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Aktualisiertes Köchelverzeichnis Neue Stücke von Mozart entdeckt

Ein Meilenstein für die Mozartforschung: Der Verlag "Breitkopf & Härtel" und die Stiftung Mozarteum bringen eine Neuauflage des Köchelverzeichnisses heraus. Bei der jahrelangen Arbeit sind auch neue Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart aufgetaucht.

Porträt Wolfgang Amadeus Mozart | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Etwa zwölf Minuten dauert die "Serenate ex C" für Streichtrio. Bislang lagen die Noten völlig unbeachtet in der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken. Was lange niemand wusste: Bei den sieben Miniatursätzen handelt es sich um ein Jugendwerk von Wolfgang Amadeus Mozart. Wahrscheinlich hat er die kleine Komposition für seine Schwester Nannerl geschrieben, noch vor seinem 13. Geburtstag.

Zahlreiche Mozartwerke neu entdeckt

In der Neuauflage des Köchelverzeichnisses, herausgegeben vom Verlag "Breitkopf & Härtel" und der Internationalen Stiftung Mozarteum, hat dieses Streichtrio nun die KV-Nummer 648 bekommen. Während der Arbeit an der Neuausgabe hat das Wissenschaftsteam zahlreiche verschollene Mozartwerke wiederentdeckt. Ein Teil davon hatte in früheren Ausgaben des Köchel-Verzeichnisses bereits Platzhalter, etwa die Arie "Die neugeborne Ros' entzückt" (KV 365a) oder ein kurzes Klavierstück (KV 626b/16), das bei der Salzburger Mozartwoche 2021 als "94 Sekunden neuer Mozart" vorgestellt wurde.

Auch der erste Konzertsatz Mozarts für Klavier ist aufgetaucht. Der junge Mozart hat das Werk im Klavierbuch seiner Schwester notiert, allerdings ohne Autorenbezeichnung. Nun konnte das Werk verifiziert werden und ist im neuen Köchelverzeichnis als KV 636 verzeichnet.

Köchelverzeichnis: Der Katalog für Mozarts Œuvre

'Mozart am Klavier', 1789. Unvollendetes Ölgemälde von Joseph Lange | Bildquelle: picture-alliance/dpa Mozarts Werk ist seit mehr als 160 Jahren im Köchelverzeichnis katalogisiert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Seit über 160 Jahren katalogisiert das Köchelverzeichnis die Kompositionen Mozarts. Der Name geht auf Ludwig Ritter von Köchel zurück, der 1862 bei "Breitkopf & Härtel" die Erstauflage dieses umfangreichen Werkkatalogs vorlegte: 626 chronologisch geordnete Werke, von Mozarts erstem Menuett (KV 1) bis zu seinem unvollendeten Requiem (KV 626). Seitdem ist das Wissen über Mozarts Schaffen allerdings stetig gewachsen, mehrere Neuauflagen waren nötig. Zuletzt wurde das Köchelverzeichnis 1964 aktualisiert.

18 Jahre Arbeit für Neuauflage des Köchelverzeichnisses

Heute entspricht diese 60 Jahre alte Ausgabe des Werkkatalogs natürlich nicht mehr den aktuellen Ergebnissen der Mozartforschung. Deshalb haben "Breitkopf & Härtel" und die Internationale Stiftung Mozarteum das Œuvre Mozarts neu dokumentiert. 18 Jahre lang arbeiteten das internationale Wissenschaftsteam an der Neuauflage. Ein "verlegerisches Großprojekt", so der Verlag. Das Ergebnis: ein neues Köchelverzeichnis in einem festlichen roten Einband, 1.392 Seiten dick und knapp drei Kilogramm schwer.

95 Kompositionen Mozarts neu aufgenommen

Die komplizierte Mehrfachnummerierung einzelner Werke in früheren Ausgaben wurde rückgängig gemacht, die Zählung vereinfacht. 95 Kompositionen, die bislang keinen eigenen Eintrag hatten, werden mit Nummern ab KV 627 neu gezählt. Anhänge ergänzen und erweitern den Katalog.

Das Köchelverzeichnis ist ein wunderbares Geschenk, das die Internationale Stiftung Mozarteum der Welt macht.
Rolando Villazón über die Neuausgabe des Köchelverzeichnisses 2024

Rolando Villazón präsentiert Neuausgabe des Köchelverzeichnisses

Rolando Villazón | Bildquelle: Andreas Hechenberger Freut sich über die Neuauflage des Köchelverzeichnisses: Rolando Villazón, Leiter des Salzburger Mozartfests. | Bildquelle: Andreas Hechenberger Am 19. September wurde das neue Köchelverzeichnis in der Stiftung Mozarteum Salzburg in feierlichem Rahmen vorgestellt. Der Opernsänger und Mozartfan Rolando Villazón, zugeschaltet aus Mexiko, präsentierte den neuen Werkkatalog. Die Neubearbeitung des Köchelverzeichnisses sei "ein wunderbares Geschenk, das die Internationale Stiftung Mozarteum der Welt macht", schwärmte er.

Werkkatalog auch online verfügbar

Und noch eine Neuerung gibt es: Das Köchelverzeichnis ist nicht nur als Printausgabe, sondern auch online verfügbar. Die Stiftung Mozarteum ermöglicht mit "Köchel digital" einen kostenlosen Zugang zu Mozarts Gesamtschaffen.

Sendung: "Leporello" am 19. September 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Montag, 23.September, 15:37 Uhr

Trappe

neues Stück

Also bei allem Respekt vor Mozart, aber die Frühwerke Mozarts sind nicht gerade dafür bekannt, "genial" im Vergleich zu dem reiferen Mozart zu sein. Denkt man an die 1. Symphonie, die doch sehr viele langatmige Passagen enthält. Insoweit sollten wir keine zu hohe Erwartungshaltung haben. Auch wenn es natürlich erst einmal interessant ist, dass man auch heute noch Neues entdecken kann.

Freitag, 20.September, 15:47 Uhr

Dietmar Cordan

Köchl digital

Gratuliere zu den großen Leistungen.
MfG
Dietmar Cordan

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