Clara und Robert Schumann waren das berühmteste Liebespaar der Musikgeschichte. Jacqueline du Pré und Daniel Barenboim teilten Musik als gemeinsame Muttersprache. Und Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Várady waren ein modernes Traumpaar - auch auf der Bühne.
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Als Clara Wieck mit 19 Jahren Robert Schumann heiratet, ist sie ein internationaler Klavier-Star. Bräutigam Robert bewundert sie: "Glücklich bin ich, dass Du so schön gespielt und gefallen hast. In allen Zeitungen lese ich es." Er hat bisher keinen Erfolg als Komponist: Trotzdem stellen beide seine Musik über ihr Klavierspiel. Clara trägt die Haushaltpflichten und muss schauen, wann sie dazwischen Zeit findet fürs Üben. Robert sieht seine Ehefrau am liebsten zuhause, ihre Konzertreisen lehnt er ab.
Robert und Clara Schumann am Klavier. Gustave Adolphe Mossa in 'L'Illustration' Christmas number, December 1922 | Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Ein Jahr nach der Hochzeit tritt Clara trotzdem wieder auf: Die Eheleute brauchen das Geld. Und Clara bekommt hohe Gagen gezahlt. Ihr Traum ist es, soviel zu verdienen, "dass Robert ganz der Musik leben kann und seinem Vergnügen, dass keine Sorge mehr sein schönes Künstlerleben trübt." Ihre Ehe, ihr gemeinsames Leben – beide stellen sich komplett in den Dienst von Roberts Musik. Er widmet Clara Kompositionen, sie macht seine Werke zur wichtigsten Säule in ihrem Repertoire. Auch in der Öffentlichkeit werden beide nun als Einheit wahrgenommen.
Ein Concert dieses Künstlerpaares gehört seit mehreren Jahren unter die bedeutendsten und interessantesten Erscheinungen im Leipziger Musikleben.
Die Verpflichtung gegenüber der Musik ihres Mannes bleibt für Clara auch nach seinem Tod bestehen. Sie wird die Herausgeberin der ersten Schumann-Gesamtausgabe und bleibt bis zu ihrem letzten Konzert die wichtigste Interpretin seiner Klavierwerke.
Im Dezember 1966 ruft die Cellistin Jacqueline du Pré ihre Schwester an: "Ich bin verliebt! Ich bin verliebt!" Am Abend zuvor hat sie auf einer Weihnachtsparty den Pianisten Daniel Barenboim kennengelernt.
Ich erinnere mich, dass wir uns nicht mal Guten Abend gesagt haben, sondern erst mal Brahms zusammen spielten.
Jacqueline du Pré heiratet am 15. Juni 1967 Daniel Barenboim. | Bildquelle: EMI
22 Jahre ist Jacqueline du Pré damals alt, Barenboim ist zwei Jahre älter. Zwei Wunderkinder der Musikwelt haben sich hier getroffen: schön, charismatisch und unfassbar talentiert. Bald sind sie unzertrennlich und heiraten nur ein halbes Jahr später in Israel. Sie im weißen Kostüm, das strahlende Gesicht hinter einem Schleier, er mit ernstem Lächeln im schwarzen Anzug, eine weißen Kippa auf dem Kopf.
Zentrum ihres Ehelebens ist die Musik. Noch vor ihrer Hochzeit machen sie ihre erste gemeinsame Aufnahme. Beide spielen voller Kraft und Ausdruck, kennen weder Zaudern noch Zögern bei technischen Herausforderungen, nur eine tiefe Natürlichkeit im Umgang mit Musik: Sie scheint wie ihre gemeinsame Muttersprache, in der sie miteinander kommunizieren.
Sie war die größte natürliche Begabung, die ich je kennengelernt habe.
Daniel Barenboim und Jacqueline du Pré erobern Seite an Seite die Bühnen der Welt - bis Jacqueline an Multipler Sklerose erkrankt. | Bildquelle: Allegro Films (via YouTube)
Doch trotz aller Gemeinsamkeiten ergänzen sie sich auch als musikalische Partner: sie mit ihrer legendären Emotionalität, der Wildheit ihres Spiels, er als einfühlsamer, schwärmerisch-romantischer Pianist. Auch als Dirigent und Star-Solistin sind sie unschlagbar. Seite an Seite erobern sie die Bühnen der Welt. Bis Jacqueline an Multipler Sklerose erkrankt. Letztendlich kann sie das Gewicht des Bogens nicht mehr spüren - und hört auf zu spielen. Ihr letztes Konzert gibt sie 1973 unter der Leitung ihres Ehemannes.
Die Sopranistin Julia Várady und der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau standen gemeinsam über 20 Jahre auf den Opernbühnen, gaben Liederabende und gemeinsame Meisterkurse. Bei ihnen begann alles 1973 in München: Seite an Seite sangen sie damals Puccini.
Das war Schicksal eigentlich, auf der Bühne haben wir uns kennengelernt.
Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau und die Sopranistin Julia Várady standen gemeinsam über 20 Jahre auf den Opernbühnen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Vier Jahre später heiraten sie, ganz entgegen den Erwartungen von Fischer-Dieskau: "Ich habe nie geglaubt, dass man mit einer Sängerin überhaupt verheiratet sein könnte. Ich stellte mir dann so vor, dass Wettbewerb und Rivalität eine große Rolle spielen. Es war ganz anders bei uns." Ihre Musiker-Ehe ist geprägt von Wertschätzung, aber auch gegenseitigem Anspornen und Kritik.
Zusammen sind sie Arabella und Mandryka bei Strauss, Eva und Hans Sachs in Wagners "Meistersingern" – und sie bringen Aribert Reimanns "König Lear" zur Uraufführung: Die sängerisch wohl anspruchsvollste Oper, in der sie miteinander auf der Bühne stehen. 2012 stirbt Dietrich Fischer-Dieskau in dem gemeinsamen Haus am Starnberger See. Julia Várady verwaltet seinen Nachlass. Viele seiner Briefe hat sie der Staatsbibliothek Berlin gestiftet.
Sendung: "Allegro" am 14. Februar ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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