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Ausstellung im Schönberg Center Wien Mit Schönberg Liebe hören

Kein Gefühl wird enger mit Musik assoziiert als die Liebe. Kein Komponist wird öfter mit rational-emotionslosen Klangwelten assoziiert als Arnold Schönberg. Ein Vorurteil, wie sich in der gerade eröffneten Ausstellung des Wiener Schönberg Centers zeigt.

Der Komponist Arnold Schönberg 1922 | Bildquelle: picture-alliance / brandstaetter images/Photoarchiv Setzer-Tschie | Franz Xaver Setzer

Bildquelle: picture-alliance / brandstaetter images/Photoarchiv Setzer-Tschie | Franz Xaver Setzer

Ganz schön romantisch klang es, als der 19-jährige Arnold Schönberg seine zärtlichen Gefühle für die Schwester eines Freundes in Töne fasste. Tatsächlich bilden Werke, in denen es um Liebe in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen geht, einen Schwerpunkt im Schaffen des nicht gerade als Romantiker bekannten Komponisten. Arnold Schönberg hat einmal in einem Vortrag festgehalten: "Ich werde als Konstrukteur verschrien, als Mathematiker, als ein Künstler, dem es an der Fähigkeit mangelt, zwischen Herz und Hirn zu vermitteln." Selbst jene, die seine "Pelleas und Melisande" gehört haben oder die "Verklärte Nacht", haben so geurteilt, obwohl große Gefühlsmusiken enthalten sind.

Mehr zum Thema

Die Anfänge von Schönbergs Zwölftonmusik.

Kuratorin Therese Muxeneder legt in der neuen Ausstellung deshalb bewusst einen anderen Fokus: "Diese Voraussetzung ist uns Anspruch genug, uns kuratorisch mit dem Thema Liebe und Schönberg auseinanderzusetzen. Und plötzlich sieht man: Jede Partitur von ihm zeigt Emotionen und viele davon aus der Jugendzeit bis ins spätere Werk sind auch von der Liebes-Thematik beeinflusst."

Und plötzlich sieht man: Jede Partitur von ihm zeigt Emotionen.
Kuratorin Therese Muxeneder über Arnold Schönberg

Buchtipp

Die Entwicklung der Zwölftonmusik - sie ist nur ein Teil seines Werks. Arnold Schönbergs Werk als Vater der "Neuen Musik" ist so umfangreich wie vielfältig. Anfang des Jahres ist Arnold Schönbergs Schaffen in einem Buch zusammengefasst erschienen.

Die emotionale Seite in Schönbergs Musik

ie Ausstellung "Arnold Schönberg & Karl Kraus" im Arnold Schönberg Center in Wien | Bildquelle: © Hertha Hurnaus Das Arnold Schönberg Center in Wien | Bildquelle: © Hertha Hurnaus Über 100 Objekte, Notenautografen, Briefe, Fotos und Bilder, die Schönberg malte, sowie Bühnenbildentwürfe wurden in der Ausstellung zusammengetragen. Sie wurden zu einem sehr anschaulichen chronologischen Parcour aufbereitet. Durch ihn können Besucherinnen und Besucher ohne große Vorkenntnisse gut nachvollziehen, wie sich das Thema Liebe durch Schönbergs Schaffen zieht und zu welchen höchst unterschiedlichen klanglichen Ergebnissen dies führte. Von den frühen Liedern angefangen über die großen Orchesterwerke "Gurrelieder" und "Pelleas und Melisande" bis hin zur Oper "Moses und Aron", in der es um das Thema Gottesliebe geht. An zahlreichen Hörstationen lassen sich dazu digital animierte Partituren optisch synchron ansehen und anhören.

So gelingt es der kleinen, aber feinen Ausstellung, den Besucherinnen und Besucern einen niedrigschwelligen Eindruck von dem zu vermitteln, was Schönbergs Schüler Anton Webern 1912 einmal über die Musik seines Lehrers sagte: "Mit der Theorie kommt man seinen Werken nicht näher. Nur eines ist notwendig: das Herz muss offenstehen."

Mehr Informationen

Die Ausstellung "Mit Schönberg Liebe hören" ist ab dem 29. Mai 2024 im Wiener Schönberg-Center zu sehen. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sendung: "Leporello" am 29. Mai 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Mittwoch, 29.Mai, 22:34 Uhr

Olaf

"Ich liebe euch alle"

Erich Mielke kommt in den Sinn bei der Lektüre dieses Artikels.

Es ist doch fast egal, was sich Schönberg in seinem atonalen Werk ("Verklärte Nacht" und "Gurre-Lieder" klammere ich hier aus) dachte, wenn der Hörer diese Emotiionen nicht nachempfinden kann. Auch dass Schönberg ich als Vollender von Brahms und Wagner sah, ist doch nur eine Wahnvorstellung, welche die wenigsten nachvollziehen könnten. Brahms und Wagner hätten sich einen solchen "Nachfolger" sicherlich verboten.

Bei den meisten löst diese "Musik" auch nach hundert Jahren (der prophezeite Gewöhnungseffekt ist völlig ausgeblieben) nur negative Gefühle aus - Bedrohung, Grauen, Angst - weil sie diese Geräusche nicht als Musik wahrnehmen können. "Mit Liebe gemaccht" werden die wenigsten denken.

Warum wird Schönberg weiter so umfassend propagiert? Das wirft die Frage auf, ob die "Neue Musik" nicht nur ein gescheitertes künstlerisches Experiment, sondern ein politisches Projekt ist, das noch immer wirksam sein soll.

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