Als "Tagesschau"-Sprecher ist Constantin Schreiber einem großen Publikum bekannt. Er spielt aber auch sehr gut Klavier und gestaltet in München gemeinsam mit dem Pianisten Markus Kreul ein Gesprächskonzert. Im Interview spricht Schreiber über Musik und die Sehnsucht nach guten Nachrichten.
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BR-KLASSIK: Herr Schreiber, "Kraft der Musik" steht über dem Abend im Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz. Wann haben Sie das zuletzt erlebt?
Constantin Schreiber: Zuletzt tatsächlich heute Morgen. Ich spiele nach dem Frühstück immer schon ein bisschen Klavier zu Hause und freue mich, dass mich das mit guter Stimmung versorgt und damit einen positiven Start in den Tag bedeutet.
BR-KLASSIK: Was sagen Sie jemandem, der sich mit Klassischer Musik beschäftigt und sich mit der Frage konfrontiert sieht, ob denn das relevant sei, was er da mache, angesichts des Weltgeschehens?
Constantin Schreiber: Relevant ist es deswegen, weil ja inzwischen unzweifelhaft auch wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Musik uns gut tut und einen ganz klaren körperlichen Einfluss auf uns hat. Man hat verschiedene Versuchsreihen durchgeführt, Probanden insbesondere Klassische Musik vorgespielt und konnte auch physisch nachweisen, anhand von Botenstoffen, die der Körper ausgeschüttet hat, Blutdruck, Herzschlag und so weiter, dass vor allem Klassische Musik eine beruhigende und positive Wirkung hat – unabhängig davon, ob wir die Musik mögen oder nicht. Es ist ein Geheimnis dieser Musik, dass sie ganz offensichtlich mit uns etwas macht.
BR-KLASSIK: Sie sind eines der prominenten Gesichter und eine der prominenten Stimmen der "Tagesschau". "Only bad news is good news" lautet ein alter Spruch aus der Medienbranche, will sagen, nur schlechte Nachrichten lassen sich gut verkaufen. Ist es inzwischen nicht fast umgekehrt, weil wir uns nach guten Nachrichten sehnen?
Constantin Schreiber lässt sich überraschen: Wie das Gesprächskonzert mit Markus Kreul abläuft, weiß er noch nicht genau. | Bildquelle: picture alliance / HMB Media | Uwe Koch
Constantin Schreiber: Zumindest stimmt der Spruch nicht mehr ganz uneingeschränkt. Es ist tatsächlich so, dass die "Tagesschau" während der Corona-Zeit die höchste Zuschauerzahl ihrer Geschichte hatte. Nie zuvor haben im Durchschnitt mehr Menschen die "Tagesschau" gesehen. Als aber der Ukraine-Krieg sich an die Corona-Zeit anschloss, gingen die Zuschauerzahlen bei uns, aber auch bei anderen Nachrichtensendungen, zurück. Das steht ja ganz klar im Gegensatz zu dem, was Sie eben zitiert haben. Offenbar gibt es eine Flut an schlechten Nachrichten, die Menschen auch überfordern kann. Sodass man sich dann tatsächlich etwas anderes wünscht, eine Auszeit, und das nicht mehr sehen möchte.
BR-KLASSIK: Und die guten Nachrichten?
Constantin Schreiber: Die Frage ist, möchten wir gute Nachrichten konsumieren? Es gab mal ein interessantes Experiment: eine Nachrichtensendung nur mit guten Nachrichten. Da hat sich nach kurzer Zeit der interessante Effekt eingestellt, dass die Menschen immer weniger zugeschaut haben. Weil wir offensichtlich von Nachrichten zumindest auch etwas Ernstes oder Negatives erwarten.
BR-KLASSIK: Mit welcher Nachrichtenmeldung würden Sie Ihr Publikum gerne glücklich machen?
Constantin Schreiber: Ich wurde das mal während der Corona-Zeit gefragt. Da habe ich gesagt: 'Die Corona-Pandemie ist vorbei'. Tatsächlich durfte ich diesen Satz dann in der "Tagesschau" mal genauso sagen. Das wurde ja irgendwann auch so pointiert von der Bundesregierung geäußert. Im Moment wäre es, glaube ich: 'Der Ukraine-Krieg ist beendet'.
Zu Gast bei Markus Kreul: Pianist Martin Stadtfeld
BR-KLASSIK: Wie viel Musik, Herr Schreiber, war in Ihrer Familie, in Ihrer Kindheit und Jugend?
Constantin Schreiber: Ich habe schon recht früh angefangen, Klavier zu spielen. Insofern war das für mich immer ein Thema. Meine Eltern haben keine Instrumente gespielt, wir waren keine Musikerfamilie. Aber sie haben gerne Musik aus ihrer Zeit zu Hause gehört. Meine Eltern sind jetzt Anfang bis Mitte 80, und bei uns lief damals die Musik der 1950er und 1960er. Das ist natürlich etwas ganz anderes als das, was ich mache.
Manche Lieder sind für mich untrennbar mit Erinnerungen oder bestimmten Situationen verbunden.
BR-KLASSIK: Ist musikalisches Glück bei Ihnen mit bestimmten Musikrichtungen, Komponistinnen, Komponisten oder Situationen verbunden?
Constantin Schreiber: Ja, das ist ganz spannend: Für mein Buch "Glück im Unglück" habe ich mich mit der Frage beschäftigt, was es ist, was Musik in uns auslöst? Und es ist tatsächlich so, dass wir kein Musikzentrum im Gehirn haben. Musik wirkt auf unterschiedliche Gehirnareale, aber insbesondere auf audiovisuelle Bereiche. Das heißt, Musik aktiviert in uns vor allem Bilder und Erinnerungen an bestimmte Situationen, bestimmte Gefühlserfahrungen, die wir mit einer Melodie oder Musik verbinden. Deswegen denkt der eine bei einem bestimmten Lied beispielsweise an den ersten Kuss oder einen bestimmten Sonnenuntergang, während ein anderer die Musik vielleicht schön findet, aber keine starke Verbindung dazu spürt. Da bin ich keine Ausnahme. Manche Lieder sind für mich untrennbar mit Erinnerungen, auch mit bestimmten Situationen verbunden.
"Die Kraft der Musik" mit Constantin Schreiber – Ein Gesprächskonzert mit dem Pianisten Markus Kreul.
Am 1. April 2025 um 19 Uhr im Münchner Künstlerhaus.
BR-KLASSIK: Sie sind zu Gast bei einem Gesprächskonzert mit dem Pianisten und Podcaster Markus Kreul mit Live-Musik. Werden Sie auch spielen?
Constantin Schreiber: Ja, natürlich. Deswegen bin ich da.
Ich finde, es macht am meisten Spaß, wenn man ein bisschen überrascht wird.
BR-KLASSIK: Was gibt es noch an dem Abend?
Constantin Schreiber: Ich gebe zu, ich weiß gar nicht so genau, was mich erwartet. Ich bin selber ein bisschen gespannt, wie das Ganze ablaufen wird und funktioniert. Ich weiß, dass das Setting sehr, sehr schön ist und dass sich Herr Kreul intensiv vorbereitet. Ich lasse mich aber auch immer sehr gerne treiben und bin niemand, der in Gespräche oder Interviews super vorbereitet reingehen muss. Im Gegenteil: Ich finde, es macht eigentlich am meisten Spaß, wenn man so ein bisschen überrascht wird.
Sendung: "Allegro" am 1. April 2025 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (8)
Dienstag, 01.April, 17:13 Uhr
Volkermetzger50@gmail
Kraft der Musik2
Schreiber ist der einer der sympathischsten jungen Nachrichtensprecher im deutschen TV, der durch hohe Bildung und kulturelle Offenheit positiv auffällt ! Dass er darüberhinaus noch die klassische Musik liebt und deren weltverbindenden Charakter zu schätzen weiß, spricht für seinen Charakter und eine kosmopolitische Grundeinstellung zum Leben ! Menschen wie er, stärken die Hoffnung auf den inneren Zusammenhalt der Menschen und eine bessere Zukunft, trotz fortschreitender Krisenereignisse !!!
Dienstag, 01.April, 13:50 Uhr
Florian
@Karl Josef Schnitt
Yo, Position zum Islam.
Dabei ist Kritik an der Herrschaft der Religion eher eine linke Aufgabe, historisch gesehen. Dass die Linke heute dem Islam eher den Hof macht, ist ein Offenbarungseid. Marx hat noch auf Mohammed drauf gehauen, und auf Christus sowieso. Heute - Kolonialismuswahn der Linken - werden seit 1968 durch RAF und co. die "Palästinenser" hofiert, angezündet, entführt, blockiert, Unis im Lehrbetrieb gestört usw. Die Mullahs hat unsere "Linke" auch mega toll gefunden.
Laizismus jetzt! Auch alle Privelegien der Kirchen in D abschaffen. Endlich mal wirklich links sein! Nicht das Feld der AfD überlassen!
Dienstag, 01.April, 13:06 Uhr
Friederike Richter
Kommentat von Barboncino zu Konstsntin Schreibrr
Der Kommentar von Barboncino grhört leider zu den besserwisserischen Negativmeinungen, die die Welt so verdunkeln. Überflüssig und dumm!
Dienstag, 01.April, 12:58 Uhr
Friederike Richter
Constantin Schreiber
Wie wahr!
Ohne das morgendliche Klavierspiel hätte ich meine privaten Schicksalsschläge nicht überstanden noch könnte ich die katastophalen Nachrichten aus det Welt nicht ertragen.
Ein geschützter Raum!
Dienstag, 01.April, 12:53 Uhr
Friederike Richter
Constantin Schreiber imbLenbachhaus
Wie wahr!
Ohne das morgendliche Klavierüben hätte ich weder meine privaten Schucksalsschläge überstanden noch könnte ich die katastrophalen Nachrichten aus der ganzen Welt ertragen. Vielleicht ist es eine Art Weltflucht in einen geschützten Raum.
Dienstag, 01.April, 11:03 Uhr
Burgi Glass
Allegro , Constantin schrriber
Das as Kley kann ich nur bestätigen! Bach morgens und der Tag nimmt einen guten Verlauf!
Dienstag, 01.April, 09:18 Uhr
Barboncino
ARD
Wenn ich richtig informiert bin, geben bei der ARD Redakteure vor, was der Nachrichtensprecher vorzutragen hat.Insoweit ist der Spielraum für Herrn Schreiber doch sehr eng, den leider auch Musik nicht erweitern kann.
Montag, 31.März, 21:31 Uhr
Karl Josef Schmitt
Karriereleiter
Herr Schreiber ist für mich ein Leuchtturm unter den Nachrichtensprechern, der sich zumindest um einen letzten Rest von Objektivität bemüht, umgeben von haltungsbeflissenen Polit-Aktivisten. Mit seiner Positionierung zum Islam hat er leider seine Karriereleiter bei der ARD in Kleinholz verwandelt.