Wenn die eigene Mutter Sängerin und der Vater Regisseur ist, scheint der Weg zum Musiktheater für die Kinder nicht weit zu sein: Anna Prohaska ist heute eine gefragte Sopranistin mit einer besonderen Vorliebe für Mozart und die Musik des 20. Jahrhunderts. Ihr Bruder Daniel ist ein bekannter Tenor, der sich auf Operetten spezialisiert hat.
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Zur musikalischen Früherziehung bei den Prohaskas gehören frühe Schallplattenaufnahmen. "Zum Beispiel die ersten paar Aufnahmen von Caruso, die es gegeben hat. Meine Eltern waren große Sängerliebhaber. Solche Sachen wurden bei uns rauf und runter gehört worden", erinnert sich Daniel Prohaska an die knisternden, schwarzen Scheiben, die zu Hause aufgelegt wurden. Derlei Eindrücke hinterlassen Spuren – ebenso wie frühe Theaterbesuche. Wenn die Eltern im Theater arbeiten, kommt Daniel einfach mit. "Ich war einer von diesen Kinderstatisten und viel im Theater unterwegs. Dort konnte man mich gut abstellen, oder eine Maskenbildnerin hat auf mich aufgepasst."
Seine Schwester Anna Prohaska ist zehn Jahre jünger. Nicht ganz zur Freude des älteren Bruders wird er von Anfang an in ihre Betreuung eingebunden: "In ihren ersten Jahren habe ich mich beteiligt mit gelegentlichem Windeln wechseln und aufpassen. Aber als ich in die Pubertät kam, wurde dieses jüngere Geschöpf immer uninteressanter." Doch das „jüngere Geschöpf“ wächst mit derselben musikalischen Prägung auf. Schon als Baby hört Anna die Prohaska-Plattensammlung – und steigt gleich mit harter Kost ein: Richard Wagner wird quasi ihr Babysitter. Stundenlang klebt sie als kleines Mädchen mit der Nase am Fernseher und schaut sich die Bayreuther Festspiele an. "Ich habe den Patrice-Chéreau-Ring im Fernsehen gesehen und war so verknallt in Peter Hofmann als Siegmund", erinnert sie sich. Anna Prohaska will Sängerin werden und auf der Bühne stehen. Einen künstlerischen Druck üben die Eltern dabei aber nicht aus. "Es war relativ locker bei uns, in dem Sinne, dass meine Eltern total offen waren für meine Interessen."
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Zunächst interessieren sich die junge Anna Prohaska vor allem für Kunstgeschichte und Schriftstellerei – doch dann kommt es anders: Mit 18 übernimmt sie eine Rolle an der Komischen Oper Berlin, wenig später springt sie an der Staatsoper Unter den Linden in "Carmen" ein. 23 Jahre ist sie alt, als sie lyrische Koloratursopranistin im Ensemble wird. Mit 23 wird sie lyrische Koloratursopranistin im Ensemble. Neben der Oper gilt ihre große Leidenschaft weiterhin dem Liedgesang – gerne unter einem besonderen thematischen Fokus: "Ich suche mir immer gerne ein Thema, einen roten Faden, an dem ich mich entlanghangeln kann. Das hilft mir, mich selbst zurückzupfeifen, wenn ich zu weit abschweife." So hat sich die Sopranistin auf ihrem Album "Paradise Lost" auf die Suche nach dem verlorenen Paradies begeben.
Sänger Daniel Prohaska | Bildquelle: © Robert Brembeck
Bei Daniel Prohaska beginnt die Karriere in der Schule mit der "Dreigroschenoper". Zu dieser Zeit singt er in verschiedenen Chören, schlägt dann aber zunächst einen anderen Weg ein. Schwester Anna weiß es noch genau: "Der hat einen totalen Schlenker gemacht und Linguistik studiert. Mit fast ausgestorbenen Sprachen hat er sich beschäftigt, aus dem keltischen Bereich und Skandinavistik. Erst viel später ist er dann zum professionellen Gesang gekommen." Heute pendelt Daniel Prohaska zwischen der Volksoper in Wien und dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Seine Leidenschaft für Linguistik hat er nie aufgegeben: Er hat sogar einen Sprachführer für "Kornisch" veröffentlicht, eine ausgestorbene keltische Sprache. Als Sänger bevorzugt er Werke von Schubert, Strauß, Kálmán und Lehár.
Obwohl die Geschwister kaum gemeinsam auf der Bühne stehen und selten Vorstellungen voneinander besuchen, sind sie sich nah. "Wir schicken uns SMS. Was machst du heute? Was mache ich heute. Wir versuchen auch Urlaube miteinander zu verbringen und uns zu sehen, wo es halt geht", erzählt Daniel Prohaska. Auch Familientreffen in großer Runde haben bei den Prohaskas Tradition – und dazu gehört Musik. Wenn sie nachts um zwei beim Wein in ihrem Ferienhaus zusammensitzen, erklingt Wagners "Walküre" aus den Lautsprechern – eine Aufnahme mit ihrem Großvater Felix Prohaska am Pult "Das ist für uns ein Familienstück", sagt Daniel. "Wir drehen dann ganz laut auf und erinnern uns an ihn."
Sendung: "Allegro" am 18. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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