Sänger gibt es in Matthias Likas Familie eigentlich schon genug. Trotzdem hat sich der junge Augsburger Bariton ebenfalls für eine Gesangslaufbahn entschieden. Ein ganz gerader, familiär geprägter Lebensweg also? Nicht ganz.
Bildquelle: Dominik Koziol
Porträt
Der Augsburger Bariton Matthias Lika
Ganz schön dramatisch ist die Ballade "Belsatzar" von Robert Schumann – mit großer erzählerischer Geste. Kein Problem für den 30-jährigen Bariton Matthias Lika. Diese Musik ist ihm nah, vertraut von Kindheit an. Er stammt aus der Augsburger Musikerfamilie Lika, sein Vater Peter und sein Bruder Maximilian sind ebenfalls Sänger. Das fand er aber nicht immer cool: "Als Kind fand ich das erstmal total peinlich, was mein Papa macht. Die anderen Kinder haben alle Pop gehört und ich kannte nur 'rollende, schäumende Wellen' und so was. Das war natürlich immer sehr lustig."
Matthias Lika auf der Bühne. | Bildquelle: Ludwig Olah Dieses romantische Pathos war also erst einmal nichts für den jungen Matthias. So ganz ohne Musik wächst man in einer solchen Familie aber trotzdem nicht auf. Für Matthias bedeute das: erste Gesangserfahrungen bei den Augsburger Domsingknaben. Später besuchte er dann das musische Gymnasium Sankt Stephan. Doch als Jugendlicher wollte er trotzdem nicht ganz einschwenken in die Familientradition. Er begann, Jazz zu singen. In der Schule. Und in Jazz-Bands. Er brachte sogar CDs heraus. Erst um seine Abiturzeit hat er dann langsam Richtung Klassik umgeschwenkt, nahm Gesangsunterricht und merkte, dass es ihm auch große Freude machte, Opernarien und Oratorien zu singen. Schnell machten sich Fortschritte bemerkbar, und er beschloss, den klassischen Gesang doch zu vertiefen. "Da kam diese Faszination dafür dann immer mehr", erzählt er. Jazz mag er zwar nach wie vor, und ab und zu hört er auch noch Frank Sinatra. Aber selbst singt er jetzt nur noch klassisch.
Orchesterakademie Paul Ben-Haim am Staatstheater Augsburg gegründet
Matthias Lika ist also letztlich doch noch gut angekommen in seiner Familientradition. Im November 2024 wurde er mit dem 1. Preis im Bundeswettbewerb Gesang Berlin im Fach Konzert ausgezeichnet. Im Sommer 2025 wird er seinen Master-Abschluss an der Musikhochschule Stuttgart machen. Fahrt aufgenommen hat seine Karriere schon jetzt. Agenturen sind auf ihn zugekommen, Konzerte für das laufende Jahr sind schon bestätigt. Und da spielt dann auch seine Familie wieder eine Rolle. Zum Beispiel, wenn er mit seinem Bruder zusammen Bachs "Johannes-Passion" singt. Hochdramatisch stehen sich die Brüder da gegenüber, Maximilian als Jesus, Matthias als Pilatus.
Als einengend oder gar einschüchternd hat er die Berufshäufung an Sängern mit tiefen Stimmlagen bei sich zu Hause aber nie empfunden. Ganz im Gegenteil: "Ich finde es schon wahnsinnig inspirierend, weil man immer Leute hat, mit denen man sich austauschen kann und die einfach eine große Expertise haben", erklärt er. Darauf würde er nicht verzichten wollen, denn "wenn ich Rat brauche, kann ich meinen Vater fragen, kann ich mit meinem Bruder darüber reden, das hilft sehr". Der familiäre Rückhalt – menschlich und fachlich – gibt Matthias Lika Ruhe und Gelassenheit. Und das Selbstvertrauen, dem großen Drama die nötige Tiefe zu verleihen.
Sendung: "Allegro" am 17. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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