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Uraufführung in München Liza Lims "zusammengenähte Welt"

Ob Artensterben, Kulturclash oder Plastikmüll: Die australische Komponistin Liza Lim beschäftigt sich in ihrer Musik mit Themen unserer Zeit. Ihr neues Cellokonzert "A sutured world" wird am 25. Oktober in München uraufgeführt, im Rahmen der Konzertreihe "musica viva". Solist ist Nicolas Altstaedt.

Liza Lim | Bildquelle: © Harald Hoffmann

Bildquelle: © Harald Hoffmann

BR-KLASSIK: Liza Lim, Ihr neuestes Werk für Solo-Cello und Orchester trägt den Titel "A Sutured World", was man übersetzen kann mit "eine zusammengenähte Welt". Worum geht es?

Liza Lim: Das englische Wort "suture" bedeutet Naht, also die Versorgung und Heilung einer Wunde durch einen Arzt. Die Wunde wird geheilt, aber es gibt noch Narben, die eine Art Gewalt ausdrücken. Etwas, das fragmentiert ist, bekommt ein neues Leben, indem man es wieder zusammenfügt. "Suture" hat aber auch die gleiche sprachliche Wurzel wie das buddhistische "Sutra". Im Titel gibt es also eine Kombination aus zwei Bedeutungen: den Körper heilen und den Geist heilen.

Referenz an Schuberts "Winterreise"

BR-KLASSIK: Es geht aber auch nicht nur um den menschlichen Körper, sondern um die Welt – der Titel lautet ja "eine zusammengenähte Welt". Was meinen Sie damit?

Liza Lim: Das ist ziemlich kompliziert. Wir Menschen sind absolut verbunden mit der Welt, wir können uns nicht separieren. Das Stück beginnt mit einer Art Drehleierklang des Solo-Cellos. Für mich bedeutet das auch das Sich-Drehen der Welt. Und es ist natürlich ein Thema in der Musikgeschichte, eine riesige Referenz an Franz Schuberts "Winterreise" und den Drehleierspieler darin.

"A sutured world" für den Cellisten Nicolas Altstaedt komponiert

BR-KLASSIK: "A sutured world" ist ein Auftragswerk der musica viva. Es wird am 25. Oktober im Münchner Herkulessaal uraufgeführt, mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Solist ist Nicolas Altstaedt. Er hatte Sie um ein Stück gebeten, nachdem er ein Werk von Ihnen gehört hat und sehr beeindruckt war. Haben Sie das Stück dann tatsächlich für ihn persönlich geschrieben?

Liza Lim: Ja, es ist ein großes Privileg, mit Nicolas Altstaedt zu arbeiten. Er ist ein außergewöhnlicher Musiker. Natürlich ist er technisch perfekt, aber es gibt in seiner Art der Kommunikation auch eine starke spirituelle Dimension, finde ich. Ich habe versucht herauszustellen, wie ich ihn als Person empfinde. Er spielt zum Beispiel am Anfang mit einem Barockbogen. Er ist jemand, der hoch spezialisiert ist, für Alte Musik, Romantik, aber auch zeitgenössische Musik. Ja es gibt Aspekte in dem Stück, die ihn in gewisser Weise porträtieren.

BR-KLASSIK: Das Cello klingt in dem Stück sehr melodiös, gesanglich...

Liza Lim: Es ist eines meiner Lieblingsinstrumente, ich habe viel für Cello komponiert. Es ist eine Art Partner für mich, wenn ich über verschiedene Techniken nachdenke, über verschiedene Typen von Harmonien, über die Transformationen von Klängen. Aber auch dem singenden Ton des Cellos wird viel Raum gegeben. Dann ist da die Frage: Was macht man mit einem Cello und dem Orchester, wie schafft man eine gute Balance? Das war herausfordernd für mich: das Cello gegenüber der großen Gruppe in der Balance zu halten. Ich glaube, ich habe ein paar Wege gefunden.

Sendung: Live aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz: Konzert der musica viva am 25. Oktober 2024 ab 20:03 Uhr auf BR-KLASSIK

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