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Juan Diego Flórez Tenor gründet eigenes Label

"Flórez Records" heißt das neue Label des peruanisch-österreichischen Tenors Juan Diego Flórez. Damit will er jungen Musiktalenten eine Plattform bieten. Und für ein Genre werben, das ihm besonders am Herzen liegt.

Porträt von Juan Diego Flórez | Bildquelle: Kristin Hoebermann

Bildquelle: Kristin Hoebermann

BR-KLASSIK: Juan Diego Flórez, Sie haben ein eigenes Label gegründet, "Flórez Records". Warum?

Juan Diego Flórez: Ich hatte schon lange den Wunsch, mit einem eigenen Label meine Projekte zu verwirklichen und auch andere Ideen umzusetzen. So möchte ich zum Beispiel Jugendliche mit meiner Stiftung "Sinfonía por el Perú" unterstützen, und zwar besonders in meinem Jugendorchester. Außerdem kann ich mir vorstellen, in Zukunft junge Künstler zu fördern, die besonders talentiert sind. Und dann beinhaltet mein Label natürlich audio-visuelle Produktionen.

Ich hatte schon lange den Wunsch, mit einem eigenen Label meine Projekte zu verwirklichen.
Juan Diego Flórez

BR-KLASSIK: Ihre eigenen Projekte: Das bedeutet Zarzuela und die Förderung von jungen Musikern?

Juan Diego Flórez: Ja, genau, das fasst das Konzept zusammen. Ich möchte versuchen, damit zukünftig auch anderen Musikern zu helfen und junge Talente zu entdecken und unterstützen.

BR-KLASSIK: Was sagen Ihre bisherigen Labels dazu, dass sie jetzt ein eigenes haben?

Juan Diego Flórez: Ich weiß es nicht (lacht), aber das ist im Moment einfach ein weltweiter Trend in der Musikszene. Ich war in der Vergangenheit mit meinen Labels immer zufrieden, aber ich wollte jetzt das Ganze selbst managen. Heutzutage gibt es die technischen Möglichkeiten, Aufnahmen selbst in die Hand zu nehmen und das finde ich toll! Ich bin wirklich glücklich darüber.

Flórez setzt sich für Orchesterprojekt in Peru ein

BR-KLASSIK: Sie sind demnächst mit Ihrem Jugendorchester auf Tournee. Sind das junge Profis?

Der Tenor Juan Diego Flórez | Bildquelle: Gregor Hohenberg Juan Diego Flórez setzt sich im Rahmen seiner Stiftung für das Kinder- und Jugendprojekt "Sinfonía por el Perú" ein. | Bildquelle: Gregor Hohenberg Juan Diego Flórez: Ja, fast. Die "Sinfonía por el Perú" ist Teil meiner Stiftung, die ich vor 13 Jahren gegründet habe. Die Idee dahinter ist es, Kindern und Jugendlichen durch gemeinsames Musizieren vor allem in Orchestern ein besseres Leben zu ermöglichen. Und dies ist innerhalb der Stiftung das Orchester der Fortgeschritteneren, die dann auch eine musikalische Laufbahn einschlagen wollen. Sie sind zwischen 18 und 21 Jahre alt, spielen gut und sind zusammen in dem Projekt aufgewachsen. Jetzt veranstalten wir zum zweiten Mal eine Tournee und treten bei diversen Festivals auf. Außerdem sind wir in vielen Theatern und Sälen zu Gast, was für uns wichtig ist, weil gleichzeitig die neue CD erscheint. Zarzuela ist sowohl das Programm der CD als auch unserer Tournee.

BR-KLASSIK: Ist das Orchester auch als Sprungbrett nach Europa gedacht?

Juan Diego Flórez: Ja, viele wollen im Ausland studieren, einige unserer ehemaligen Mitglieder studieren inzwischen in Amerika oder Europa. Im Orchester sind sie nur während ihrer Schulausbildung, aber wir versuchen, Ihnen zu einer professionellen Ausbildung zu verhelfen. Das ist zwar nicht die Grundidee des Orchesters, aber es sind sehr intelligente, kreative junge Leute, die auf jeden Fall ihren eigenen Weg finden.

BR-KLASSIK: Treten Sie auch mit dem Orchester auf?

Juan Diego Flórez: Ja, natürlich. Auf der Tournee singe ich mit dem Orchester. Das Orchester wird von einer Dirigentin geleitet, Ana Maria Patiño. Sie ist noch sehr jung und äußerst talentiert und ist Assistentin beim Orchestre de la Suisse Romande. Ich singe bei einigen Programmpunkten und das Orchester begleitet mich, aber sie spielen natürlich auch manche Stücke ohne mich, wo sie ihr Können unter Beweis stellen.

Tenor Juan Diego Flórez will für Zarzuela begeistern

BR-KLASSIK: Ihr neues Album heißt “A celebration of Zarzuela and philanthropy“. Was steckt dahinter?

Juan Diego Flórez: Das Album widmet sich grundsätzlich der Zarzuela. Das ist eine Musik, die der "Sinfonía por el Perú" sehr liegt und mit der sie glänzen kann. Außerdem wollte ich schon immer Zarzuela Arien aufnehmen, denn meine ersten Auftritte noch während meiner Schulzeit waren mit Opernarien im Zarzuela-Stil. Ein Lehrer ließ uns ganze Szenen aus Zarzuelas singen und ich imitierte den opernhaften Gesangsstil des Lehrers, der mich faszinierte. Und letztendlich war dies für mich der Auslöser, dass ich Operngesang studieren wollte und mit 17, 18 Jahren meinen Weg vom Pop in die Welt der Oper fand. Dass ich mit meinem Label jungen Leuten eine Chance geben möchte, ist der menschenfreundliche, der philanthropische Aspekt dieser CD und auch das Programm meiner Stiftung.

BR-KLASSIK: Wie verbreitet ist denn die Zarzuela – ein spanisches Genre – in Südamerika?

Juan Diego Flórez: In unseren lateinamerikanischen Ländern gibt es eine große Tradition der Zarzuela, besonders in Mexiko und Kuba wurden viele komponiert. In der Vergangenheit spielte sie sogar eine größere Rolle als die Oper an sich und viele ältere Leute sind bewegt und begeistert, wenn sie eine Arie daraus hören. Mit dieser CD möchten wir auch jüngere Leute für dieses Genre begeistern, das wunderschön und voller Leidenschaft ist.

In unseren lateinamerikanischen Ländern gibt es eine große Tradition der Zarzuela.
Juan Diego Flórez

BR-KLASSIK: In Mitteleuropa ist die Zarzuela nicht so bekannt, da ist Ihre Tournee eine schöne Werbung für das Genre.

Juan Diego Flórez: Das stimmt, warum nicht! Wer sich vor uns für die Zarzuela eingesetzt und sie bekannt gemacht hat, war Plácido Domingo. Er stammt aus einer Zarzuela-Familie und hat in seinen Konzerten auf der ganzen Welt immer sehr viele Arien daraus gesungen. Und ich kann jetzt ebenfalls meinen Beitrag dazu leisten, die Zarzuela populärer zu machen, was mich sehr freut.

BR-KLASSIK: Was planen Sie als nächstes mit Ihrem Label?

Juan Diego Flórez und Vincenzo Scalera bei den Salzburger Festspielen 2020 | Bildquelle: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli Juan Diego Flórez und sein Klavierpartner Vincenzo Scalera. | Bildquelle: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli Juan Diego Flórez: Darüber denke ich natürlich nach. Ich habe gerade viele Auftritte mit meinem langjährigen Pianisten Vincenzo Scalera vor mir und daraus könnte dann das nächste Album werden. Wir haben nie wirklich etwas zusammen aufgenommen, nur Konzertmitschnitte auf Video, aber nie eine CD, so dass das unser nächstes Projekt sein könnte.

Juan Diego Flórez: Titelrolle in "Hoffmanns Erzählungen"

BR-KLASSIK: Sie singen demnächst in London die Titelrolle in "Hoffmanns Erzählungen". Ist die deutsche Romantik eine neue Rolle für Sie?

Juan Diego Flórez: Nein, ich habe diese wunderbare Partie vor Längerem bereits in Montecarlo gesungen und ich freue mich sehr, sie wieder aufführen zu dürfen. Die Premiere in London war bereits für 2020 geplant gewesen und konnte dann wegen Corona nicht stattfinden. Umso schöner, dass es jetzt endlich klappt! Ich finde, es ist eine wundervolle Produktion!

BR-KLASSIK: Was fasziniert Sie an dieser Rolle?

Juan Diego Flórez: Mir gefallen ihre Magie, ihre Fantastik und die Möglichkeit, in diese andere Welt einzutauchen. Wie eine Art magischer Tunnel, in dem man sich da begibt. Ich mag diese drei verrückten Geschichten.

BR-KLASSIK: Sind Sie auch ein bisschen verrückt?

Juan Diego Flórez: Vielleicht (lacht), ja vielleicht gefällt sie mir deswegen so.

BR-KLASSIK: Viel Erfolg mit Ihrer Tournee.

Juan Diego Flórez: Vielen Dank.

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