Der eine machte international Karriere als Dirigent, der andere widmete sich in England dem geistlichen Repertoire. Nun standen die Brüder Darlington zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Am 15. April auf BR-KLASSIK zu erleben!
Bildquelle: Nürnberger Symphoniker
Jonathan Darlington, geboren 1956, ist ein international gefragter Dirigent und Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker. Er wirkte als Music Director der Vancouver Opera, war Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker und lebt heute in Paris. Sein älterer Bruder, der 1952 geborene Stephen Darlington, erlangte als Chordirigent und Organist große Anerkennung. Über drei Jahrzehnte lang prägte er als Director of Music die musikalische Landschaft der Christ Church in Oxford. In all den Jahrzehnten standen die beiden Brüder bis vor kurzem nie gemeinsam auf der Bühne.
Dass die beiden in ihrem professionellen Leben noch nie zusammen aufgetreten sind, war keine bewusste Entscheidung, sondern eher eine Fügung der Umstände: "Es ist schon seltsam, dass wir nie zuvor gemeinsam aufgetreten sind", sagt Jonathan Darlington. "Wir hatten es einmal versucht, aber das Projekt kam nicht zustande." Es fehlte also schlicht die Gelegenheit für eine gemeinsame Aufführung – bis zum 15. März 2024. An diesem Abend dirigierte Jonathan Darlington die Symphonie für Orgel und Orchester von Aaron Copland in Nürnberg, mit seinem Bruder Stephen an der Orgel.
Ein Mitschnitt des Konzerts ist am 15. April auf BR-Klassik zu hören – eine seltene Gelegenheit, das besondere Zusammenspiel der Darlington-Brüder zu erleben.
Angefangen hat alles im heimischen Worcester. Die Eltern lieben Musik, sind aber keine Profimusiker. Eine große Inspiration und Triebfeder ist der Vater. Er spielte mit Leidenschaft Orgel und Klavier, improvisierte oft und hatte ein außergewöhnliches Gehör. "Er war nicht professionell ausgebildet", erinnert sich Stephen Darlington, "aber er konnte Melodien aufschnappen und einfach losspielen." Diese musikalische Atmosphäre prägte den Werdegang der Brüder.
Obwohl sie unterschiedliche musikalische Richtungen einschlugen, teilten sie viele prägende Erlebnisse. Beide besuchten dieselbe Schule, doch ihre Alltage unterschieden sich: Stephen ging als sogenannter "day boy" abends nach Hause, während Jonathan als Internatsschüler frühmorgens für den Chor probte. "Ich musste immer früh aufstehen, um zu üben", erzählt Jonathan. "Stephen konnte immerhin nach Hause gehen, ich blieb über Nacht in der Schule."
Trotz ihrer individuellen Erfolge gab es zwischen den Brüdern nie Konkurrenz. Im Gegenteil: "Es ist eine gegenseitige Bewunderung", betont Stephen. "Allein die Möglichkeit, Konzerte von Jonathan zu besuchen, ist für mich ein aufregendes Erlebnis. Ich bin sehr stolz auf ihn."
Die erste Zusammenarbeit in Nürnberg war für beide eine besondere und emotionale Erfahrung: "Wir mussten nie lange diskutieren oder uns auf einen gemeinsamen Nenner einigen", sagt Stephen. "Es war einfach ganz natürlich." Jonathan ergänzt: "Im Großen und Ganzen hören und verstehen wir Musik auf dieselbe Weise."
Die gemeinsame Aufführung in Nürnberg war nicht nur eine Premiere, sondern auch ein bewegendes musikalisches Wiederfinden. Trotz der langen Jahre, in denen ihre Karrieren getrennt verliefen, fühlte sich das Zusammenspiel für die Brüder vollkommen vertraut an – fast so, als hätten sie nie anders musiziert. "Natürlich machen wir unseren Job", sagt Stephen. "Aber es war für mich eine unglaublich emotionale Erfahrung."
Sendung: "Allegro" am 25. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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