Neues Konzerthaus in München ja oder nein? Anne-Sophie Mutter hat sich im aktuellen Podcast des BRSO erneut klar positioniert und dabei die Bayerische Staatsregierung scharf kritisiert – Reaktionen folgten auf dem Fuß. Nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch in unserer BR-KLASSIK-Community auf Facebook.
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Eigentlich schien alles schon unter Dach und Fach: München bekommt ein neues Konzerthaus – ein "Leuchtturmprojekt", wie der damalige Kunstminister Bernd Sibler es bezeichnet. Doch vor einem Dreivierteljahr dann die Ernüchterung: Denkpause. In Anbetracht der Krisen müsse man neu abwägen, so Ministerpräsident Markus Söder sinngemäß. Für die einen genau richtig, für die anderen eine Abkehr des Staates von Kunst und Kultur.
"Wortbruch" wirft Anne-Sophie Mutter den Politikern in der aktuellen Podcastfolge des BRSO vor. Schließlich hätten bereits drei Ministerpräsidenten Ja! gesagt. Es sei ein Vergehen an Mariss Jansons' Vermächtnis, der sich vehement dafür eingesetzt hatte. Kunstminister Markus Blume weist die Anschuldigungen von sich. Er verstehe die Aufregung nicht, denn die Planungen liefen ja weiter. "Aber es muss gleichzeitig erlaubt sein zu überlegen, wie man in diesen Zeiten verantwortungsvoll Prioritäten setzt", so Blume in einem schriftlichen Statement.
Hören Sie hier die aktuelle Folge unseres Podcasts: Musiker und ihre vierbeinigen Freunde – mit Anne-Sophie Mutter
Die BR-KLASSIK-Community auf Facebook zeigt sich mindestens genauso gespalten angesichts dieser kurzen Belebung der Diskussion. Chica A. etwa verweist auf die bereits bestehenden Konzertsäle in München: "Ich finde HP8 plus den eventuell sanierten Gasteig ausreichend. Allein die Isarphilharmonie ist eine Bereicherung und es wäre schade, wenn sie nicht in Zukunft weiter genutzt würde." Auch für Kristina D. sind diese beiden Konzertsäle mehr als genug, denn wenn nicht einmal diese Säle ausverkauft seien, warum brauche es dann einen neuen? "Der grundsätzlichen Klassik sterben die Leute weg." Gegenwind kommt von Namensvetterin Krisztina K.: "Die Elbphilharmonie hat eine super Auslastung. Es ist eine echte Bereicherung für die Region. Wenn der Konzertbesuch dann auch so großzügig subventioniert wird wie im Norden, funktioniert die Wiederbelebung des Klassiklebens." Dafür brauche man aber entsprechende, großzügige und einladende Räumlichkeiten, die alle Schichten ansprechen, sagt sie weiter. Und auch eine andere Facebook-Userin sieht das Wegsterben eher in der aktuellen Finanzkrise als in einem mangelnden Interesse der Bevölkerung.
Doch für die Musikerinnen und Musiker ist nicht nur die Anzahl der Konzertsäle entscheidend, sondern auch deren Akustik, ebenso wie für die Besucher das Ambiente wichtig ist. Als Vorbild könnte das Harpa in Reykjavík dienen, findet Susanne K.: "Überall hat es Sofas, wo man einfach sein kann. Da sitzen Studenten und arbeiten und der müde Tourist kann sich hier ausruhen. Und dann kommt vielleicht ein wunderbarer Chor daher und probt für ein Konzert... Und dann die Glasfassade mit dem Blick, und das Café, das es natürlich auch gibt, hat ganz normale Preise." Kerstin G. ergänzt: "Darüber hinaus haben die verschiedenen Säle eine besondere Akustik, ich habe dort bereits mehrere Konzerte von Symphonie über Chanson bis hin zu Sigur Rós erlebt. Das Ambiente, die Lage und die künstlerische Architektur machen Harpa zu etwas Besonderem. Und auch die Tatsache, dass so ein kleines Völkchen mitten im finanziellen Breakdown diese Finanzierung gestemmt hat!"
Doch so verlockend ein solches Konzerthaus auch klingen mag, so sehr stellen sich viele Facebook-User die Frage: Warum immer nur München? Sie wünschen sich vielmehr einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus. "In Nürnberg als zweitgrößte Stadt Bayerns wäre EIN vernünftiger Konzertsaal wichtig, da die Meistersingerhalle akustisch absolut unbefriedigend ist! Bayern ist nicht nur München", schreibt etwa Marco R. und Anette O. stimmt ihm zu. Yvo N. sieht sogar eine Alternative, die beide Städte glücklich machen würde: "Es ist schon bemerkenswert, dass eine Stadt wie Bochum sich einfach mal so ein sehr gutes Konzerthaus hinstellen kann und dass eine Stadt wie München das nicht hinbekommt. Und das für einen Preis, zu dem man locker auch in Nürnberg eins zusätzlich hinstellen kann." Dabei hätte München genügend Chancen gehabt, ergänzt Manfred L.: "Das Odeon wurde nie wieder restauriert, der Kongresssaal zum Kino, der Gasteig eine akustische Fehlplanung." Und Facebook-User Felix M. verweist zu guter Letzt als Alternative auf ein anderes Kulturprojekt: "Mit dem 'Bergson' erhält München ab 2024 ein solches multidimensionales 'Kunstkraftwerk' – und das noch dazu in architektonisch bemerkenswert revitalisierten Räumlichkeiten."
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