Die sechs Bastian-Geschwister sind außergewöhnlich: Allesamt sind Musik-Profis. Mit ihren unterschiedlichen Instrumenten – Kontrabass, Posaune, Oboe, Bratsche, Trompete und Horn – spielen sie in renommierten Orchestern und haben sich in der Musikbranche etabliert. Der Weg dorthin begann bei ihnen zu Hause und mit dem gemeinsamen Musizieren.
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"Joseph hat für den neunzigsten Geburtstag von unserer Großmutter ein Stück für alle sechs Instrumente, die wir spielen, arrangiert. Das war das erste und letzte Mal, wo wir alle sechs zusammen in Kammermusikbesetzung gespielt haben", erzählt François, der als Hornist das jüngste Geschwisterkind ist. Trotz ihrer erfolgreichen Karrieren sind die Geschwister mittlerweile weit verstreut und haben sich auf die Welt verteilt. Doch ihre gemeinsame musikalische Vergangenheit verbindet sie bis heute.
Musik war im Hause Bastian allgegenwärtig. "Es war ganz natürlich, die Musik war immer da. Es lief jeden Sonntag eine Bachkantate", erinnert sich Joseph, der als Bassposaunist und Dirigent eine große Karriere gemacht hat. Diese konstante Präsenz von Musik prägte die Geschwister von klein auf. "Die Raumbelegung war schlimmer als an einer deutschen Musikhochschule. Man musste sich seinen Raum erkämpfen, wenn man üben wollte", beschreibt Francois die musikalische Atmosphäre zu Hause. Doch trotz des scheinbaren Konkurrenzkampfes war der Hornist zufrieden mit der Situation: "Das ist wie beim Passivrauchen. Wir haben alle Instrumente, die jeder gelernt hat, von Anfang an mitgelernt, passiv bis zum professionellen Niveau."
Hornist Francois Bastian | Bildquelle: BR
Natürlich war es zu Hause laut. Besonders die Blechblasinstrumente, so Joseph, waren bei geöffneten Fenstern weithin zu hören: "Wenn die Fenster offen waren, hat man vor allem uns Blechblasinstrumente im Umkreis von 200 Metern gehört." Doch François gibt sich gelassen: "Wir waren nicht lauter als Rasenmäher, die um uns gearbeitet haben. Und schöner", sagt er mit einem Schmunzeln. Tatsächlich haben sich die Geschwister nie von der Lautstärke abgeschreckt, sondern fanden stets Freude an der Musik, die sie in ihrem Zuhause machten.
Es ist kein Wunder, dass alle Bastian-Geschwister ihren Platz in der Musikwelt gefunden haben. Zwei von ihnen spielen heute im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München. Veronique, die Bratschistin, begann jedoch zunächst incognito in der Akademie des BRSO: "Weil wir so liebevoll miteinander waren und ‚Guten Morgen‘ mit Kuss wie in Frankreich gemacht haben, haben einige Kollegen gedacht, Uiuiui, was läuft da mit der Akademistin und dem neuen Bassposaunenkollegen?", erzählt sie mit einem Augenzwinkern.
Veronique Bastian, Bratsche | Bildquelle: BR
Die Geschwister sind trotz ihrer unterschiedlichen beruflichen Wege immer noch eng miteinander verbunden. Sie tauschen sich regelmäßig aus, geben sich Tipps und unterstützen sich gegenseitig. Joseph, der sich mittlerweile als Dirigent einen Namen gemacht hat, etwa als Chef der Münchner Symphoniker, erklärt. Für ihn und seine Geschwister ist der Austausch ein wertvoller Teil ihres musikalischen Lebens. Die Harmonie zwischen den verschiedenen Stimmen, die jedes Familienmitglied mitbringt, ist nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich spürbar.
Das Leben der Bastian-Geschwister ist wie ein lebendiges Beispiel für das, was möglich ist, wenn unterschiedliche, aber gleichberechtigte Stimmen zusammenklingen. Es ist ein Modell für gelebte Harmonie und gegenseitige Unterstützung. Wie Joseph treffend bemerkt: "Es ist relativ wenig Potenzial für Konflikt." So klingt das Leben der Bastian-Geschwister – wie Musik, die in Harmonie fließt, inspiriert von der Liebe zur Kunst und zu einander. Ein musikalisches "Bullerbü", das es so nur selten gibt.
Sendung: "Allegro" am 28. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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