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Dirigent Mazaaki Suzuki Begeisterung für Bach

Er gründete das Bach-Collegium in Japan und gilt als bedeutender Bach-Interpret: Masaaki Suzuki. Warum der Barockkomponist in Japan so beliebt ist, erzählt Suzuki im Interview.

BR-KLASSIK: Masaaki Suzuki, Sie sind einer der bedeutendsten und bekanntesten Bach-Interpreten unserer Zeit. Wie kommt man als Japaner zu solch einer Begeisterung für Bach?

Masaaki Suzuki: Ich habe mir Bach nie als meinen Lieblingskomponisten oder meine Berufung ausgesucht. So wie ich das sehe, haben mich Bach und Gott zu dieser Entscheidung geleitet.

Bach ist Masaaki Suzukis Lieblingskomponist

BR-KLASSIK: Das Cum Sancto Spiritu aus Bachs h-Moll-Messe ist eines Ihrer Lieblingsstücke von Bach. Warum?

Masaaki Suzuki: Gerade das Cum Sancto aus der h-Moll-Messe hat eine so raffinierte Struktur, dass jeder mitgehen muss. Eine Stimme folgt auf die andere. Im Ganzen ist das grandios, wie eine Kathedrale. Diese Art der Energie überwältigt uns und unser Können – das ist ein wirklich wundervoller Aufbau.

BR-KLASSIK: Sie spielen auch Orgel. Wie kam es dazu?

Masaaki Suzuki: Meine Mutter war Sopranistin und mein Vater liebte das Klavierspiel. Ich war umgeben von Musik und spielte schon früh Klavier. Als ich zwölf war, fragte mich der Pfarrer unserer Kirche, ob ich nicht im Gottesdienst Orgel spielen wolle. Also begann ich im Gottesdienst, das Harmonium zu spielen. Und ich versuchte sofort, alle Orgelwerke von Bach zu spielen. Aber das ging nicht, weil ein Harmonium kein Pedal hat.

Masaaki Suzuki im Radio

Der Dirigent Masaaki Suzuki ist zu Gast in der Sendung "Meine Musik": am 21. September ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

Masaaki Suzuki gründete Bach-Collegium Japan

BR-KLASSIK: Sie haben 1990 das Bach-Collegium Japan gegründet. Es besteht aus großartigen Sängerinnen, Sängern und Instrumentalisten. Wie haben Sie diese fantastischen Musikerinnen und Musiker gefunden?

Masaaki Suzuki: Als ich aus den Niederlanden, wo ich studiert hatte, nach Japan zurückkam, gründete ich einen kleinen Chor. Das war 1983. Zwei Jahre später wurde ich eingeladen, zur Eröffnung eines Konzertsaals in Osaka Bach-Kantaten aufzuführen. Aus diesem Anlass stellte ich den Chor und das Orchester hauptsächlich aus Kollegen und Freunden zusammen und mit Studienkollegen meines Bruders. Da hatten wir auch viel Glück, denn viele Musiker und Musikerinnen waren gerade von ihrem Studium aus Europa zurückgekommen. Das war ein sehr gutes Timing für uns, um zusammenzukommen.

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Bach Collegium Japan with Roderick Williams & Masaaki Suzuki | Bildquelle: Library of Congress (via YouTube)

Bach Collegium Japan with Roderick Williams & Masaaki Suzuki

BR-KLASSIK: Sie sind nicht dogmatisch, was historische Instrumente betrifft, sondern dirigieren auch Orchester mit modernen Instrumenten. Sie haben zum Beispiel Mendelssohns "Paulus" mit dem BRSO und dem BR-Chor aufgeführt. Wie war das?

Masaaki Suzuki: Mit welchem Ensemble ich musiziere, hängt von der Situation und dem jeweiligen Repertoire ab. Bei Mendelssohn ist es zum Beispiel überhaupt kein Problem, mit einem modernen Orchester oder Chor zu arbeiten. Aber für Werke vor Mendelssohn – bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts – gibt es meiner Meinung nach viele gute Gründe, mit historischen Instrumenten zu arbeiten. Die Instrumente einer Zeit ändern sich ständig. Deswegen finde ich es äußerst interessant und den Aufwand wert, weil man mit historischen Instrumenten der ursprünglichen Idee des Komponisten einfach näherkommt.

Viel Interesse an Bachs Musik in Japan

BR-KLASSIK: Ist Japan eine gute Umgebung, um mit Bach aufzutreten?

Masaaki Suzuki: Man würde das vielleicht gar nicht erwarten, aber Bach ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Japan überaus bekannt und beliebt. Damals begann der Import von europäischer Musik nach Japan – allerdings waren damals nur Instrumentalstücke bekannt, da der deutsche Text der Vokalwerke nicht zu verstehen war. Die Matthäuspassion etwa wurde erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erstmals zur Aufführung gebracht, und zwar von einem deutschen Dirigenten Klaus Pringsheim, der am Konservatorium in Tokyo unterrichtete. Tatsächlich dauerte es lange Jahre, bis sich Bachs Musik in Japan durchsetzen konnte. Aber die europäische Kultur wurde dort sehr geschätzt und mit großem Interesse aufgenommen. Richtig etabliert hat sich Bachs Musik in Japan dann nach dem Zweiten Weltkrieg. Heutzutage gibt es in den großen Städten zahlreiche Symphonieorchester, alleine in Tokyo gibt es zehn Symphonierochester und mehr als zwanzig Konzertsäle. Das erinnert schon fast an New York!

Sendung: "Meine Musik" am 21. September 2024 ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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