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Pianistin Marie Jaëll Mehr als Franz Liszts Sekretärin

Es war Liebe auf den ersten Blick: Marie Jaëll und das Klavier. Schon als junges Mädchen übte sie mit großem Eifer. So wurde aus ihr eine gefeierte Pianistin. Und auch Franz Liszt spielte eine große Rolle in ihrem Leben. Am 4. Februar jährte sich der Todestag von Marie Jaëll zum 100. Mal.

Portrait der Pianistin und Komponistin Marie Jaëll, 1890. Private Collection. | Bildquelle: picture alliance / Heritage Images | © Fine Art Images/Heritage Images

Bildquelle: picture alliance / Heritage Images | © Fine Art Images/Heritage Images

Maria Jaëll wird 1846 als Marie Trautmann im Elsass geboren. Die Mutter ist kunstinteressiert und fördert ihre begabte Tochter. Mit zehn geht Marie ans Konservatorium nach Paris, allerdings nicht offiziell. Sie muss Privatstunden nehmen, denn für ein Studium ist sie noch zu jung. Erst mit 16 kann Marie offiziell studieren. Wenige Monate danach gewinnt sie 1862 einen Klavierwettbewerb am Konservatorium und startet dann ihre Karriere.

Frühe Heirat mit Alfred Jaëll

"Sie hat mit 20 Jahren Alfred Jaëll geheiratet, der vor allem in Amerika bekannt war," sagt die Pianistin Cora Irsen, die ein Buch über Marie Jaëll geschrieben hat. "Der wurde sehr mit Liszt verglichen, weil er ein ebenso guter Pianist war – anders gut, aber sehr, sehr berühmt. Er war ein sehr berühmter Virtuose und berühmt zum Beispiel für seine perlenden Triller."

Sie war eine richtig ausgereifte Pianistin.
Cora Irsen über Marie Jaëll

15 Jahre lang reisen Alfred und Maria Jaëll durch Europa und spielen in den großen Konzertsälen. Maria Jaëll spielt die großen Komponisten ihrer Zeit: Beethoven, Schumann und Liszt. Eine Frau, die Ungeheures am Klavier leistet: "Sie hat als erster Mensch in Paris alle 32 Beethoven-Sonaten aufgeführt – in sechs Konzerten hintereinander", erzählt Cora Irsen. "Sie hat das ganze Liszt- Werk aufgeführt, das ganze Schumann-Werk. Sie war eine richtig ausgereifte Pianistin."

Als Komponistin verkannt

Wer heute allerdings eine CD von Maria Jaëll möchte oder gar Noten, hat es schwer. Kaum etwas ist verlegt. Nur wenige ihrer 80 Werke wurden aufgenommen. Dabei hat sie eine Menge komponiert, sagt Cora Irsen: "Sie hat eine Oper geschrieben, zwei Klavierkonzerte, Sonate für Cello und Klavier, für Geige und Klavier, Trios, Quartett, ganz viele Lieder, Lieder mit Orchesterbegleitung und natürlich ganz viel für Klavier solo und zwei Klaviere und vier Hände."

Begegnung mit dem alten Franz Liszt

Der Komponist und Pianist Franz Liszt | Bildquelle: picture alliance / CPA Media Co. Ltd Franz Liszt – bei ihm verbrachte Marie Jaëll sehr viel Zeit. | Bildquelle: picture alliance / CPA Media Co. Ltd Das Komponieren lernt Jaëll noch ganz jungen Paris bei Cesar Franck. Doch entscheidend ist ihr Kontakt zu Franz Liszt, den sie 1868 mit Anfang 20 trifft. Sie ist total begeistert von seiner Musik, seinem Spiel und seiner Person. Als ihr Mann Alfred Jaëll einige Jahre später stirbt, verbringt sie jeden Sommer in Weimar bei Liszt. "Sie war seine Freundin, seine Sekretärin", sagt Cora Irsen. "Sie war immer anwesend bei seinem Unterricht. Sie hat ganz viel mitgeschrieben, um das später an die Nachwelt weiterzureichen. Sie hat sich wirklich um den alten Liszt gekümmert."

Würde der Name eines Mannes auf ihren Kompositionen stehen, wären sie auf allen Klavieren zu finden.
Franz Liszt über Maria Jaëll

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Marie Jaëll: Six petits morceaux pour piano (1871)

Autorin pädagogischer Werke

Die eigenen Komposition von Maria Jaëll werden kaum beachtet. Einen möglichen Grund dafür beschreibt Franz Liszt selbst einmal so: "Würde der Name eines Mannes auf ihren Kompositionen stehen, wären sie auf allen Klavieren zu finden." Als Maria Jaëll 1925 im Alter von 79 Jahren in der Nähe von Paris stirbt, hinterlässt sie weitaus mehr als ihre Komposition. Elf Bücher über Klaviertechnik und zur pädagogischen Arbeit mit Schülern gehören ebenso zum Nachlass.

Sendung: "Allegro" am 10. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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