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Opernfestival Gut Immling Plädoyer für mehr Menschlichkeit

In Zeiten von Krisen und Kriegen wirbt das Immling Festival im Chiemgau für ein besseres Miteinander. Gleich drei große Opern stehen auf dem Programm. Los geht's am Samstag mit Verdis "Aida".

"Aida" beim Immling Festival 2024 mit Yunuet Laguna (Aida) und Joseph Dahdah (Radamès)  | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock

Bildquelle: Verena von Kerssenbrock

Schon zum 28. Mal findet das Immling Festival im Chiemgau statt. In Zeiten von Krisen und Kriegen setzt die diesjährige Ausgabe einmal mehr auf die Kraft der Musik, die Mitmenschlichkeit fördert und friedvoll Revolution feiert. Drei große Opernproduktionen bringt das Immling Festival in diesem Sommer auf die Bühne: Giuseppe Verdis "Aida", Charles Gounods "Roméo et Juliette" und die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht.

Team aus über 30 Nationen beim Immling Festival

Die zum Theater umgebaute Scheune auf Gut Immling | Bildquelle: Sabine Rogler Die zum Theater umgebaute Scheune auf Gut Immling. | Bildquelle: Sabine Rogler Künstlerinnen und Künstler aus etwa 30 Nationen kommen dafür auf Gut Immling zusammen, angefangen vom Orchester über den Extrachor und Solist:innen aus Südafrika, Amerika, Russland, der Ukraine, Georgien oder auch China. Für die künstlerische Leiterin Cornelia von Kerssenbrock ist diese internationale Besetzung auch ein Statement: "Wir können der Welt zeigen, dass die Arbeit mit vielen Nationen funktioniert und dass man sich nicht vor anderen Menschen fürchten muss, die vielleicht andere Hautfarben oder andere Religionen haben."

Wir können der Welt zeigen, dass die Arbeit mit vielen Nationen funktioniert.
Cornelia von Kerssenbrock

Festival unter dem Motto "Mitmenschlich"

Als sichtbares Zeichen dieses internationalen Miteinanders hat das Festivalteam am Mittwoch 200 Fahnen aus verschiedenen Ländern aufgehängt. Das Mitmenschliche über alle Grenzen hinweg hat das Immling Festival in diesem Jahr auch explizit als Motto gewählt. "Weil wir eben sehen, wie sich die Welt verändert und wie die Menschen sich immer mehr abkapseln. Jeder meint, nur noch das eigene Stück Land gehört ihm selber und nicht den Menschen allgemein."

Kooperation mit Staatsoper in Tiflis

Seit Jahren arbeitet das Immling Festival mit der Staatsoper in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, zusammen. Studierende der dortigen Hochschule haben unter anderem Bühnenbilder gestaltet, mehr als 30 Georgierinnen und Georgier sind derzeit in Immling mit dabei. „Wir haben nach wie vor einen wunderbaren Austausch“, freut sich Cornelia von Kerssenbrock. „In Planung ist auch wieder ein Austausch im Herbst, wo ich beim Tiflis Barockfestival dirigiere.“ Eigentlich ist auch für das kommende Frühjahr ein großes Konzert angedacht. Doch ob es tatsächlich stattfinden kann, ist noch ungewiss und hängt von den Wahlergebnissen in Georgien im Herbst ab. "Die Situation in Georgien ist sehr angespannt. Wenn man die Menschen aus Georgien so hautnah hier beim Festival dabeihat, bekommt man das Ganze natürlich noch mehr mit und weiß, unter welchem Druck sie stehen."

"Aida": Liebe über alle Grenzen hinweg

"Aida" beim Immling Festival 2024 mit Darina Gapitch (Amneris) und Giorgi Chelidze (Ramfis) | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Verdis "Aida" hat am 22.Juni beim Immling Festival Premiere. | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Auch auf der Bühne geht es um Zuneigung trotz Andersartigkeit. Sowohl bei "Roméo et Juliette" als auch bei "Aida" kommen die Protagonisten aus verschiedenen Kulturen und Milieus. "Diese Mitmenschlichkeit, die in den Opern ja leider zum Tod führt, führt uns vor, was in der heutigen Welt passiert: Dieses Abkapseln ruft erst das Drama hervor."

Mit Verdis "Aida" eröffnet das Immling Festival am 22. Juni. Inszeniert wird die weltberühmte Oper von Ludwig Baumann, am Dirigierpult steht Cornelia von Kerssenbrock. In der Titelpartie ist die mexikanische Sopranistin Yunuet Laguna zu erleben, die damit auch ihr Europa-Debüt gibt.

"Dreigroschenoper" und "Roméo et Juliette"

Eine Woche später, am 28. Juni, hat dann Brechts "Dreigroschenoper" Premiere, inszeniert von Verena von Kerssenbrock. Ursprünglich war eine gekürzte Fassung von 90 Minuten geplant. Aufgrund von Restriktionen der Brecht-Erben und des Suhrkamp-Verlages dürfen allerdings an der Textfassung von der "Dreigroschenoper“ keinerlei Kürzungen vorgenommen werden. Daniel Spaw hat die musikalische Leitung der nun insgesamt zweieinhalbstündigen Oper, der Berliner Bariton Hans-Georg Prise gibt den Mackie Messer.

"Roméo et Juliette" beim Immling Festival 2024 mit Diana Alexe als Juliette | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Diana Alexe als "Juliette" in Charles Gounods Oper "Roméo et Juliétte" | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Ab dem 13. Juli präsentiert das Immling Festival schließlich Charles Gounods "Roméo et Juliette". Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1867 komponierte Gounod aus dem Shakespeare-Stoff eine sinnliche Oper, die nun von Michael Sturm inszeniert wird. Diana Alexe, aufgewachsen in der Republik Moldau, steht als Juliette auf der Bühne; die Rolle des Roméo singt Leonardo Sánchez aus Mexiko.

Opernchöre und Kinderoper

Neben diesen drei großen Opernproduktionen bekommt das Festivalorchester einen eigenen Konzertabend: mit Musik von Gustav Mahler und George Gershwin. Auch eine Gala der Opernchöre steht auf dem Programm. Kammerkonzerte und die Reihe "Dinner & Musik" runden das Festival ab. Besonderes Highlight für Familien ist "Der Barbier von Sevilla" als Kinderoper (Premiere am 30. Juni) mit dem Kinderchor der Akademie Immling.

Sendung: "Allegro" am 20. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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