Routinen abliefern ist nicht ihr Ding. Die Geschwister Christoph und Monika Henschel genießen es, mit ihrem Quartett immer wieder Uraufführungen zu spielen. Kürzlich feierte das Henschel Quartett sein 30-jähriges Bühnenjubiläum.
Bildquelle: wildundleise Henschel Quartett
Die große Liebe zum Instrument: eine gute Voraussetzung für Monika Henschel, um als Bratscherin des Henschel Quartetts schon seit 30 Jahren auf den internationalen Bühnen zu spielen. Immer dabei: Bruder Christoph an der Geige.
Die Henschels sind im malerischen Fischbachau in Bayern aufgewachsen. Monika ist nur 13 Monate älter als ihre Zwillingsbrüder Christoph und Markus. Sie machen zusammen Musik, seit sie Kinder sind. Klingt alles ganz harmonisch. Konkurrenzgedanken gab es dennoch. Monika Henschel erinnert sich an den Unterricht bei Musiklehrer Felix Andrievsky: "Er sagte: 'Dein Bruder hat aber gerade gut gespielt.' Was willst du da machen? Du setzt dich auf den Hosenboden und fängst an zu üben."
Monika sollte anfangs Violine lernen wie ihre Brüder. Doch sie traf früh eine wichtige Entscheidung für sich. "Ich bin dann einfach mit der Bratsche zum Unterricht gekommen. Mein Lehrer wollte eigentlich keine Bratsche unterrichten, aber der hat das dann ganz gut gemacht. Ich bin der Bratsche verfallen, dem Klang. Ich war heilfroh, als ich die Violine weglegen konnte."
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Monika und Christoph Henschel (beide rechts) mit dem Henschel Quartett | Bildquelle: wildundleise.de
Die Henschels bringen viel Zeit und Geduld für ihre Instrumente auf; alle werden Profis. Gemeinsam spielen sie jahrelang gemeinsam im Henschel Quartett. Bis Markus Henschel 2010 eine Veränderung sucht und aussteigt. Heute spielt er Violine bei der Staatsphilharmonie Nürnberg. Christoph und Monika bleiben zusammen. Es ist ein intensives Miteinander. Wenn Menschen gemeinsam arbeiten, die sich so gut kennen, kommt es auch zu Konflikten. "Musik fördert eine gewisse Emotionalität. Das ist ja kein Bürojob. Und dass da Dinge unausgesprochen bleiben, halte ich für ausgeschlossen, gerade unter Geschwistern, wo die Themen an die Oberfläche wollen", so Monika. Christoph kann das bestätigen: "Da werden auch mal Sachen an den Kopf geworfen, interfamilär bedingt. Und wenn sie nicht so gemeint waren, werden die auch sofort wieder verziehen."
Ein demokratisches Miteinander im Quartett ist den Henschels wichtig. Entscheidungen werden gemeinsam mit allen getroffen. Wenn man sich nicht einig wird, werden verschiedene Wege auf Konzerten ausprobiert. Mit den Jahren haben sie dazu gelernt und erkannt, dass der Weg das Ziel ist und Werke langsam entdeckt werden dürfen. "Da waren wir früher festgefahrener und wollten gleich die Endversion liefern", erklärt Monika. "Aber es kann sich einfach entwickeln, dann ergibt es sich ganz oft schon.“
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Mit dieser Strategie geht das Henschel Quartett weiter seinen Weg. Ein Weg, der von Zusammenhalt, Hingabe, Engagement und Abenteuerlust geprägt ist. Das Wirken der Henschels ist vielfältig und sinnstiftend. Neben ihrer Musik setzen sie sich für Kulturförderung und die Jugend ein, geben mit einem eigenen Streicherfestival Newcomern sowie bekannten Ensembles eine Plattform und sind die ersten Vertreter aus der Klassik als Botschafter für SOS-Kinderdorf.
Braucht es da noch mehr? Vielleicht genau diese eine Liebeserklärung von Monika an Christoph unter Musikgeschwistern, in der so viel Wertschätzung und Treue steckt: "Wenn ich noch mal geboren werden würde, würde ich gerne wieder deine Bratsche werden, Christoph."
Sendung: "Allegro am 25. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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