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Geiger Augustin Hadelich Für Mozart braucht es keine Samthandschuhe

Der weltweit gefeierte Geiger Augustin Hadelich, bekannt für seine virtuose Technik und seinen strahlenden Ton, spielt in Erlangen und München Mozarts fünftes Violinkonzert auf einer kostbaren Guarneri-Geige von 1744. Im BR-KLASSIK-Interview hat er verraten, was er an Weihnachten vorhat und warum man Mozarts Werke nicht mit Samthandschuhen anfassen darf.

Augustin Hadelich | Bildquelle: Luca Valenta

Bildquelle: Luca Valenta

BR-KLASSIK: In der Liste ihrer Einspielungen fehlt Mozart bisher weitgehend. Oder habe ich da was übersehen?

Augustin Hadelich: Ja, ich habe die Mozart-Violinkonzerte noch nicht eingespielt, spiele sie aber natürlich schon seit gefühlten Ewigkeiten, also schon von Kindesbeinen an. Sie gehören seit jeher zu meinem Repertoire und ich kehre immer wieder gerne zu ihnen zurück. Es kann also gut sein, dass da in ein paar Jahren noch ein Album mit Mozart-Konzerten kommt.

Rückkehr zur Wiener Klassik

BR-KLASSIK: Wie ist das, wenn man zur Wiener Klassik zurückkehrt, nachdem man Brahms, Tschaikowsky, Ligeti und andere gespielt hat – verändert sich da der Blick?

Augustin Hadelich: Ich höre unglaublich viel Mozart im Tschaikowsky-Konzert. Andererseits erkennt man den Einfluss dieser Klassiker auf die Stücke der nachfolgenden Jahrhunderte. Aber natürlich muss ich mich immer etwas umstellen und mich an den Stil eines Werks anpassen. Bei Mozart ist das besonders heikel, weil man so viele fast widersprüchliche Seiten ausdrücken möchte.

Man sollte Mozarts Werke nicht mit Samthandschuehen anfassen.
Geiger Augustin Hadelich

Mozarts Musik hat eine große Eleganz und Perfektion in ihren Proportionen und Formen. Jede Geste ist so ausgewogen und elegant. Aber man sollte Mozarts Werke nicht zu vorsichtig oder zurückhaltend angehen. Sie sprühen vor Energie und Leben. Zudem sind die Violinkonzerte technisch und geschmacklich sehr exponiert. Kleine Unstimmigkeiten fallen sofort auf, und übertriebene sentimentale Gesten, die bei Tschaikowsky gut passen, können bei Mozart unangenehm herausstechen.

Augustin Hadelich: Konzerte in Bayern

6. Dezember 2024, 19:30 Uhr
Erlangen, Heinrich-Lades-Halle

8. Dezember 2024, 16:00 Uhr
München, Isarphilharmonie

Werke von Wagner, Mozart und Schumann

Mozarteumorchester Salzburg
Solist: Augustin Hadelich
Leitung: Andrew Manze

Alle Konzerttermine von Augustin Hadelich finden Sie hier.

Mozarts fünftes Violinkonzert

BR-KLASSIK: Sie haben einmal gesagt, Mozart habe immer dramatisch gedacht und Geschichten erzählt. Was erzählt er für Sie in seinem fünften Violinkonzert?

Augustin Hadelich: Ich sehe das nicht so, dass es eine konkrete Geschichte ist, sondern dass Mozart in Charakteren denkt. Als Opernkomponist ist alles, was er schreibt, voller Charaktere. Ein lustiger, ein lyrischer oder ein dramatischer Charakter – und manchmal wechseln sie sogar innerhalb einer einzigen Phrase. Als Interpret muss man wissen, was man gerade erzählen möchte.

BR-KLASSIK: Und was stellen Sie sich dabei vor?

Augustin Hadelich: Mozart experimentiert in seinen fünf Violinkonzerten sehr. Sie wurden alle innerhalb kürzester Zeit geschrieben, und jedes entwickelt die Form des Violinkonzerts weiter. Im letzten Satz des fünften Konzerts gibt es ein Rondothema, das sehr elegant ist. Ich stelle mir dabei ein Schloss vor, in dem ein Menuett getanzt wird. Doch plötzlich wechseln wir die Szenerie und befinden uns draußen, wo türkische Janitscharenmusik gespielt wird – laut und folkloristisch. Danach geht es zurück ins elegante Menuett. Zur Entstehungszeit des Werks war die türkische Belagerung Wiens noch nicht lange her. Diese Musik hatte also auch etwas Unheimliches, wirkte wie ein Thriller und war zugleich aufregend und exotisch.

Zusammenarbeit mit Dirigent Andrew Manze

BR-KLASSIK: Sie musizieren jetzt unter Andrew Manze, der selbst Geiger ist. Ist das etwas Besonderes für Sie?

Augustin Hadelich: Das merke ich sofort, wenn Dirigenten selbst Geige spielen oder Streicher sind. Besonders wenn sie die Stücke, die ich spiele, selbst gespielt haben, versteht man sich besonders gut. Ich habe viele Aufnahmen von Andrew Manze gehört, als ich aufwuchs – etwa seine Interpretation der Telemann-Fantasien. Das sind sehr interessante, teilweise verrückte Aufnahmen. Ich finde es jetzt aufregend, mit ihm Mozarts Violinkonzerte zu spielen.

Weihnachten und der Blick auf Deutschland

BR-KLASSIK: Sie gehen danach auf Tournee. Wie verbringen Sie Weihnachten?

Augustin Hadelich: Weihnachten habe ich noch Konzerte in Dresden, am 25. und 26. Dezember. Danach gehe ich nach Hause und mache zwei Wochen Pause. Ich weiß noch nicht genau, was ich dann mache – wahrscheinlich ausruhen und die Weihnachtszeit genießen. Darauf freue ich mich schon.

Sendung: "Leporello" am 3. Dezember 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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