestes Werk. Im gleichnamigen Film über die Entstehung des Stücks will Regisseurin Anne Fontaine den kreativen Prozess abbilden und den Künstler vorstellen, ohne dabei Klischees zu bedienen. Zu Ravels 150. Geburtstag kommt der Film nun in die Kinos.
Bildquelle: X Verleih - Pascal Chantier
Alle 15 Minuten wird angeblich irgendwo auf der Welt Maurice Ravels "Boléro" aufgeführt. Zweifellos eines der bekanntesten Orchesterstücke überhaupt und eines, das es – wie nur wenige andere – über die Klassikhörerschaft hinaus zu großer Popularität in ganz unterschiedlichen Hörerschichten geschafft hat.
Ursprünglich eine Auftragskomposition, die Ravel zunächst mit viel Zögern überhaupt in Angriff genommen hat. Dass daraus dennoch ein Welterfolg wurde, grenzt an ein Wunder. Und dieses Wunder hat die französische Regisseurin Anne Fontaine in einen Film übersetzt. Der Film trägt den Titel "Bolero" und kommt am 6. März bei uns in die Kinos.
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Anne Fontaine bleibt in ihrem Biopic erfreulicherweise nah an den Tatsachen und am Leben Maurice Ravels. Sie hat einen sehr atmosphärischen, stimmungsvollen Film über Ravel und die Entstehung des Boléro geschaffen – mit tollen Bildern der 1920er- und 1930er-Jahre. Die Tänzerin Ida Rubinstein trat 1928 mit dem Auftrag zu der Komposition an Ravel heran. Da war er schon ein bekannter Komponist, aber auch ein sehr eigenwilliger, um nicht zu sagen verschrobener Künstler.
Ravel schlug Rubinstein zunächst vor, eine Musik über "Iberia" von Isaac Albéniz zu machen, also Klavierstücke, die Ravel orchestrieren wollte. Er fing auch schon an zu komponieren, bis ihm mitgeteilt wurde, dass die Rechte an der Vorlage nicht verhandelbar seien. So warf er seine Entwürfe weg und wusste lange keine Alternative. Schließlich in großer Zeitnot, die Aufführung war schon fix terminiert, kam er auf die Idee, eine Melodie 18 Mal zu variieren, um auf die erforderliche zeitliche Länge von etwa 17 Minuten zu kommen – so war die Idee zum Boléro geboren.
Szene mit Schauspieler Raphaël Personnaz in seiner Rolle als Maurice Ravel aus dem Film "Bolero" | Bildquelle: X Verleih - Pascal Chantier
Hauptdarsteller Raphaël Personnaz zeichnet Ravel als introvertierten, dabei aber sehr höflichen und feinsinnigen Menschen. Das kommt dem tatsächlichen Ravel sicher recht nahe. Auch Ravels Beziehung oder besser Nicht-Beziehung zu Frauen spielt eine große Rolle. Die Beziehung zu seiner Muse Misia Sert, einer verheirateten Frau, wird in dem Film vielleicht ein wenig überstrapaziert. Oft sieht man den Komponisten rauchend in die Leere blickend – irgendwie nicht ganz von dieser Welt. Selbst Ruhm und Anerkennung sind ihm eher suspekt. Wie überhaupt in dem Film manchmal Langatmigkeit mit Eindringlichkeit verwechselt wird.
Positiv ist, dass die Musik zu ihrem Recht kommt und nicht noch zusätzlich Filmmusik eingesetzt wird. Man sieht Ravel immer wieder am Klavier sitzen, er spielt einmal sogar im Bordell irgendwelche Gassenhauer in einem seltenen Moment der Ausgelassenheit. Und auch die Proben und schließlich die Uraufführung des Boléro sind filmisch gut in Szene gesetzt. Aber am meisten punktet der Film mit seiner sehr stimmungsvollen historischen Kulisse und schönen Bildern.
Sendung: "Allegro" am 6. März 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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