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Musik und aktives Musizieren halten uns fit – auch kognitiv. Dass Musikmachen bei Demenz den Abbauprozess im Gehirn verlangsamen kann, ist längst bekannt. Aber auch gesunde Ältere profitieren beispielsweise vom gemeinsamen Singen in einem Chor. Es tut Körper und Seele gut und ist ein wirksames Mittel gegen Einsamkeit. Gerade Seniorenchöre können hier eine gute Option sein.

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Gut für Körper und Seele

Singen im Seniorenchor

Wenn der Chor im Seniorenstift Augustinum in München probt, füllt sich der Konzertsaal mit den grünen Polsterstühlen und dem kleinen Flügel schon weitaus vor Terminstart. Der kleine Plausch vor der Probe – ein Muss. Zu den Chorsängerinnen gehört auch die 87-jährige Oktavia Riem. "Ich sehe, wie die Leute hier am Montagmorgen reinkommen, so etwas müde und zum Teil auch ein bisschen missmutig", erzählt sie. "Und wenn ich dann sehe, wie sie nach der Probe rausgehen – das ist wie ein Jungbrunnen. Das Singen tut einfach wahnsinnig gut."

Oktavia Riem strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie von ihrem Chor erzählt. Seit sechs Jahren ist sie mittlerweile dabei. Genauso wie ihr Mann Martin. Er ist mit 97 Jahren das älteste Mitglied im Chor. Singen und Musik waren schon immer ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben, sagt Martin Riem: "Wir haben über 50 Jahre in einer Kantorei gesungen. Und mit 85 Jahren habe ich dann gedacht: Ich gehe jetzt, bevor ich rausgeschmissen werde. Dann kam ich hierher. Und mit 92 habe ich wieder angefangen zu singen. Die Stimme war etwas eingerostet, aber es ging dann wieder gut und macht unheimlich Spaß."

Seniorenchöre – eine gute Alternative

So wie Martin und Oktavia geht es wohl einigen Seniorinnen und Senioren. In den üblichen Erwachsenenchören fühlen sie sich nicht mehr wohl, sind zum Teil unerwünscht. Ihre Bedürfnisse sind eben andere. Das fängt mit der Stimmbildung an und hört bei der Chorliteratur auf. "Bei dieser Chorarbeit braucht man viel mehr Geduld und Ruhe", weiß Chorleiterin Jutta Michel-Becher. "Man braucht auch mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit. Und dann ist natürlich total wichtig, dass das Notenmaterial groß gedruckt ist, damit man das gut lesen kann."

Wie sich die Stimme im Alter verändert

"Silberklang" heißen die Chorbücher, die Jutta Michel-Becher für Seniorenchöre wie diesen geschrieben hat. Neben dem großzügigem Druckbild ist auch der Tonumfang den älteren Menschen angepasst. Denn durch hormonelle oder muskuläre Veränderungen können die Stimmlagen bei Tenören und Sopranen absinken. Es kann aber auch Tiefe verloren gehen, das Timbre ändert sich. "Ich merke wirklich bei den Gruppen, bei denen ich regelmäßig Stimmbildung mache, dass das was bringt", sagt Jutta Michel-Becher. "Der Atemfluss wird besser, die Stimme wird besser, auch die Sprechstimme wird besser. Einfach weil es geübt wird." Doch nicht nur der Brüchigkeit der Sprechstimme wirkt das Singen entgegen. Das Singen von zwei- bis dreistimmigen Liedern hält auch den Kopf fit.

Musikgeragogik – noch mangelt es an Vernetzung

Gemeinsames Musizieren im Alter schützt vor Vereinsamung. | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke Dass die Gesellschaft immer älter wird, ist ein Fakt. Dass man die Älteren aber nicht vergessen darf, ein anderer. Damit möchte sich das Fachgebiet Musikgeragogik befassen. Kai Koch ist so ein Musikgeragoge. Er arbeitet nicht wissenschaftlich auf dem Gebiet, sondern setzt sich auch unter anderem in der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik e.V. für das Thema ein. "An vielen Stellen wird gute Arbeit geleistet", sagt Kai Koch. "Die sind aber noch nicht so vernetzt, wie sie sein könnten. Das ist ja ganz unterschiedlich. Mal gibt es eine Kirchengemeinde, die den Fokus darauf hat, dann gibt es eine tolle Musikschule, die sich auf den Weg gemacht hat, Menschen im Alter auch im Portfolio zu haben. Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich."

Es braucht insgesamt eine bessere Vernetzung, damit solche Angebote wie das im Augustinum zustande kommen. Denn neben all den gesundheitlichen Vorteilen: In einer Chorgemeinschaft vergisst man auch schnell die Altersschwermütigkeit und Einsamkeit. Davon schwärmt auch Oktavia Riem: "Ich fühle mich frei und trotzdem in dieser Gemeinschaft so fest eingebunden und glücklich. Das ist wirklich toll!"

Sendung: "Allegro" am 20. Februar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK