BR-KLASSIK

Inhalt

Maharani Chakrabarti lädt zur Schubertiade Salonkultur für Schubert-Fans

Tischchen, Drinks und "Winterreise": Im schicken Ambiente des Silbersaals im Deutschen Theater München findet ab dem 21. März eine Schubertiade statt. Am Klavier und Mikrofon ist Maharani Chakrabarti zu erleben.

Die Pianistin Maharani Chakrabarti | Bildquelle: Frank Hanewacker/oh

Bildquelle: Frank Hanewacker/oh

BR-KLASSIK: Maharani Chakrabarti, was bedeutet Ihnen Franz Schubert?

Maharani Chakrabarti: Franz Schubert ist mein Seelentröster. Er ist einer, der mich immer versteht und mir ganz viel Zuneigung und Trost spendet.

Drei Tage Schubertiade im Silbersaal München

BR-KLASSIK: Die Schubertiade, die Sie jetzt ausrichten, findet im Silbersaal des Deutschen Theaters in München statt. Der Silbersaal ist ja kein herkömmlicher Konzertsaal…

Maharani Chakrabarti: 2022 habe ich diesen Saal zum ersten Mal gesehen und mich auf Anhieb verliebt. Es ist ein wunderschöner, neobarocker Saal mit einer Kuppel. Er wurde 1896 so vollendet und danach nur noch liebevoll restauriert. Ein ganz toller Raum für romantische Zusammenkünfte und für Salons! Wir haben da inzwischen auch einen schönen Steinway-Flügel drin. Das Publikum sitzt an Tischchen zu viert, man darf auch einen Drink genießen und ich moderiere. Das ist also ein sehr schöner und persönlicher Rahmen, in Anlehnung an die Salonkultur im 19. Jahrhundert, aber mit einem frischen Wind.

Ich habe mich auf Anhieb in den Saal verliebt.
Maharani Chakrabarti über den Silbersaal im Deutschen Theater München

Maharani Chakrabarti spielt Klavier und moderiert

BR-KLASSIK: Wann ist denn zur Pianistin und Cembalistin Maharani Chakrabarti die Moderatorin hinzugekommen?

Maharani Chakrabarti: Während Corona, als eigentlich für uns Musiker eine ziemlich schlimme Zeit war, bin ich auf die Idee gekommen, soweit erlaubt, Hauskonzerte zu geben. Ich habe sogar ein Konzert nur vor einem Ehepaar gegeben, mit Maske. Wenn man so nah bei den Leuten Zuhause ist und an deren Instrument spielt, muss man einfach was sagen. Also habe ich erzählt, was ich mit den Stücken verbinde, auch einiges zum Hintergrund oder analytisch. Und es kam gut an. Dann habe ich das weiterentwickelt und professionalisiert. Weil hatte ich schon während des Studiums Sprecherziehungsunterricht hatte, konnte ich daran anknüpfen.

Schubertiade im Münchner Silbersaal

21.-23. März 2025
Schubertiade
Die Forelle, Winterreise und Kinderkonzert
Silbersaal, Deutsches Theater München
Weitere Informationen zum Programm

BR-KLASSIK: Für wen arbeiten Sie denn Ihre Texte aus? Ist das immer auch ein Spagat zwischen denen, die schon viel wissen und denen, die noch nicht so viel wissen?

Maharani Chakrabarti: Ja, ganz genau. Zielgruppe sind grundsätzlich alle. Ich heiße Hörerinnen und Hörer, die zum ersten Mal in ein klassisches Konzert gehen, genauso willkommen wie erfahrenes Konzertpublikum. Was mir wichtig ist: ein persönlicher Ton. Wir fangen da nicht bei Adam und Eva an, aber es gibt ja immer Details, die man bemerkenswert findet und vielleicht auch als erfahrener Hörer gern nochmal erzählt bekommt.

BR-KLASSIK: Hört man anders, wenn man die Umstände kennt, unter denen die Musik entstanden ist?

Maharani Chakrabarti: Das kann ich nicht objektiv beurteilen, weil ich als Musikerin viel zu beeinflusst bin. Ich kriege oft die Rückmeldung, dass es gut ankommt, kenne andererseits aber auch Konzertbesucher, die einfach wegen des Programms kommen und auch ein normales, unmoderiertes Konzert hören würden.

Bei der Schubertiade zu Gast: Sopranistin Julia Sturzlbaum

BR-KLASSIK: Sie arbeiten gern mit Sängerinnen des Münchner Gärtnerplatztheaters zusammen. Aus dem Ensemble dabei ist jetzt die Sopranistin Julia Sturzlbaum. Sie wird die Schubertiade eröffnen und auf Schubert einen etwas anderen Blick werfen.

Maharani Chakrabarti: Genau. "Die Männer sind meschant" war zunächst der Arbeitstitel, bevor wir das Programm "Die Forelle“ genannt haben. Wir hatten die Idee, als Gegenpol zur "Winterreise", die ein stark männlich orientiertes Werk ist, mal Lieder aus weiblicher Sicht auszuwählen, denn Schubert hat ja durchaus einiges dazu vertont. Es ist eine spritzige Auswahl. Julia ist Wienerin, die hat dann auch den Schmäh, das sehr lebendig darzubieten.

Schuberts "Winterreise" mit Konzertchor des Pestalozzi-Gymnasiums München

BR-KLASSIK: Schuberts "Winterreise" steht dann am zweiten Abend auf dem Programm: in einer Fassung, die das normale Format dieses Zyklus‘ auch ein bisschen aushebelt…

Franz Schubert, nach dem Aquarell, 1825, von Wilhelm August Rieder | Bildquelle: picture alliance / akg-images Franz Schuberts "Winterreise" wird am 22. März 2025 bei der Schubertiade im Münchner Silbersaal erklingen. | Bildquelle: picture alliance / akg-images Maharani Chakrabarti: Das kam mir bei der Überlegung, diese "Winterreise" gerne an den Silbersaal anzupassen und das Ganze zu einem großen Kunstwerk aufzufächern. Das Original ist wunderbar, aber man kann mal andere Aspekte beleuchten. Und mein Gedanke war, die "Winterreise" als Schubertiade zu inszenieren. Bei den Festen kamen so viele Leute zusammen, viele verschiedene Künstler. Und sinnbildlich für diese Künstlerfreunde, Instrumentalisten, Literaten, Maler steht das Voyager Quartett: vier gestandene Musiker aus München. Auf der anderen Seite steht die Liebesgeschichte, die da einem ganz jungen Menschen passiert. Sie kann jedem passieren. Der erste Liebeskummer, das wissen wir alle, schmerzt am meisten. Und da finde ich es ganz reizvoll, dass wir den Konzertchor des Pestalozzi-Gymnasiums mit dabeihaben. Den Chor habe ich an einigen Stellen mit hineinarrangiert, zum Beispiel "Ich träumte von bunten Blumen" oder das volksliedhafte "Am Brunnen vor dem Tore". Ich will jetzt noch nicht zu viel verraten, aber es ist so im Raum arrangiert, dass es überall singt und klingt.

Kinderkonzert mit Checker Julian

BR-KLASSIK: Für Sonntagnachmittag bieten Sie ein Kinderkonzert an, das zweimal gespielt wird. Musik für Kinder und Schubert - wie geht das zusammen?

Maharani Chakrabarti: Es wird ein dreitägiges Festival, das für alle ist. Und zu Franz Schubert gibt es ganz viel, was man Kindern erzählen kann. Schubert war kleingewachsen, schüchtern und trotzdem so ein genialer Komponist. Ich bin unheimlich froh, den in dieser Altersgruppe wahnsinnig versierten Julian Janssen, bekannt als Checker Julian, als Moderator zu haben. Ich hoffe, dass die Kinder gut unterhalten sind. Da gehen wir Fragen auf den Grund wie: Was war überhaupt eine Schubertiade? Was ist Kammermusik? Und natürlich: Was für ein Typ war Schubert? Wie hat er gelebt?

Es wird ein dreitägiges Festival, das für alle ist.
Maharani Chakrabarti über die Schubertiade in München

BR-KLASSIK: Was für ein Typ war er denn?

Maharani Chakrabarti: Also mir wäre Schubert sehr sympathisch gewesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er es in der heutigen Zeit teilweise leichter gehabt hätte, als Introvertierter seine Musik vielleicht übers Netz einfach direkt an den Mann zu bringen. Er stand ja möglicherweise kurz vorm Durchbruch, als er gestorben ist, aber war lange Zeit viel zu schüchtern oder auch einfach nicht geschickt genug, seine eigenen Konzerte zu organisieren. Anders als es zum Beispiel Beethoven gemacht hat, der irrsinnig gute Managerqualitäten hatte, extrovertiert war und auf Leute zugehen konnte. Das war Schubert nicht, einfach vom Wesen her.

Sendung: "Allegro" am 21. März 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Bitte geben Sie höchstens 1000 Zeichen ein. (noch Zeichen)
Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar vor der Veröffentlichung erst noch redaktionell geprüft wird. Hinweise zum Kommentieren finden Sie in den Kommentar-Richtlinien.

Spamschutz*

Bitte geben Sie das Ergebnis der folgenden Aufgabe in Ziffernschreibweise ein:

Drei plus eins ergibt?
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player