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Regisseurin Magdalena Schnitzler Von Bayreuth nach Ingolstadt

Als Regieassistentin von Valentin Schwarz arbeitete sie bei den Bayreuther Festspielen. Jetzt kommt Magdalena Schnitzler zu den Audi Sommerkonzerten – mit einem Projekt, das Barockoper und Breakdance zusammenbringt. Was sie an dieser Musik so reizt, wovor man sich als Regisseurin hüten muss und wie sie die Arbeit in Bayreuth erlebt hat, verrät Magdalena Schnitzler im Interview.

Magdalena Schnitzler | Bildquelle: Andrea Kiesendahl

Bildquelle: Andrea Kiesendahl

BR-KLASSIK: Frau Schnitzler, Sie haben mal gesagt, Theatermachen gehe für Sie nur mit Offenheit und Neugierde. Und es müsse auch möglich sein, alle Grenzen einzureißen. Wie weit kann das für Sie gehen?

Magdalena Schnitzler: Wie ich gesagt habe: alle Grenzen. Ich finde, das können die Grenzen des Zuschauerraums sein. Gibt es nur Zuschauende? Oder wo ist die Bühne? Das sind Fragen, die ich mir auch stelle. Und es betrifft auch Genregrenzen. Man kann Klassik mit moderner Musik kombinieren oder Schauspiel mit Tanz.

Große Liebe zur Barockmusik

BR-KLASSIK: Dazu kommen wir gleich. Magdalena Schnitzler und die Barockoper – ist das eine innige Beziehung?

Magdalena Schnitzler: Ja, sehr. Ich liebe Barockmusik. Da geht mein Herz auf. Ich erinnere mich, dass ich als Kind schon immer dazu getanzt habe. Mein Vater ist Oboist. Meine Kindheit war voll von Musik. Es ist definitiv eine Liebesbeziehung.

Bei Barockmusik geht mir das Herz auf.
Magdalena Schnitzler, Regisseurin

BR-KLASSIK: Das heißt, Sie haben damals schon so etwas wie ein barockes Welttheater erlebt?

Magdalena Schnitzler: Auf jeden Fall. Ich habe als Kind auch mit meinem Bruder sehr viel Theater gespielt.

"The Fairy Queen" bei den Audi Sommerkonzerten

BR-KLASSIK: Jetzt bringen Sie für Henry Purcells "Fairy Queen" in Ingolstadt Sänger, Sängerinnen und ein Orchester mit Tanz zusammen. Wird das ein richtiges barockes Welttheater? Was sehen wir da auf der Bühne?

Magdalena Schnitzler: Wir sehen magische Feenwelten, wir sehen zeitgenössischen Tanz. Wir sehen aber auch ganz klassische Arien, die von Gefühlen getragen werden. Wir können uns von Emotionen leiten lassen. Wir werden die gesamte Bühne bespielen, also nicht nur – wie man das kennt – die Vorbühne, sondern wir gehen dann auch auf die Balkone. Und so gibt es immer wieder ein Augenöffnen.

BR-KLASSIK: Muss man bei einem solchen Projekt, in dem alles möglich scheint, auch aufpassen, dass man die Bühne nicht überlädt und somit die Zuschauer mit Bildern erschlägt?

Magdalena Schnitzler: Unbedingt. Man muss das sehr sensibel und vorsichtig machen. Sonst ist das schnell zu vollgepropft: Da noch Glitzer und da noch das ... Darum haben wir uns sehr darauf konzentriert, schöne Bilder zu stellen und das mit Licht zu unterstützen, um einen Rahmen zu geben und auch die Atmosphäre der einzelnen Arien und Musiken zu unterstützen. Wir halten das recht "simpel", wobei das nicht ganz das richtige Wort ist, denn es wird sehr spektakulär. Aber wir versuchen, sehr konzentriert zu sein und eine sehr intime Atmosphäre zu schaffen.

Regieassistentin von Valentin Schwarz bei den Bayreuther Festspielen

BR-KLASSIK: Magdalena Schnitzler, Sie werden von Theatern engagiert, Sie sind aber auch viel in der freien Szene unterwegs. In den vergangenen beiden Jahren waren sie Regieassistentin von Valentin Schwarz beim "Ring" in Bayreuth. Wie haben Sie diese Arbeit in Bayreuth erlebt?

Valentin Schwarz (l), Regisseur «Der Ring der Nibelungen», und seine Regieassistentin Magdalena Schnitzler (r) während des Staatsempfangs von Ministerpräsident Söder und seiner Frau anlässlich der Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Vogl Regisseur Valentin Schwarz und Regieassistentin Magdalena Schnitzler bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2023 | Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Vogl Magdalena Schnitzler: Das kann man sehr schwer beschreiben. Das ist einfach ein krasser Ort. Zu wissen: Wer war da schon alles? Wer hat dort alles gesungen? Wer hat dort inszeniert? Was ist das für eine Geschichte? Es ist Wahnsinn, was dort alles möglich ist, in welchem Produktionsrahmen wir arbeiten. Beim "Ring" machen wir vier Stücke gleichzeitig. Das bedeutet, dass Valentin Schwarz oft auf der Bühne ist mit "Rheingold". Und ich bin auf der Probebühne mit "Walküre" und studiere das schon vor für den nächsten Tag. Es ist sehr viel parallel und gleichzeitig, aber es war einfach ein krasses Festivalgefühl. Alle ziehen mit und jeder macht da alles.

Bayreuth ist einfach ein krasser Ort.
Magdalena Schnitzler

BR-KLASSIK: So viel zum Thema Offenheit und Neugierde. Das nehmen Sie alles gerne mit?

Magdalena Schnitzler: Alles. Immer.

BR-KLASSIK: Jetzt machen Sie Henry Purcells Semi-Opera "The Fairy Queen" bei den Audi Sommerkonzerten mit dem Vokalensemble LauschWerk, mit Schülern und Schülerinnen aus Ingolstadt, mit kleinen Werken auch junger Komponistinnen – da ist auch Lucia Birzer dabei, die neue Chordirektorin am Theater Regensburg – und mit der Breakdance-Gruppe The Flying Steps. Kannten Sie die schon vorher?

Tänzerinnen und Tänzer im Raum verteilt in unterschiedlichen Posen  | Bildquelle: RedBullContentpool_Carlo Cruz Flying Steps | Bildquelle: RedBullContentpool_Carlo Cruz Magdalena Schnitzler: Ja, natürlich. Ich lebe in Berlin und ich habe einiges von der Gruppe schon vorher gesehen – "Flying Bach" ist sicher vielen ein Begriff. Damit touren sie schon seit mehreren Jahren, ich glaube weltweit. Das ist ein Stück, in dem zu der Musik von Bach Choreografien und eine Geschichte entwickelt wurde. Und gerade auch aktuell: "Hänsel und Gretel", womit die Flying Steps derzeit auch auf Tour sind. Also ich kannte die vorher schon und wusste, worauf ich mich einlasse. Es ist unglaublich beglückend, diese Kombination zu erleben: zeitgenössischer Tanz, Breakdance mit sehr barocker Musik und aber auch zeitgenössischer Musik.

"The Fairy Queen" bei den AUDI Sommerkonzerten

6. und 7. Juli 2024, jeweils um 19 Uhr
Ingolstadt, Festsaal

Henry Purcell: "The Fairy Queen"
mit Intermezzi zeitgenössischer Komponist:innen und urbanem Tanz

Flying Steps
LauschWerk
Schülerinnen und Schülern des Christoph-Scheiner-Gymnasium Ingolstadt

Alle Informationen dazu finden Sie hier.

Sendung: "Leporello" am 5. Juli 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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