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Konstantin Krimmel über "Capriccio" von Strauss Ein Hoch auf das Wort!

Bariton Konstantin Krimmel singt bei den Salzburger Festspielen derzeit den Dichter in der konzertanten Aufführung "Capriccio" von Richard Strauss. Eine Rolle, die viel Arbeit verlangt, aber auch Lust auf mehr macht.

Konstantin Krimmel, Bariton | Bildquelle: Daniela Recke

Bildquelle: Daniela Recke

BR-KLASSIK: Alle Sopranistinnen, mit denen ich über Richard Strauss rede, schwärmen davon, wie unglaublich schön Strauss für sie geschrieben hat. Kann man als Bariton auch schwärmen?

Konstantin Krimmel: Ach, kann man bestimmt. Ich taste mich zu den Werken von Richard Strauss jetzt erst so langsam vor. Ich habe in München an der Staatsoper eine Strauss-Oper gemacht: "Ariadne auf Naxos" mit der schönen Rolle des Harlekin. Das ist eine sehr dankbare Rolle für Bariton. Nicht allzu groß und mit einer schönen kleinen Arie drin und viel Spaß auf der Bühne. Bei "Capriccio" habe ich ein bisschen mehr zu tun. Für den Dichter Olivier ist die Oper eigentlich von vorne bis hinten ein großes Rezitativ. Das ist schön, aber die Vorbereitung war sehr anstrengend.

Ich hoffe, dass nach diesen Vorstellungen jeder rausgeht und weiß, dass das Wort etwas wichtiger ist als die Musik.
Bariton Konstantin Krimmel

Wortwitz und gute Unterhaltung: "Capriccio" von Richard Strauss

BR-KLASSIK: "Capriccio" ist die letzte vollendete Oper von Richard Strauss. Heißt das was? Oder ist es einfach nur seine letzte vollendete Oper?

Mika Kares (La Roche, der Theaterdirektor), Sebastian Kohlhepp (Flamand, ein Musiker), Konstantin Krimmel (Olivier, ein Dichter), Elsa Dreisig (Die Gräfin), Ève-Maud Hubeaux (Die Schauspielerin Clairon), Bo Skovhus (Der Graf, Bruder der Gräfin)
| Bildquelle: © SF/Marco Borrelli Mika Kares, Sebastian Kohlhepp, Konstantin Krimmel, Elsa Dreisig, Ève-Maud Hubeaux, Bo Skovhus | Bildquelle: © SF/Marco Borrelli Konstantin Krimmel: Ich glaube, es heißt etwas. Wenn man es genau nimmt, hat die Oper eigentlich gar keinen Inhalt. Es geht darum, dass der Direktor ein Opernstück auf die Beine stellen möchte und dafür eben die verschiedenen Komponenten benötigt wie Text, Libretto und Musik. Und dann wird eine ganz berühmte Schauspielerin eingeladen, die dem Ganzen noch ihren Charme und die Berühmtheit geben soll. Der Direktor hat mit den täglichen Problemen des Opernalltags zu kämpfen: Hier ist der Text nicht gut, da die Musik vielleicht nicht ganz so gelungen, dann ist die Regie irgendwie auch nicht so wirklich was. Und schlussendlich möchte der Direktor eigentlich alles selber machen, weil er glaubt, er würde es am besten hinbekommen. Es ist ein sehr unterhaltsames Stück mit sehr viel Wortwitz. Im Gegensatz zu Strauss' Werken davor, die ja teilweise sehr dramatisch sind, plätschert es eher seicht vor sich hin.

BR-KLASSIK: Wort oder Musik? Das ist eine der Fragen dieser Oper. Sie verteidigen in der Rolle des Dichters das Wort. Aber da "Capriccio" eine Oper ist, singen Sie das. Ist das ein Widerspruch?

Konstantin Krimmel: Ich singe das Wort, aber ich versuche, so deutlich wie möglich zu sprechen. Das möchte auch Herr Thielemann so haben. Und von daher hoffe ich, dass nach diesen Vorstellungen jeder rausgeht und weiß, dass das Wort etwas wichtiger ist als die Musik.

Christian Thielemann legt Wert auf Sprache

BR-KLASSIK: Sie haben Christian Thielemann angesprochen. Worauf hat er vor allem Wert gelegt?

Konstantin Krimmel: Auf die Sprache. Die erste Probe hier war sehr intensiv. Selbst als Muttersprachler haben mein Kollege Sebastian Kohlhepp und ich uns angeschaut und dachten uns, uff. Er kannte ihn schon. Ich kannte Thielemann noch nicht. Sebastian hat mich ein bisschen auf ihn vorbereitet. Ich finde es toll, vom Text auszugehen, aber Thielemann möchte das schon sehr intensiv haben. Man merkt, dass er viel Wagner macht. Da muss man sich sehr gut absprechen, dass man sowohl stimmlich als auch sprachlich gegen ein 200-Mann-Orchester ankommt.

BR-KLASSIK: Hätten Sie Capriccio gern szenisch gemacht?

Christian Thielemann dirigiert "Capriccio" (konzertant) bei den Salzburger Festspielen 2024 | Bildquelle: © SF/Marco Borrelli Christian Thielemann dirigiert die konzertante Aufführung "Capriccio" von Richard Strauss | Bildquelle: © SF/Marco Borrelli Konstantin Krimmel: Im Nachhinein - ja. Ich bin sehr froh, dass wir es erst mal konzertant mit Noten gemacht haben, weil es schon ein Stück Arbeit war. Gerade so eine Oper alleine im Kämmerlein für sich selbst einzustudieren ist fast unmöglich. Es ist einfach ein großes Dialogstück und man braucht die anderen. Die Proben haben plötzlich sehr viel mehr Sinn ergeben, weil man einfach die anderen Stimmen zu hören bekommt. Und jetzt könnte ich mir auch vorstellen, es auswendig mit Szene zu machen. Dann kriegt die Oper vielleicht noch mal einen anderen Charakter. Wobei mir nach der Premiere wiederum viele gesagt haben, dass man sich bei so einer konzertanten Oper einfach besser fokussieren kann auf das, was gesungen und gesprochen wird.

Salzburger Festspiele

Alles über die diesjährigen Salzburger Festspiele, die Radioübertragungen bei BR-KLASSIK sowie Videostreams finden Sie im Salzburg-Dossier.

BR-KLASSIK: Haben Sie Blut geleckt, was Richard Strauss betrifft? Sie haben vorher schon den Harlekin angesprochen, den Sie schon gemacht haben...

Konstantin Krimmel: Ich freue mich auf jeden Fall, in Zukunft mehr von Richard Strauss zu machen. Ich singe momentan sehr viel Mozart. Und das liegt mir stimmlich, glaube ich, auch einfach gerade sehr gut. Strauss ist so eine Stufe drüber oder vielleicht sogar zwei oder drei Stufen, was die Intensität, die stimmliche Qualität, das stimmliche Training angeht. Also die Anforderungen, die an den Sänger gestellt werden. Aber dennoch: Ich glaube, ich werde mal reinschauen ins Repertoire, was es da noch so gibt. Aber langsam. Wir haben ja Zeit.

Sendung: "Piazza" am 3. August 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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