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Saisonvorschau Münchner Philharmoniker Raritäten, Debüts, Entdeckungen

Gleich fünf Themenschwerpunkte verteilen die Münchner Philharmoniker und ihr designierter Chef Lahav Shani über die neue Saison ab Herbst 2025. Unter dem Motto "Entdeckungen" durften Gäste die Programme teils selbst gestalten.

Münchner Philharmoniker unter Lahav Shani | Bildquelle: Co Merz / mphil

Bildquelle: Co Merz / mphil

Für das Orchester der Stadt ist es ein Übergangsjahr. Der neue Intendant Florian Wiegand ist zwar seit Januar in München, wird aber erst ab Sommer den Philharmonikern komplett zur Verfügung stehen. Auch Dirigent Lahav Shani arbeitet immer wieder mit "seinem" Orchester, offiziell zum Chef gemacht wird er jedoch erst im Sommer 2026. Es herrscht also eine Aufbruchsstimmung im Orchester – und eine Entdeckerlust.

Motto der Saison: Entdeckungen

Entsprechend heißt das Motto der neuen Saison: "Entdeckungen". Jetzt ist das eigentlich etwas, was man sowieso von einem Konzertprogramm erwartet: Entdeckungen zu machen. Und doch bekommen die Philharmoniker den Dreh hin, vom niederschwelligen Sesamstrassenslogan zur anspruchsvollen Programmgestaltung. Unter "Entdeckungen 1-5" öffnen sich komplett verschiedene Horizonte, von der Geburtstagsfeier für Luciano Berio und Hans Werner Henze – beide wären 100 Jahre alt geworden – bis hin zu britischer Musik, Klangwelten der Gegenwart aber auch Barockmusik und, man möchte sagen, "Geheimtipps". Die sehen so aus: Das Leitungsteam der Philharmoniker hat sich eine Leitfrage überlegt, die es wie ein Staffelholz an die angefragten Solistinnen und Solisten, die Dirigentinnen und Dirigenten weitergegeben habt: "Gibt’s ein Stück, das euch begeistert, was euch überrascht hat, was bislang kaum jemand auf dem Schirm hat und das sich lohnt zu hören?"

Neues wagen

Der Leiter der künstlerischen Planung Manuel Bust schwört auf eine solche Entdeckungsreise: "Es gibt die Tendenz in der Klassik, immer wieder die sicheren Kassenschlager zu programmieren. Und natürlich gibt es die auch bei uns, wir haben 29 Programme zusammengestellt! Aber es gibt eben auch wirkliche Entdeckungen, die man noch nicht gehört, noch nicht gelesen, noch nicht aufgenommen hat. Und das ist für das Publikum wirklich spannend, sich auf Sachen einzulassen, die man noch nicht gehört hat und die man vielleicht auch nicht so schnell wieder hören wird."

So wagen die Münchner Philharmoniker wirklich Neues beispielsweise mit einer "Symphonischen Ballade" von Theo Mackeben. Den Mann kennt man, wenn überhaupt, als Komponist des Schlagers "Nur nicht aus Liebe weinen". Von seiner "Ballade" gibt’s bislang nur eine Schellackaufnahme, und die Noten zu ergattern wird auch kein Kinderspiel. Von Wayne Marshall kommt diese Entdeckung, er wird sie auch dirigieren.

"Mphil Late" und berühmte Namen

Apropos Namen: Die Münchner Philharmoniker setzen bei ihren Gästen auf bewährte Namen – wie Yuja Wang, Igor Levit, Isabelle Faust, Zubin Mehta und Rudolf Buchbinder, aber auch auf (noch) weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler wie die Cellistin Anastasia Kobekina und den Pianisten Giorgi Gigashvili. Der ist zudem auch Sänger und als solcher bereits für Georgien beim ESC angetreten. Auch er ist dabei, wenn das erfolgreiche Format "Mphil Late" in der Isarphilharmonie fortgesetzt. Gigashvili wird dann seine Leidenschaft für georgische Musik teilen. Zur Tradition geworden sind auch die Kammerkonzerte der Philharmoniker im Münchner Künstlerhaus, acht Abende sind geplant.

Spielfeld Klassik

Das Kinder-und Jugendprogramm der Münchner Philharmoniker wird ausgeweitet, über 150 Veranstaltungen sind angesetzt unter der Überschrift "Spielfeld Klassik". Von Workshops im HP8 bis hin zum legendären "Gasteig brummt" im März 2026. Und auch die Patenschaft für das ODEON Jugendsinfonieorchester München  wird fortgesetzt. Die Investition in die Jugend scheint auch beim Publikum aufzugehen, weil, so zeigt es ein Blick auf die Zahlen, gut zehn Prozent aller Konzerttickets an junge Menschen unter 30 verkauft wurden.

Link-Tipp

VIele weitere Informationen und Details zur neuen Spielzeit finden Sie auch auf der Website der Münchner Philharmoniker.

Alexandra Gruber ist Solo-Klarinettistin der Philharmoniker und im Orchestervorstand. Junges Publikum sei eine Bereicherung für alle auf der Bühne, meint sie. "Es ist ein neugierigeres, unbedarfteres und unschuldigeres Zuhören von den jungen Leuten, Die sitzen da und saugen mit Augen und Ohren wirklich alles auf. Das sehen und spüren wir natürlich. Das inspiriert uns auch! Wenn dann der Applaus so groß ist und viele von diesen jungen Leuten zum ersten Mal eine Bruckner-Symphonie hören und komplett ausflippen, ist das für uns natürlich unglaublich schön."

Optimistischer Blick in die neue Saison

Auch wenn die Münchner Philharmoniker wie alle Institutionen sparen müssen, herrscht eine optimistische Stimmung für die neue Spielzeit. Sicherlich auch, weil die Auslastung der Konzerte mit über 90 Prozent in den vergangenen sechs Monaten ausgezeichnet ist. Die guten Zahlen liegen definitiv nicht nur an der coolen Location im "Industrial-chic", der Isarphilharmonie. Mit der haben sich inzwischen (fast) alle angefreundet. Dem Orchester bleibt auch gar nichts anderes übrig. Vor 2033 hat der alte Gasteig sein face-lift sicher nicht hinter sich gebracht.

Mit Lahav Shani nach Fernost

Dirigent Lahav Shani. | Bildquelle: BR/Benedict Mirow Lahav Shani | Bildquelle: BR/Benedict Mirow Die Aussicht auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdirigenten Lahav Shani macht Vielen Mut. In der kommenden Spielzeit verbringt er zehn Wochen mit den Philharmonikern und geht auf zwei Tourneen – eine führt das städtische Orchester bis nach Taiwan, Japan und Südkorea. Mit Shanis Wahl hat sich etwas Grundlegendes geändert, meint Intendant Florian Wiegand, der sich unter anderem wegen Shani für den Posten als Intendant beworben hat.

Ihn hat Wiegand schon als Bassist im West-Eastern Divan Orchestra erlebt: "Was mich so überzeugt an Lahav Shani: Er sieht sich als Teil des Orchesters. Da hat für mich ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Vor allem, wenn man schaut, wer hier vorher dirigiert hat. Jetzt wurde jemand geholt, der jünger ist, der noch nicht die Weltkarriere hinter sich hat, kein großer Name. Sondern jemand, mit dem man gemeinsam wachsen wird und etwas aufbauen kann."

Residenz in der Provence

Neues aufbauen und Entdeckungen machen heißt für die Philharmoniker auch: sich neu vernetzen. Ab Ostern 2026 ist das Orchester für drei Jahre Residenzorchester beim Festival d'Aix-en-Provence – mit Symphoniekonzerten, Auftritten in Schulen, in Seniorenheimen und mit Meisterklassen.

Sendung: "Leporello" am 8. April 2025 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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