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Sängerin Salome Kammer Freude über Musikpreis und Leitungsposten

Doppelte Ehrung für Salome Kammer: Die Stimmsolistin wurde mit dem Musikpreis der Stadt München ausgezeichnet und zur Direktorin an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ernannt – als erste Frau überhaupt.

Salome Kammer | Bildquelle: Christoph Hellhake

Bildquelle: Christoph Hellhake

BR-KLASSIK: Salome Kammer, Sie werden die neue Direktorin der Musikabteilung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Allerdings gab es auf diesem Posten in der knapp 80-jährigen Geschichte vor Ihnen noch nie eine Frau. Trübt das so ein bisschen die Stimmung?

Salome Kammer: Nein, alle sind glücklich, dass wir uns endlich stolz sagen können: Wir haben eine Direktorin.

BR-KLASSIK: Wissen Sie schon, was als Direktorin der Musikabteilung auf Sie zukommt?

Salome Kammer: Ich habe die Vorgänger beobachtet und denke, ich kann es genauso gestalten oder einfach fortführen. Diese Position ist ja ein Ehrenamt. Da könnte man einerseits sagen: Das ist schrecklich, weil man so viel Arbeit hat. Aber andererseits kann man auch wunderbar gestalten. Ich habe einen kleinen Etat, mit dem ich Konzerte nach meiner Vorstellung umsetzen kann.

Einblicke in den schöpferischen Akt der Interpret:innen geben

BR-KLASSIK: Haben Sie schon Pläne und Wünsche, was Sie mit dem Etat so anstellen?

Salome Kammer: Ich bin ja selbst Interpretin und würde wahnsinnig gerne einem neugierigen Publikum Einblick in Interpretation geben. Wir haben sehr oft Komponisten eingeladen, die über ihre Stücke gesprochen haben. Aber es gibt ja auf dem Weg zum Ohr des Hörers auch noch den Interpreten. Das ist ja ein schöpferischer Akt, mit dem ich mich natürlich jahrzehntelang beschäftigt habe. Ich möchte dem Publikum gern einen Einblick geben, was für ein gestalterisches Spektrum da möglich ist.

BR-KLASSIK: Werden Sie dann in einer Doppelrolle auftreten, als Direktorin und Interpretin?

Salome Kammer: Nein, ich möchte nicht selbst interpretieren, sondern der Gesprächspartner für die Interpreten und die Komponisten sein. Ich finde, dass man den Posten nicht benutzen sollte, um sich ständig auf der Bühne selbst zu präsentieren.

Ist die Bayerische Akademie der Schönen Künste zu abgehoben?

BR-KLASSIK: Es gibt immer wieder Stimmen, auch aus der breiteren Gesellschaft, die sagen, die Bayerische Akademie der Schönen Künste sei einfach ein sehr elitärer, akademischer, Intellektueller Zirkel, der sich in seinen eigenen Sphären bewegt. Nehmen Sie das so wahr? Und wenn ja, was könnte man da dagegen tun?

Salome Kammer: Man muss viel genauer hinschauen. Es gibt unglaublich lebendige Veranstaltungen, die auch für ein großes Publikum interessant sind. Gleichzeitig ist es ein Ort, an dem heftig diskutiert werden kann, auch intern. Warum soll das nicht auch auf einem akademischen Level passieren? Man kann doch niemandem vorwerfen, dass die Dinge in die tiefsten Schichten besprochen werden müssen. Und dass dort Leute sind, die sich in ihrem Fach ganz besonders gut auskennen oder was zu sagen haben, ist doch gut. Die Auseinandersetzung muss ja stattfinden.

Was macht die Bayerische Akademie der Schönen Künste?

Die Bayerische Akademie der Schönen Künste ist eine Vereinigung von Persönlichkeiten aus dem künstlerischen Leben. Sie wurde 1948 vom Freistaat Bayern gegründet und ist in fünf Abteilungen gegliedert: Bildende Kunst, Literatur, Musik, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst. Die Verordnung von 1948 legt fest, dass die Akademie "die Entwicklung der Künste ständig zu beobachten, sie in jeder ihr zweckdienlich erscheinenden Weise zu fördern oder Vorschläge zu ihrer Förderung zu machen" habe. Ferner soll die Akademie "einen Beitrag zur geistigen Auseinandersetzung zwischen den Künsten sowie zwischen Kunst und Gesellschaft" leisten für die Würde der Kunst eintreten.

Salome Kammer wurde mit dem Musikpreis der Stadt München geehrt

BR-KLASSIK: Sie haben fast zeitgleich mit der Bekanntgabe dieses Direktorinnen-Postens auch den Musikpreis der Stadt München bekommen, dotiert mit 10.000 Euro. Haben Sie schon eine Ahnung, wofür Sie das Geld ausgeben?

Salome Kammer | Bildquelle: Christoph Hellhake Salome Kammer ist freischaffende Künstlerin und lebt seit 1988 in München. | Bildquelle: Christoph Hellhake Salome Kammer: Es war ein unglaublich guter Zeitpunkt in meinem Leben, diesen Musikpreis zu bekommen. Ich bin jetzt in einem Alter, wo die Aufträge nicht mehr so häufig sind. Als freischaffende Künstlerin, das muss ich jetzt einfach dazusagen, weiß ich oft nicht, wann überhaupt mal wieder Geld aufs Konto fließt. Dass ich dann durch den Musikpreis einfach so ein Geschenk bekomme, hat mich unglaublich gefreut! Nicht nur wegen des Geldes, sondern dass man an mich gedacht hat, für meine vorherige Arbeit. Wir Freischaffenden gucken eigentlich immer voraus: Was ist meine nächste Aufgabe? Woher bekomme ich meinen nächsten Auftrag, um Geld zu verdienen? Da sah es ziemlich mau aus. Und es ist natürlich ein absoluter Segen, der einen überkommt, wenn man spürt: Die Leute haben einen erkannt.

BR-KLASSIK: Sie haben es definitiv verdient, weil Sie eine sehr breit aufgestellte Künstlerin sind. Man kennt Sie als Sängerin und Stimmakrobatin. Sie haben aber Violoncello studiert. Kommen Sie überhaupt noch zum Cellospiel?

Salome Kammer: Das habe ich vor einigen Jahren aufgegeben, auch weil die Gelenke nicht mehr so wollen. Weil ich nicht mehr regelmäßig gespielt habe, war der Frust immer größer. Ich will ja dann anschließend an dem, was ich einstmals gelernt und geübt habe. Und das geht jetzt einfach nicht mehr. Da fehlt die Mikrobewegung in den Gelenken, im ganzen Körper. Dafür bin ich froh, dass ich mit der Stimme immer noch so rumspringen kann.

BR-KLASSIK: Frau Kammer, herzlichen Dank für das Gespräch!

Sendung: "Allegro" am 22. Juli 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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