Mit Anfang 50 schreibt Maurice Ravel sein bekanntestes Stück, den Boléro. Wenige Jahre später wird er so krank, dass er weder Klavier spielen noch Komponieren kann. Über einen besonderen Komponisten, der auch heute Rätsel aufgibt.
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Die Ouvertüre "Shéhérazade", das Streichquartett, die Oper "L’Heure espagnole", die "Rhapsodie espagnole", der "Boléro" oder das Ballett "Daphnis et Chloé". Mit jedem Werk stößt Maurice Ravel in neue Welten vor, die aber eines gemeinsam haben: eine helle, klare und raffinierte Tonsprache, die nie die Tonalität verlässt. Die sich im Lauf der Jahre aber auch nicht wesentlich verändert. Ähnlich wie Frédéric Chopin macht auch Ravel keine deutliche Entwicklung durch, er steht von Anfang an einfach da, als fertiges Phänomen. Nicht Impressionist, nicht Spätromantiker, auch kein Neoklassizist. Sondern alles zusammen.
Der Komponist Maurice Ravel | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Sein Leben beginnt am 7. März 1875 in Ciboure, einem kleinen Fischerdorf weit unten im Süden Frankreichs an der Biskaya. Sein Lebenszentrum aber wird Paris, hier wächst er auf, hier entdeckt man seine große Begabung, hier lernt er Klavier und darf mit gerade einmal 16 Jahren ans Konservatorium. Pianist will er werden, schafft aber dreimal die Zwischenprüfungen nicht. Technische Mängel, heißt es. Begabt sei er zwar, aber faul.
Dann versucht er es mit dem Komponieren, kommt in die Klasse von Gabriel Fauré. Sage und schreibe fünf Mal bewirbt er sich um den begehrten Prix de Rome – und scheitert fünf Mal. Er komponiere doch sehr nachlässig, heißt es.
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Über Fauré findet Ravel Zutritt zu den mondänen Salons von Paris. Hier setzt er sich mit plissierten Hemden und Monokel in Szene, raucht Kette und gibt sich als exaltierter, so unergründlicher wie unnahbarer, stets perfekt gekleideter Dandy.
Und arbeitet weiter an der Perfektionierung seiner ganz eigenen musikalischen Welt, in der er mit Harmonien und Klangfarben spielt, das Unerwartete pflegt und sich dabei jeder Einordnung entzieht. Der Musikphilosoph Theodor W. Adorno hat über Ravel den schönen Satz gesagt: "Er überschaut die Formwelten, in die er selbst gebannt ist, wie Glas, aber er durchstößt nicht die Scheiben, sondern richtet sich ein, raffiniert wie ein Gefangener." Und einer seiner Biographen schreibt: "Ravel ist und bleibt ein Rätsel."
Auch Ravels nachlassende Gesundheit ist ein Rätsel. Brüllende Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit zermürben ihn, da ist er noch keine 60, er kann seinen Namen nicht mehr schreiben und weder Klavier spielen noch komponieren. Um den Verdacht eines Gehirntumors auszuräumen, lässt er sich operieren. Einen Tumor findet man nicht, doch die linke Gehirnhälfte ist verkümmert. Ravel fällt dann ins Koma und stirbt mit 62 Jahren.
Boléro-Uraufführung: Ist der Komponist wahnsinnig geworden?
Zu einer produktiven kompositorischen Auseinandersetzung mit Ravels Musik ist es im 20. Jahrhundert nicht gekommen. Aus seiner Poetik, die so viele unterschiedliche Einflüsse zu etwas Unnachahmlichem kondensiert, hat es keiner geschafft (oder gewagt), Teilmomente herauszulösen und neu zu beleuchten.
Dienstag, 04.03., 20.03 Uhr: Das Starke Stück – Ravels "Bolero"
Mittwoch, 05.03., 20.03 Uhr: ARD Konzert (mit Alexandre Tharaus und dem Orchestre National de France)
Donnerstag, 06.03., 20.03 Uhr: Interpretationen im Vergleich "Gaspard de la nuit"
Freitag, 07.03., 9.05 Uhr: Der Vormittag – Zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel
Freitag, 07.03., 18.03 Uhr: Klassik Stars – Zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel
Freitag, 07.03., 19.03 Uhr: Musikfeature – "Jahrhundertgestalt in Knabengröße"
Samstag, 08.03., 20.03 Uhr: ARD Oper "L’heure espagnole" und "L’enfant et les sortilèges"
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