Das internationale Jazz-Weekend in Unterföhring zeigt 2024 in drei Konzerten, wie weit der Klangbogen des Jazz ist: Von einer preisgekrönten soulgetränkten Stimme über Flamenco-Jazz bis hin zum wahrscheinlich coolsten Bassisten der Jazzwelt.
Bildquelle: Ebru Yildiz
"I have the best seat in the house!" Den besten Platz im Haus besetzt Christian McBride. Brille mit dunklem Rand, verschmitzt-cooles Lächeln, imposante Figur, durch seine kräftigen Finger lässt er eine Pfeife wandern. Nach dem Interview wird er sie stopfen und genüsslich paffen.
Die Stimme ist so volltönend und sonor, sie klingt für sich schon wie eine schwingende Kontrabass-Saite. Und selbst beim Sprechen swingt und groovt dieser Musiker. Wenn er auf der Bühne zwischen Schlagzeug und Klavier steht - am für ihn besten Platz - dann entfaltet sich sein Sound mit beeindruckender, aber wohldosierter Kraft.
McBride, Jahrgang 1972; geboren in Philadelphia, zählt fraglos zu den größten Jazzbassisten unserer Tage. Acht Grammys konnte er gewinnen, und auf über 300 Alben sind seine Basstöne zu hören. Er hat noch mit den Legenden des Jazz gespielt, etwa mit Saxophonist Sonny Rollins, Schlagzeuger Roy Haynes oder Pianist Herbie Hancock, und wurde mit Musikern seiner Generation wie Pianist Brad Mehldau oder Saxophonist Joshua Redman (hier im BR-KLASSIK-Interview) selbst zum Star. Aber auch Popgrößen wie Sting, Céline Dion oder Paul McCartney haben sich schon von den satten Tönen von Christian McBride tragen lassen.
Seine Musik ist immer auch geprägt von Funk- und Soulmusik, nicht umsonst zählt James Brown zu seinen musikalischen Idolen. Für McBride sind Swing und Funk oder auch Hiphop ganz nah beieinander. Auch in seinem aktuellen "New Quintet" spielt er völlig organisch Jazz, der sich den groovenden Nachbarstilen nicht verschließt. Ein Album gibt es noch nicht von diesem Quintett mit den aufstrebenden Talenten Nicole Glover (Saxophon), Savanna Harris (Schlagzeug), Ely Perlman (Gitarrre)und Mike King (Klavier). Diese Band wird am 13. Juli beim Jazz-Weekend in Unterföhring zum ersten Mal live in Bayern zu erleben sein. Für Fans von guter Musik ist dann jeder Platz im Bürgerhaus ein sehr guter, denn diese Band sollte man sich nicht entgehen lassen.
Harald Scharf ist der künstlerische Leiter des Jazz-Weekends Unterföhring und er schafft es auch 2024, wie schon in den vergangenen Jahren, in nur vier Konzerten die riesige Vielfalt des aktuellen Jazz zu skizzieren. Beschlossen wird das Jazz-Weekend am 14. Juli, mit Fußball-kompatiblem Konzertbeginn um 19 Uhr, vom andalusischen Saxophonisten Antonio Lizana, der ein ebenso beeindruckender und leidenschaftlicher Sänger ist. Lizana ist aber nicht der Chef der Band. Der in New York lebende Argentinier Emilio Solla hat Lizana mit seiner sehr persönlichen Musizierweise in seine Band geholt, um einen Bogen zu spannen vom argentinischen Tango hin zum andalusischen Flamenco, gewürzt mit ziemlich viel kernigem New Yorker Jazz.
Sängerin Dominique Files-Aimé | Bildquelle: Jetro Emilcar Nicht weniger hochkarätig geht es zu Beginn des Festivals am 12. Juli in Unterföhring zu. Im März 2024 wurde die kanadische Sängerin und Komponistin Dominique Fils-Amié mit dem JUNO Award ausgezeichnet. Ihr Album "Our roots run deep" ist für die Jury das Vocal-Jazz-Album des Jahres. Diesen kanadischen Grammy, den JUNO Award, konnte Fils-Amié schon zum zweiten Mal gewinnen. Ihre Stimme hat den soulgetränkten Ausdruckswillen von Nina Simone, aber auch die bluesige Tiefgründigkeit von Billie Holiday. Mit ihrer Band präsentiert sie das preisgekrönte Album "Our roots run deep".
Bei diesem hochkarätigen und bunten Programm hat nicht nur Bassist Christian McBride den besten Platz im Haus, da ist auf allen Plätzen ein einmaliges Konzerterlebnis garantiert.
Vom 12. bis zum 14. Juli 2024 finden insgesamt drei Jazzkonzerte im Bürgerhaus Unterföhring statt.
Sendung: "Leporello" am 12. Juli ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK