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Kulturmanager, Opernintendant, Sir: Peter Jonas leitete von 1993 bis 2006 die Bayerische Staatsoper - mit Zubin Mehta an seiner Seite als Generalmusikdirektor. Vor zwei Jahren starb Peter Jonas mitten in der Pandemie. Jetzt dirigiert Mehta ein Gedenkkonzert für ihn - zugunsten der Nichtregierungsorganisation German Doctors.

BR-KLASSIK: "Sie waren mit Peter Jonas befreundet. Erzählen Sie mir von ihm."

Zubin Mehta: "Es war eine echte Freundschaft - durch Musik, durch Kultur im Allgemeinen und natürlich durch unseren Lieblingssport Cricket."

BR-KLASSIK: "Sie haben gerne Cricket zusammen im Büro geguckt..."

Zubin Mehta: "Im Büro, ja. Wir haben einmal München gegen Frankfurt gespielt - im Englischen Garten.

BR-KLASSIK: "Und, wer hat gewonnen?"

Zubin Mehta: "München hat gewonnen. In sieben Jahren habe ich ein Spiel gehabt. Aber meistens haben wir diskutiert - über Pläne, die Zukunft und welche Sänger und Regisseure wir holen. In sieben Jahren gab es aber nie einen Streit."

Zubin Mehta und Sir Peter Jonas diskutierten über Übertitel

BR-KLASSIK: "Sie haben zum Beispiel auch über die Übertitel diskutiert."

Bildquelle: picture-alliance/dpa Zubin Mehta: "Bevor ich kam, gab es keine Übertitel. Er meinte, die Leute sollen die Oper vorher zu Hause ein bisschen lesen. Aber das macht niemand. Aber er hat gemerkt, dass das Publikum nicht so reagiert, wie es soll. Und dann hat er sofort bei den Übertiteln nachgegeben."

BR-KLASSIK: "Wie haben Sie mit ihm über sowas diskutiert?"

Zubin Mehta: "Wir waren wirklich echte Freunde. Und wir haben einander respektiert. Und es war eine echte Diskussion zwischen Freunden. Aber wie gesagt: Wir haben nie gestritten."

Sir Peter, der Hippie-Intendant?

BR-KLASSIK: "Sir Peter Jonas hat mal gesagt, er wurde der Hippie-Intendant genannt. Können Sie damit etwas anfangen? Ich muss da an seine bunten Socken denken."

Zubin Mehta: "Er war immer dafür, dass in seinem Theater viel im Publikum diskutiert wird. Das hat er erreicht. Ein Theater muss Diskussionen provozieren."

BR-KLASSIK: "Am Ende seines Lebens hat Sir Peter einen langen Kampf gegen den Krebs hinter sich bringen müssen."

Zubin Mehta: "Ja, er war ein Held. Ich war dort sieben oder acht Jahre lang. Er war immer krank. Aber er hat sich nie beschwert und er war bei jeder Aufführung in seiner Loge. Und er ist so oft nach Berlin gegangen, um mit Daniel Barenboim zu diskutieren. Aber er hatte immer den Krebs in seinem Auge und in seiner Lunge."

Sir Peter Jonas besuchte kranken Zubin Mehta in Los Angeles

BR-KLASSIK: "Und er hat das Diskutieren niemals aufgegeben?"

Zubin Mehta: "Nie! Er ist zum Beispiel, als ich in Los Angeles Nierenkrebs hatte, in seinem gesundheitlichen Zustand selber gekommen. Er hat ein Hotel ausgesucht und ist von München nach Los Angeles geflogen, um zwei Tage bei mir zu sein. Ich habe das so geschätzt."

BR-KLASSIK: "Wie war das, als sie zusammen waren? Was war eine gemeinsame Liebe?"

Zubin Mehta: "Das Niveau jeder Aufführung. Er hat für jede Aufführung die besten Sänger und Dirigenten geholt. Und ich war damit auch einverstanden. Manchmal hat er für mich zu viele Engländer angefragt. Da sagte ich ihm, schau: Italien ist um die Ecke. Schau Dir auch Italien an. Das hat er dann auch gemacht."

Sir Peter Jonas hat die Musik für sein Gedenkkonzert selbst ausgesucht

BR-KLASSIK: "Vor zwei Jahren ist Sir Peter gestorben. Jetzt erst ist das Gedenkkonzert wegen Corona möglich. Auch da kommen viele berühmte Musiker*innen zusammen. Wie sollen wir Sir Peter in Erinnerung behalten?"

Zubin Mehta: "Alle Künstler, die da mitmachen, werden etwas sagen oder interpretieren. Er hat das Programm ausgesucht und wir machen, was er wollte."

BR-KLASSIK: "Er hat das Programm selbst ausgesucht?"

Zubin Mehta: "Ja, alles. Er hat das mit seiner Frau Barbara zusammengestellt."

BR-KLASSIK: "Was sagt das Programm über ihn?"

Zubin Mehta: "Es verrät seinen Geschmack. Es ist Elgar, es ist das Requiem von Verdi, und mit dabei ist sein Lieblings-Barock-Dirigent Ivor Bolton. Und wir sind alle Freunde geworden unter seinem Schirm."

Sendung: "Allegro", am 3. Juni 2022, ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK