Der russische Dirigent und Pianist Maxim Emelyanychev hat seinen Wunderkind-Status in eine profunde Musiker-Karriere überführt – am nächsten Mittwoch wird er 36. Doch zuvor noch kann man Emelyanychev am Wochenende bei den Salzburger Festspielen erleben: als Dirigent und Pianist bei zwei Mozart-Matineen mit dem Mozarteumorchester Salzburg.
Bildquelle: © Andrej Grilc
Mozart hat Maxim Emelyanychev bereits ein Solo-Album gewidmet – gespielt auf einem Hammerklavier, wie zu Mozarts Zeit üblich. Denn Emelyanychev ist ein Fan der historischen Aufführungspraxis. Die ist für ihn aber kein Dogma – auch auf modernen Instrumenten lassen sich alte Spielarten umsetzen, meint er: "Ich wusste schon früh, mit zwölf, dass ich dirigieren wollte. Aber je mehr ich dann studierte, desto klarer wurde mir, dass ein Dirigent verschiedene Rollen hat – je nach Epoche. Und im Bereich der historischen Aufführungspraxis ist mir wichtig, einer unter den Musizierenden zu sein. Bei Solokonzerten sowieso, da spiele ich dann Klavier oder Cembalo. Und abgesehen davon ist der Klang der Instrumente ganz anders. Und die Ästhetik, die Gesten. Ich möchte mich der Musik ganz frisch nähern, aber mit dem Ansatz, es so zu machen, wie es damals möglich war. Mittlerweile sind viele der großen Orchester aufgeschlossen für historische Praxis, viele spielen auch nebenher historische Instrumente. Und wenn man weiß, was man sagen will, kann man das mit jedem Instrument."
Ich wusste schon mit Zwölf, dass ich dirigieren wollte.
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Joyce DiDonato auf dem Cover des Albums "In War and Peace" | Bildquelle: © Website www.inwarandpeace.com Maxim Emelyanychev ist eben auf mehreren Gleisen unterwegs. 1988 bei Nischni Nowgorod geboren, hat er Dirigieren bei Gennadij Roschdestwenskij am Moskauer Konservatorium studiert. Die historische Aufführungspraxis kam dann als Tastenspieler im italienischen Originalklang-Ensemble Il pomo d’oro dazu. Bevor Emelyanychev 2016 dort Chefdirigent wurde – und viele Alben eingespielt hat, bevorzugt mit der Mezzosopranistin Joyce DiDonato.
"In War and Peace" heißt ein Barock-Album mit Joyce DiDonato und Il pomo d’oro, das leider hochaktuell ist – das weiß auch Maxim Emelyanychev: "Die Lage derzeit ist eine Katastrophe. Wir werden nie verhindern können, dass es Konflikte gibt auf der Welt. Was wir tun können, ist Musik zu machen, Konzerte zu geben."
Für die Dauer eines Abends eine Atmosphäre des Friedens, der Ruhe, des Glücks zu schaffen, damit das Publikum dieses Gefühl dann mit nach Hause nimmt.
Glücksgefühle beschert vielen Menschen auf jeden Fall die Musik von Mozart, mit der Maxim Emelyanychev noch viel vorhat. Denn derzeit nimmt er mit seinem Ensemble Il pomo d’oro alle 41 Mozart-Symphonien neu auf. Am Ende dieser Reise ist Emelyanychev dann wirklich bei Mozart angekommen.
Sendung: "Allegro" am 23. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSI
Kommentare (1)
Freitag, 23.August, 15:25 Uhr
HEINZ-W.WEBER
Ich hatte das große Vergnügen, Ihn 2 mal in Berlin zu erleben !! Präziser ging es kaum.
Mit ca. 50 Jahren Live Konzert Erfahrung ,ist mir ein solches Energiebündel tausendfach lieber als so mancher alteingesessener Dirigent, der nur Staub aufwirbelt und das von Ihm geleitete Orchester, mit dem Charm einer Feuerwehrkapelle spielt.
Bald ist er ME wieder in Berlin und es wird wieder ein Abend wie oben zitiert.