Das Erfolgsmusical "Mozart!" von Michael Kunze und Sylvester Levay kommt im Münchner Prinzregententheater auf die Bühne. Studierende der Bayerischen Theaterakademie August Everding holen den Komponisten von seinem Podest und stellen das unnahbare Genie in seiner komplexen Menschlichkeit dar.
Bildquelle: © Lioba Schöneck
In Levays und Kunzes Musical ist Mozart mehr als ein Wunderkind: Er ist Rockstar, Anarchist und gebrochener Künstler. Er ist auf der Suche nach sich selbst zwischen falschen Freunden, einem Schatten, den er nicht loswird und seinem übermächtigen Vater. Irgendwo zwischen Zirkuspferd und ganz normalem Menschen. "Es ist nicht so, dass man Mozart nur verherrlicht und sagt, der Mann war perfekt. Wir wollen, dass man Mozarts Ecken und Kanten sieht. Denn er war nicht nur ein pures Genie, sondern er hat auch gelitten unter seiner Kunst", erklärt Raphael Binde. Er spielt in der Inszenierung den ältesten der drei Mozarts, die man im Laufe des Stückes kennenlernt. Der von Binde dargestellte Mozart schreibt sich sein eigenes Requiem und muss einen Schicksalsschlag nach dem anderen überwinden.
Bildquelle: Lioba Schoeneck Er steige an einem Punkt ein, so Binde, wo es mit Mozart wirklich schon bergab gehe. "Es prasseln so viele Schicksalsschläge auf ihn ein. Aber als Darsteller muss man trotzdem versuchen, die ganzen Ebenen, die Mozart in den vorigen Teilen gezeigt hat, beizubehalten." Mozarts Lebensgeschichte ist so ambivalent wie er selber: So hoch er in seiner Karriere gestiegen ist, so tief ist er am Ende gefallen. Auch Regisseur Andreas Gergen ist der Meinung: Mozart ist viel mehr als das Porzellankind Amade. Denn das Musical stellt Mozart in seiner Zerrissenheit dar: Es gibt Amadé – das immerzu komponierende Wunderkind – in der Inszenierung eine Marionette. Und es gibt Wolfgang – der Mensch, der unter dem Druck und den Verlusten in seinem Leben langsam zusammenbricht.
"Es geht auch um den Tod der Mutter und den Tod des Vaters. Es gibt einige Studierende, die diese Erfahrung auch schon machen mussten. Dadurch wurden Szenen auf der Bühne zu einer Realität, statt einem Als-Ob-Spiel", sagt Andreas Gergen.
Bildquelle: Lioba Schoeneck Diese schmerzvollen Erfahrungen sind nicht das Einzige, was die Studierenden der Theaterakademie August Everding mit ihrem Protagonisten verbindet. Es gibt einen zentralen Song im Musical, der die Brücke zur Lebensrealität der Darstellenden spannt: "Gold von den Sternen" erzählt die Geschichte von einem Vater und seinem Sohn, die in einem gut bewachten Zaubergarten leben. "Der Vater möchte, dass der Sohn bleibt, wo er sicher ist. Aber es gibt diese Sehnsucht, die dem Sohn sagt: Irgendwo da draußen da fällt Gold von den Sternen. Und wenn du dich rauswagst, kannst du das Gold dieser Welt finden", erklärt Raphael Binde. Der Librettist des Musicals, Michael Kunze, sei bei einer Probe dabei gewesen und habe die metaphorische Ebene erklärt: "Es geht um den Weg jedes Künstlers", erzählt Raphael Binde. "Man muss sich in die Welt begeben, obwohl es vielleicht ein hartes Pflaster ist – auch das Musicalbusiness ist ein hartes Pflaster. Aber man muss rausgehen, um das Gold zu erreichen."
Es ist ein steiniger Weg – der Weg des Künstlers. Aber genauso wenig wie Mozart vor 250 Jahren diesem Weg ausweichen konnte, können es die Studierenden der Theaterakademie jetzt. So wird die Geschichte eines unnahbaren Genies zur Geschichte von ihnen allen.
"Mozart!“
Das Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay
Premiere: Dienstag, 13.11.24, um 19:30
im Großen Haus, Prinzregententheater
Studierende der Theaterakademie August Everding
Regie: Andreas Gergen
Mehr Informationen finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 13. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)